Mit der ersten Kultur-Polsterlift-Tour eröffnete sich letzten Sonntag, just dem letzten Hochsommertag und letzten steirischer Ferientag anno 2024, unserem wanderfreudigen Publikum ein exquisites Bergkulturerlebnis: Es kam bei perfektem Wetter nahezu mühelos in den Genuss eines alpinen Spaziergangs in Verbindung mit einer fein komponierten Mixtur aus Musik-, Literatur- und Kunst-Performance.

Und offenbar fühlten sich viele kulturaffine Menschen von diesem Angebot angezogen – es fanden sich um die 80 oder 90 Teilnehmer*innen aus vier Bundes-ländern (Wien, Oberösterreich, Burgenland, Steiermark) am Polster ein!

…bei der Talstation, Musik von Zurbrügg & Hudecek, Liftfahrt, Bergstation, Aufstieg zur Spitze (alle Fotos: Schubidu Quartet)

Den Auftakt bildete das genüssliche Schweben am revitalisierten Einser-Sessellift von 1200 auf 1800 Meter als meditative zwölfminütige Single-Erfahrung. Von der Bergstation aus galt es einen kurzen, von traditionellen Flügelhorn-Klängen (Helmut Stangl) begleiteten Anstieg zu nehmen um den Polstersattel, Ausgangspunkt des alpinen Kulturspaziergangs, zu erreichen. Auf diesem Hochplateau, das eine Rundum-Aussicht auf die wunderbare Eisenerzer Bergwelt freigibt, erklang stimmungsvoll eine Geige (Toni Burger), bevor zur theatralen Einstimmung der erste Teil der bizarr-amüsanten fünfteiligen Modenschau namens Der letzte Schrei! Oder: Die richtige Bekleidung in den Bergen (Götz Bury) zu erleben war.

Polstersattel mit Polsterspitz, erste Kulturstation, mit Musik von Toni Burger, Teil 1 von Götz Burys Modenschau und herrlichem Bergpanorama

Genusswanderung, begleitet von Flügelhorn- und Jodelklängen (Helmut Stangl, Zurbrügg & Hudecek)

Bei Sonnenschein und klarer Fernsicht schlenderte unsere Gruppe dann das prachtvollste Wegestück, den Polstersattel auf 1900 Meter entlang, um en passant Jodlern zu lauschen – dem melancholischen Königsjodler als Solo und eine zweistimmige Jodelvariation (Helmut Stangl, Zurbrügg & Hudecek) – und den Ausführungen zur umgebenden Bergkulisse zu folgen. Nach dem Abstieg am Osthang machten wir Halt am Hirschegg Sattel um Bodo Hells geistreicher Interpretation von Bauernregeln und Wetterheiligen zu folgen (Johannes Silberschneider), die von Maultrommel und anderen handlichen Klanggeräten begleitet wurde (Toni Burger).

Teil 2 der Modenschau, innovativen Brillen gewidmet, auf dem Weg Richtung Osthang

Der Hirschegg Sattel lud erneut zum Verweilen ein: Hier bot Johannes Silberschneider seine erste Textperformance, musikalisch unterstützt von Toni Burger

Zwar hatten sich bedingt durch das zeitlich versetzte Eintreffen aller Teilnehmer*innen am Sattel zwei Wandergruppen gebildet, doch trafen bei der Leobner Hütte alle aufeinander und genossen unisono bei Jause und Getränken das hier gebotene Kunstprogramm:

Das Team der Leobner Hütte hatte alle Hände voll zu tun um über 100 Wanderer mit Getränken und Essen zu versorgen, während Heli Stangl und Sans Moustache den musikalischen Auftakt gaben.

Flotte Rhythmen nach Django Reinhard, Gipsy Swing und einschmeichelnde französische Chansons, interpretiert von der fünfköpfigen Band eines Polsterlift-Aktivisten (Sans Moustache). Danach hinreißende, schlagartig an den ‚dritten Mann‘ erinnernde Wienerliedklänge, authentisch erzeugt durch Harmonika und Zither (Soyka Stirner). Zwischendurch eingestreut Literarisches von Bodo Hell – Textauswahl anhand einer just kürzlich in Eisenerz aufgetauchten, mit ‚Gerhild‘ bezeichneten Ringmappe des Autors (Johannes Silberschneider, stellvertretend). Ebenso: Schwarzhumorige Kurzgedichte aus Karl Stirners Band 73 schmähfreie vierzeiler in wienerischer sprache. Dann noch Teil vier der ideenreichen Modenschau mit praktischen Anregungen (Götz Bury, auf aparte Art unterstützt von Assistentin Maria vom Grazer Kunstverein Roter Keil).

Karl Stirner und Walther Soyka mit Zither und Akkordeon, das heisst urwienerische Ethnomusik vom Feinsten. Götz Bury, Philosoph, Recycling-Bildhauer und Entertainer. Johannes Silberschneider, den grandiosen vermissten Bodo Hell würdigend. Publikum: vielzählig und interessiert.

Nach etwa zwei Stunden führte der Weg weiter abwärts zur Handlalm, wo die etwas kleiner gewordene Wandergruppe von den Sennern sehr freudig begrüßt wurde. Hier bot sich ein weiterer idyllischer Ort und letzter Schauplatz für Musik und Literatur und Performance, und die Anwesenden genossen im gemütlichen Almhütten-Ambiente einmal mehr französische Klänge, urban anmutende Jodler, Bodo Hell Texte und den letzten Teil der Modenschau, alternativem Schuhwerk gewidmet.

Abstieg zur Handlalm, herzlicher Empfang des Sennerpaars, inspirierendes Umfeld für weitere Performances…

…ob in der Wiese, auf der Hausbank, rund um die Hütte: gespannt folgte man dem anregenden ‚Bühnengeschehen‘ (hier: jazzige Jodler von Zurbrügg & Hudecek als Rhythmus für Götz Burys Tanzeinlage)

Rundum entspannte, lächelnde Gesichter zeugten von durchwegs heiterer Stimmung – das ganztägige Z*ARTe Natur- & Kultur-Erlebnis hatte bei den Teilnehmer*innen sichtlich Freude und Wohlbefinden ausgelöst…

Französische Klangkulisse auf der Alm, nicht oft zu erleben… etwa ebenso selten wie Silberschneider-Lesungen!

Um circa 18.30 Uhr erreichten die letzten der Gruppe den Ausgangspunkt, und die meisten traten zufrieden die Heimreise an. Rund 25 Personen, darunter solche, die nicht mitwandern konnten, fanden sich zum Abschluss noch im Präbichlerhof ein, wo Soyka Stirner, Toni Burger und Johannes Silberschneider weitere Musik- und Texteinlagen boten.

 

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FOTOS:

Wir danken Thomas Raggam (The Schubidu Quartet) für seine kurzfristige Zusage und enthusiastische Teilnahme, für die schönen Bilder und die Diaschau, die er auf Basis seines umfangreichen Materials gebastelt und mit Musik von Soyka Stirner unterlegt hat – seht selbst:

DIASHOW Kultur-Polsterlift-Tour 2024

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Randbemerkung

Für viele war die Kultur-Polsterlift-Tour eine erfreuliche, lohnende Unternehmung, als solche nahezu perfekt – wozu das prachtvolle Wetter einen sehr wesentlichen Beitrag leistete.

Viele reisten von weit her dafür an – was die Attraktivität dieses Formats bestätigt:

Ein Ausflug in ein reizvolles Wandergebiet, verbunden mit dem Erlebnis eines Retro-Sessellifts als Aufstiegshilfe und eines hochkarätigen Kunstprogramms scheint für ein vielzähliges naturliebendes Kulturpublikum ein rares Ereignis zu sein!

Herrlich, wie entspannt so eine Kulturwandertour ablaufen kann…

 

Das positive Feedback von Teilnehmenden und Mitwirkenden regt zu Überlegungen hinsichtlich einer Neuauflage an.

Ein einziger Programmierfehler dieser Erstauflage – erwachsen aus der herrlichen Langsamkeit des Sessellifts – wäre allerdings auszumerzen: Die künstlerische Animation am Berg muss bereits mit den ersten Ankommenden starten, um derart den Zeitraum, bis die letzten den Sattel erreicht haben, zu überbrücken.

Aber was, wenn alles fein programmiert und penibel organisiert ist, und dann das Wetter nicht mitspielt, der Lift gar nicht fährt ?

Die Erfahrung der letzten völlig verregneten Kultur-Almen-Tour im Jahr 2013 lehrte uns, dass in solchen Fällen die Zahl der Teilnehmenden jener der Mitwirkenden ungefähr die Waage hält… eine bittere Erfahrung als Veranstalter, nicht eben förderlich für weitere Ambitionen. – Es dauerte 11 Jahre, bis es zur Erneuerung dieser Kulturwanderung kam…

Die Kultur-Almen-Tour (jetzt: Kultur-Polsterlift-Tour) als zwiespältiges, de facto janusköpfiges Programmformat: Alle lieben sie bei Schönwetter. Keiner kommt bei Schlechtwetter.

Wenn dieses Format neu inszeniert werden soll – worüber sich viele freuen würden – , braucht es einen Modus operandi, der sicherstellt, dass ein fein und hochrangig für die Natur kompiliertes Kunstangebot bei unwirtlichen Verhältnissen nicht ‚verschwendet‘ wird, weil fast niemand kommt .

 

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Wanted: Diskussion !

Gerne möchten wir mit bisherigen Teilnehmenden, Fans und Interessenten einen Diskurs darüber führen, was es brauchen würde damit dieses Kunstwanderungs-Programmformat auch bei Schlechtwetter ‚greift‘!

Frage:
Kann es so etwas wie ‚Kultursolidarität‘ in Form der Teilnahme an einem etwaigen Schlechtwetter-Alternativprogramm geben, bzw. wie kann man eine solche entwickeln ?

Frage:
Ist es überhaupt denkbar, dass Schlechtwetter-Features das Naturerlebnis ersetzen ?
Beispielsweise ein Tag in Vordernberg mit Kunstprogramm im Radwerk IV, einer Art Impro-SoloTheater mit viel Musik und anderen künstlerischen Elementen, zwischendurch einer montanhistorisch-baukulturellen Führung als RegenSpaziergang durch den Ort, oder Wandeln auf den Spuren von Erzherzog Johann, begleitet von der Nachtwächterin, Essen im gut bürgerlichen Schwarzen Adler…?
Beziehungsweise welche anderen Themen oder Orte wären bei unfreundlicher Witterung interessant ?

Frage:
Ist es wichtig und richtig, dass dieses Format kostenfrei zugänglich ist, oder erschiene eine Teilnahmegebühr gerechtfertigt ?
Oder wäre ein im Vorverkauf mit angebotenes AlmCatering eine interessante Option ?

 

Wir freuen uns über Anmerkungen, Ideen, Kritik oder sonstiges Feedback!

 

 

 

Eine kleine, aber feine, aus Wien, Oberösterreich, Graz und Eisenerz kommende Gesellschaft fand sich am 26.8.2023 im FreiRaum Eisenerz ein.

eisenZ*ART hatte zur Finissage der Ausstellung „Herbert Eichholzer – BLAUPAUSE“ geladen – zum Ende jener Ausstellung, die im Sommer 2022 in dem von ihm geplanten Haus Brutmann eröffnet wurde, und die erfreulicherweise auch Eingang ins Parallelprogramm des steirischen herbst ’22 fand. Die medial gestaltete Ausstellung war letztes Jahr umrahmt von Exkursionen auf Eichholzers Spuren in der Obersteiermark und schloss mit einem „Abend für Herbert Eichholzer“ im Volkshaus Graz ab.

2023 galt es gleich zwei Eichholzer-Jubiläen zu bedenken; das Jahr seines 120. Geburtstages und seines 80. Todestags. Grund genug, BLAUPAUSE erneut dem interessierten Fachpublikum zugänglich zu machen !

Die Ausstellung wurde in ihrer 2. Edition (1.7. – 2.8.2023, FreiRaum Eisenerz) von Kuratorin Alexandra Riewe leicht überarbeitet und mit neuen Elementen angereichert, etwa mit einem poetischen Film von XXkunstkabel über eine der Exkursionen, mit Mitschnitten des Vortrags von Heimo Halbrainer und der Lesung von Johannes Silberschneider im Volkshaus Graz, und last but not least mit einem zweiten Original-Eichholzer-Möbelstück, einem Stahlrohrsessel, den uns die Eigentümerin des Eichholzer-Gebäudes in Gröbming freundlicherweise überließ.

Und da 2022 nicht alle geplanten Exkursionen durchgeführt werden konnten, kamen 2023 drei weitere Fahrten ab Graz aufs Programm, begleitet von Antje Senarclens de Grancy, Heimo Halbrainer und Erika Thümmel, die allesamt zur Zufriedenheit der Teilnehmer*innen abliefen.

Es war also an jenem Samstag, 26.8.2023 der letzte Akt der Eichholzer-Schau in den Ausstellungsräumen des Hauses Brutmann, bei dem Alexandra Riewe ein letztes Mal auf die Bedeutung des Herbert Eichholzer einging und die Exponate wie auch ihren kuratorischen Zugang erläuterte. Danach las Günter Eichberger seinen berührenden Text „Schweigen für Herbert Eichholzer. Mehrere Anläufe zu einer unmöglichen Aufgabe“, der 2013 in pavillon Hommage à Herbert Eichholzer (Hrsg.: Christan Marczik und Wenzel Mracek) erschienen war. Weiters sprach Christian Teissl über den autobiographischen Roman „Gefangen zwischen zwei Kriegen“ von Kurt Neumann, einem Freund und Weggefährten Eichholzers, und las eine Probe daraus (Hrsg.: Heimo Halbrainer und Christian Teissl, Clio Verlag, 2012).

Hausherrin Gil Illmaier schilderte indes ihren persönlichen Zugang zu diesem Projekt und bot zum krönenden Abschluss etwas Champagner und Kaviar an, um gemeinsam noch einmal den brillanten Geist des Herbert Eichholzer hochleben zu lassen und um auf ihn, seine Gesinnung und Lebensart, wie auch auf eine gelungene Veranstaltungsreihe 2022/23 anzustoßen.

Zu guter Letzt wurde noch die nahende Herausgabe eines Ausstellungskatalogs angekündigt, an dem noch heftig gearbeitet wird.

 

„Das Projekt KLANGNETZE ist ein Projekt, wo es darum geht, eine große Klanginstallation in der Steiermark zu realisieren.

Mein Name ist David Pirrò, ich bin Klangkünstler und -forscher am Institut für elektronische Musik und Akustik in Graz an der Kunstuniversität. Das Projekt KLANGNETZE ist aus einer Idee von mir, Luc Döbereiner und Daniele Pozzi entstanden. Die generelle Idee ist, unsere künstlerische Praxis an Orte zu bringen, wo wir sonst nicht so einfach hinkommen könnten, wo nicht so einfach diese Klänge oder diese Art von Klangkunst zu hören wäre.

Beim Projekt KLANGNETZE haben wir fünf Klanginstallationen in der Steiermark an fünf unterschiedlichen Orten installiert. Die Orte sind Gleisdorf an der Kirche am Hauptplatz, Leibnitz am Rathaus, Ligist am Restaurant Schilcherhof, Eisenerz am Freiheitsplatz und Spielberg in der Marktpassage.

Jede dieser Klanginstallationen besteht aus fünf Agenten…“ –“…das sind jeweils kleine Computer, die mit einem Lautsprecher und einem Mikrophon ausgestattet sind und solarbetrieben werden. Das heißt, die versorgen sich selber mit Strom, wenn’s Sonne gibt, sind sie aktiv, wenn’s keine Sonne und keinen Strom gibt, dann fahren sie sich runter und schlafen, und die sind untereinander in Beziehung durchs Internet und können auch nach außen kommunizieren und sie können die Umgebung hören und wieder was zuspielen und sind dadurch mit allem rundum in Beziehung, und das ist. was die Idee von den Klangnetzen ausmacht.“

(O-Ton David Pirrò und Margarethe Maierhofer-Lischka in der Video Dokumentation)

 

Das gesamte Projekt ist ausführlich im Video vom Schubidu Quartet dokumentiert:

 

Das gesamte Projekt ist auf klangnetze.mur.at nachzuverfolgen!

 

 

Alle Klassen der Peter Rosegger Volksschule kamen in den Genuss des Stückes „Kein Päckchen für Sandra“.

Die Zuschauer*innen wurden in eine berührende Geschichte über Ausgrenzung und Migration mitgenommen. Spannend dargestellt und feinfühlig erzählt wurde das Stück von zwei großartigen Schauspielerinnen, die in verschiedene Rollen schlupften. Das Bühnenbild begeisterte die kleinen Zuseher*innen besonders und die Kinderaugen leuchteten bei den wie von Zauberhand bewegten Gegenständen auf der Bühne.

Im Anschluss an die Vorstellung konnten die jungen Theaterbesucher*innen noch Fragen zum Stück an die Schauspielerinnen stellen.

(Bericht verfasst von der Peter Rosegger Volksschule in Trofaiach)

 

 

Wenn der großartige Schauspieler Johannes Silberschneider auf der Bühne agiert, arbeitet selbst bei einer Lesung sein ganzer Körper, vom Kopf bis zu den Zehen!

Nur wenige Plätze des Stadttheaters Leoben blieben frei, als der geniale Mime, der seine Wurzeln in Mautern hat, mit größter Leidenschaft Mundart-Gedichte von Herms Fritz zum Besten gab. Kongenial ergänzt wurde seine Textperformance von Kurt Gober, Klaus Ambrosch und Chris Seiner von Stub’n Tschäss. Bei manchen Rock- und Blues-Songs verwandelte sich Johannes Silberschneider flugs in sein Alter Ego Johnny Silver, und riss das Publikum als Lead-Sänger förmlich mit.

Es dankte den Akteuren am Ende mit heftigem, lang anhaltendem Applaus.

 

Fotos: Johannes Gellner

 

Frankie Vetter und die Brüder Alfred und Bernd Valta haben sich vor ein paar Jahren zusammengetan, um sich intensiv mit Bruce Springsteen und seinem Album Nebraska aus dem Jahr 1982 auseinanderzusetzen. Herausgekommen ist dabei eine wunderbare literarisch-musikalische Performance, die die positive Kraft, die prickelnde Energie und das soziale Bewusstsein des Weltstars spürbar macht. Schauplatz des im Rahmen von eisenZ*ART stattfindenden Konzerts war erstmals das Radwerk IV in Vordernberg.

Dass sich ausgerechnet kurz vor Veranstaltungsbeginn ein selten starkes Sommergewitter entlud, mag einige Leute aus Eisenerz und anderen Orten der Umgebung vom Besuch abgehalten haben; umso erfreulicher, dass sich dennoch zwischen rund 50 Personen beim Konzert einfanden, darunter auch Bürgermeister Walter Hubner.

Gitarrist und Sänger Frankie Vetter interpretierte die wortreichen Songs intensiv und ausdrucksstark, und schlug das Publikum mit seiner samtenen Stimme in Bann. Gekonnt setzte Alfred Valta dazu dunkle Akzente am Kontrabass. Literat Bernd Valta trug zwischendurch die Stories der Songs auf deutsch vor; er hatte die Originaltexte zu berührenden Geschichten umgeschrieben, die an verschiedenen Orten in der Steiermark spielen und vom harten Los von Stahlarbeitern, Arbeitslosen und verzweifelten Outlaws handeln. Visuell angereichert wurde der stimmige Schauplatz durch die Projektion jener farbenprächtigen Bilder, die Alfred Valta zu jedem der Songs passend kreiert hatte.

Das Publikum zeigte sich begeistert, forderte stürmisch Zugaben ein und bedankte sich mit heftigem Applaus.

Fotos: Johannes Gellner

 

Samstag, 16. Juli 2022, Mittag. Ich bin unterwegs zu Omar Khir Alanam, um mit ihm nach Eisenerz zu fahren. Abends tritt er im Erzbergbräu auf, und bekocht seine Gäste. Omar wohnt mitten im Zentrum von Graz, unweit des Schlossbergplatzes. Zum Glück kann ich mit dem Auto in den Innenhof des Gebäudes zufahren, denn es gibt viel zu transportieren: Zutaten für ein vielfältiges Mahl für rund 50 Personen. Vor der Tür lehnen schon reichlich Säcke und Kartons, die wir gemeinsam in den Kofferraum räumen. Omar läuft noch einmal nach oben um den Rest zu holen. Dann geht’s mit etwas Verspätung los. Doch nach kurzer Strecke heißt es, nochmals umdrehen: Omar hat was vergessen. Dann muss noch getankt werden – mein Fehler – , und eine kilometerlange Baustelle auf der A9 kostet weitere Zeit.

Circa um 13.45 Uhr treffen wir schließlich im Erzbergbräu ein. Helga und Ingrid, die ihre Hilfe in der Küche angeboten haben, warten schon ungeduldig. Omar begrüßt die Anwesenden überschwänglich und räumt in aller Ruhe das Auto aus. Nur noch wenige Stunden bis zum Beginn der Veranstaltung um 18 Uhr… Grund genug, leicht nervös zu werden, doch ich denke mir, ruhig Blut, wenn schon der Protagonist so entspannt ist, wird schon alles klappen.

Ich ziehe mich zurück, und komme erst knapp eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn wieder an den Ort des Geschehens. In der Küche herrscht emsiges Treiben. Im Lokal ist alles vorbereitet, zusätzliche kleine Tische sind im hinteren Bereich aufgestellt.
Längst ist diese neuartige Veranstaltung, bei der der syrische Jungautor und passionierte Hobbykoch Omar Khir Alanam für sein Publikum orientalisches Essen mit europäischem Einschlag zubereitet, ausverkauft. Es gab so viele Anfragen, dass man die Plätze des Erzbergbräu zweimal hätte füllen können. Ich bereite am Eingang die Kassa vor und verteile Programmkarten auf den Tischen. Mulham Abordan, der die Lesung musikalisch begleiten wird, taucht gemeinsam mit dem Filmer Markus Haslinger (XXkunstkabel) auf. In der Küche wird es allmählich leiser. Omar wechselt seine Kleidung. Erste Gäste treffen ein. Reini schenkt Bier aus.

Punkt 18 Uhr präsentiert sich das Erzbergbräu prall gefüllt, kein einziger Platz bleibt leer. Die Gäste kommen aus der ganzen Steiermark, nur ein kleiner Teil kommt aus Eisenerz. Nach einer kurzen Begrüßung und Einleitung übernimmt Omar Khir Alanam das Wort, und erobert mit seinem charismatischen Wesen und seiner offenen Art die Gäste im Sturm! Der 31-jährige Syrer, den es 2014 nach Österreich verschlug, der hier in kürzeste Zeit deutsch lernte und schon bald mit eigenen Texten auf Poetry-Slam-Bühnen reussierte, und der in den letzten Jahren mehrere Bestseller schrieb, liest aber nicht aus seinen Büchern, das ist nicht seine Art. Omar spricht frei, und erzählt dabei aus seinem Leben. Er berichtet von seiner Flucht und wie er in Österreich aufgenommen wurde. Er scherzt über die kleinen kulturellen Unterschiede zwischen der arabischen und der westlichen Welt und die Missverständnisse, die daraus resultieren. Und er philosophiert über das Wesen unserer Gemeinschaft. Zwischendurch greift der afghanische Musiker Mulham Abordan zur Gitarre und produziert einschmeichelnde Klänge, inspiriert von Flamenco und verstärkt durch eine Loop-Station.

Schließlich ist es Zeit zu essen; alles wird, wie im Orient üblich, gleichzeitig in Schüsseln und auf großen Tellern serviert, die in der Mitte der Tische platziert werden. Neugierig und hungrig greifen wir zu. Es sind Speisen aus Reis, Gemüse, Faschiertem, Hülsenfrüchten und exotischen Gewürzen, die feine und ungewohnte Geschmackserlebnisse hervorrufen. Omar geht von Tisch zu Tisch, fragt wie es mundet. Seine Mühe hat sich gelohnt: Alle wirken sehr zufrieden. Zu erwähnen ist, dass die köstlichen Süßigkeiten aus Datteln und anderen Zutaten von Helga und Ingrid kreiert wurden, die sich wochenlang mit orientalischen Kochbüchern auseinandergesetzt haben. Binnen kurzem ist alles aufgegessen, auch ein Zeichen, dass es gemundet hat.

Am Ende bietet Omar seine mitgebrachten Bücher an, die er bereitwillig signiert. Es hätten mehr sein können, denn es bleibt kein einziges übrig. Der informelle Teil des Abends dauert nach lange an, und endet in spürbar guter Stimmung; jeder Gast scheint vergnügt und kulturell bereichert das Lokal zu verlassen.

Was kann man sich mehr als Veranstalterin Besseres wünschen?

Aufgrund der hohen Nachfrage und des Erfolges schreit dieses Format nach einer Neuauflage. Eine solche wird für 2023 eingeplant.

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Das Video von XXkunstkabel zeigt in bewegten Bildern, wie der Abend war!

 

„Eisenhagel. Der Krampuslauf“ lautet der Titel des Romans des Grazer Autors Martin G. Wanko, dessen Präsentation nach zwei Corona-bedingten Absagen in den Jahren 2020 und 2021 beim dritten Anlauf am 7.12.2022 endlich klappte.

Die schaurige Story kreist um das Schicksal von vier Freunden, das am Krampustag einen fatalen Lauf nimmt… Martin Wanko hatte sich schon vor Erscheinen des Romans in der Edition Keiper an uns gewandt mit dem Vorschlag einer Lesung in Eisenerz, dies, weil der Hintergrund der Geschichte von einem Ort wie Eisenerz inspiriert sei. Auf diese Bezüge ging er auch während seiner Leseperformance ein. Im Gepäck hatte er neben besagtem Titel auch die in diesem Jahr erschienene Fortsetzung des Romans, „Eisenhagel 2. Die Krah“.

Musikalisch angereichert wurde der Abend von Norbert Wally, Frontman der Band The Base, der sehr zum Gefallen des rund 30-köpfigen Publikums eigene Kompositionen ebenso wie legendäre Pop-Songs von Lou Reed, David Bowie, Leonard Cohen, Rolling Stones und anderen vortrug. Am Ende gab es heftigen Applaus.

(Fotos: Siegi Gallhofer)

 

Vieles schien im Vorfeld der für 5.10.2022 im Volkshaus Graz geplanten Veranstaltung zu entgleisen; eine Absage stand bereits im Raum. Corona hatte alle minutiöse Planung über den Haufen geworfen. Neben Ausstellungskuratorin Alexandra Riewe fiel auch Antje Senarclens de Grancy, die die Podiumsdiskussion leiten sollte, krankheitsbedingt aus. Doch kurzfristige Improvisation führte am Tag des Jom Kippur – Versöhnungstag im jüdischen Kalender – zu einem unerwartet wunderbaren Ergebnis.

Fünf Minuten vor Beginn der Veranstaltung präsentierte sich der große Saal des Volkhauses Graz, einem von Eichholzers Weggefährtin Margarete Schütte-Lihotzky renovierten Gebäude, noch gähnend leer, doch Punkt 18 Uhr füllten sich die Sitzreihen mit knapp 60 Personen.

Nach einem von Lothar Lässer vorgetragenen Musikstück von Kurt Weill aus der Dreigroschenoper begrüßte Karin Hojak-Talaber für eisenerZ*ART mit viel Charme das Publikum. Dann erläuterte Veranstalterin Gil Illmaier den Kontext des Abends in Verbindung mit der Ausstellung „Herbert Eichholzer – Blaupause“, die im August im FreiRaum Eisenerz eröffnet wurde, situiert im Haus Brutmann, dessen Planung zur Schaffung eines Frisiersalons im Zentrum von Eisenerz dereinst von Illmaiers Großvater bei Eichholzer beauftragt worden war. Es folgte ein lebhaft vorgetragenes Kurzreferat des Historikers Heimo Halbrainer, das über das architektonische Werk, den politischen Einsatz und die vielschichtige Persönlichkeit des Herbert Eichholzer Aufschluss gab. 

Die im Mittelpunkt stehende Diskussion zu den Themen Architektur und Engagement, Politik und Widerstand wurde von GAT-Redakteurin Claudia Gerhäusser geleitet, ihr gegenüber am Podium saßen Bürgermeisterin Elke Kahr, steirischer herbst-Intendantin Ekaterina Degot, Rebekka Hirschberg und Jomo Ruderer vom Verein wohnlabor, Waltraud Indrist von der TU-Graz und Eichholzer-Experte Heimo Halbrainer. Die Gespräche kreisten um den gegenwärtigen Umgang mit sozialem Wohnbau, um Immobilienspekulation, mangelnde Qualität im Bauen, um heutige Anforderungen und best-practice-Praktiken und führten bis hin zum Krieg in der Ukraine. Und immer wieder tauchte die Frage auf, was man von Eichholzers Haltung lernen könne, ob und in welchem Maß politisches Bewusstsein und Aktionismus gefragt bzw. notwendig sei. Aus all diesen Themenstellungen entwickelte sich ein lebendiger, spannungsreicher Diskurs, bei dem die hohe Anteilnahme des Publikums durch Zwischenapplaus, beim Thema Krieg aber auch durch Pfiffe und Buh-Rufe und zuletzt durch nicht enden wollende Fragen und Anmerkungen zum Ausdruck kam.

Der offizielle Programmteil endete mit einer Performance des Schauspielers Johannes Silberschneider, der zunächst Eichholzers Traktat über „soziales Bauen“ und dann zwei persönliche Briefe verlas, die dessen unfehlbaren Sinn für Humor erkennen ließen.

Nach rund zwei Stunden wechselte man ins Foyer zum informellen Programmteil, der dazu angetan war, den Abend in Reminiszenz an Herbert Eichholzers Lebenslust und die schönen Seiten jener Zeit in guter Stimmung ausklingen zu lassen, angeregt von Lothar Lässers Akkordeonklänge und stimuliert durch eine feine Auswahl geschüttelter Cocktails aus Martini, Wermuth, Whiskey, Sekt und anderen Ingredienzien der 20er- & 30er-Jahre. So wurde an diesem Abend anhand einer vielfältigen Auseinandersetzung die Person des Herbert Eichholzer in all ihren Facetten lebendig.

Epilog:

Aufgrund des hohen überregionalen Publikumsinteresses wird die Ausstellung „Herbert Eichholzer – Blaupause“ nach dem 16.10.2022 nicht abgebaut, sondern nach einer Winterpause im Mai 2023 wiedereröffnet, verlautbarte Gil Illmaier.

 

Fotos: (c) Clara Wildberger / steirischer herbst 

 

Als rundum gelungenes, unvergessliches Ereignis werden wohl all jene Personen den Abend des 15. September 2022 bezeichnen, die der Einladung von eisenerZ*ART in den Eisenerzer Kammerhof gefolgt waren.
Im stimmungsvollen „Kaisersaal“, flankiert von den Büsten seiner Vorfahren, bot Leopold Altenburg ein mitreißendes Kleinkunstprogramm rund um die Aristokratie:

Enormer Charme, viel Witz, eine große Portion Selbstironie und Slapstick-artiges Rollenspiel waren die Ingredienzien des Ururenkels von Kaiser Franz Joseph I und Kaiserin Elisabeth bei seiner Performance. Der Schauspieler und Clown, der mit vollem Namen Leopold Maximilian Vinzenz Petrus Maria Prinz von Altenburg heißt, hatte das Publikum im Nu ganz auf seiner Seite und entsprechend viel Vergnügen an seinem Auftritt.

Eingangs berichtete Altenburg humorvoll, wie sein Vater ihm als Kind die Namen der wichtigsten Ahnen und die komplexe Familiengeschichte beizubringen versuchte, ungeduldig und ohne großen Erfolg. Im weiteren Verlauf des Abends erfuhr man so manches Detail aus seinem Leben, etwa wie seine Frau, die denselben Vornamen wie seine Mutter trägt, ihn dazu brachte in Berlin das Musical „Elisabeth“ zu besuchen und welche Auswirkungen dies für ihn hatte. Umwerfend komisch erzählte er von der Begegnung mit einem Ober, der ihn im Café mit Wiener Schmäh auf seine Abstammung ansprach, oder vom eigentümlichen Hausmeister der Kaiservilla in Bad Ischl, die er mit seinem Vater besuchte. Bei diesen und anderen erheiternden Anekdoten imitierte er gekonnt die Stimmen verschiedener Personen und erntete damit schallendes Gelächter und viel Applaus zwischendurch.

Und immer wieder griff der Protagonist zur Gitarre und spielte passende Lieder, zum Beispiel „Es ist ein Alptraum ohne Stammbaum“, das Lied von den Königskindern mit überraschendem Textende oder den „Großvater“.

Leopold Altenburg hatte die Besucher*innen voll im Griff, wie auch die Fotogalerie deutlich macht. Nur selten erkennt man einen derart einhelligen Ausdruck in den Gesichtern der Zuschauer, der während des zweiteiligen Programms zwischen hochgradig aufmerksam, gespannt, verblüfft und maßlos amüsiert pendelte. Zuweilen kam das Lachen aus dem Publikum schon, wenn der Mime nur zu sprechen begann…

Den krönenden Abschluss bildete Altenburgs wahrlich meisterhafte Interpretation der „Reblaus“, bei der er von einer kurz angespielten eigenen Version zur Originalversion, zum Duktus des legendären Hans Moser wechselte, den er als Persiflage im Nuscheln und im bizarren Gesichtsausdruck gar noch übertraf. Man hätte meinen können das Wiener Original leibhaftig auf der Bühne zu erleben!

Das über 50-köpfige Publikum bedankte sich mit tobendem, lang anhaltendem Applaus.

Alle mitgebrachten Exemplare des Buchs „Der Kaiser und sein Sonnenschein“, die vom Künstler persönlich signiert und gewidmet wurden, waren bereits in der Pause vergriffen; am Ende des Programms wurden Bestellungen (mitsamt gewünschter Widmungen) entgegen genommen. Das Interesse übertraf die Erwartungen.

Weshalb von Seiten der Veranstalter über einen neuerlichen Leopold Altenburg-Abend mit anderem Programm in der nächsten Saison nachgedacht wird. (Dank an Siegi Gallhofer für die Fotos.)

 

14 Personen trafen sich am Donnerstag, 25.8., beim Eichholzer-Pavillon der ehemaligen Marienmühle in Graz, um nach dessen Besichtigung und einer Begrüßung im Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark eine Tagesreise in die Obersteiermark anzutreten.

Erster Stopp war das ehemalige Anwesen der Familie Feuerlöscher in Prenning, wo Günter Eisenhut Aufschlussreiches über das gesellige Leben einer Clique Grazer Intellektueller, darunter Herbert Eichholzer, und deren organisierten Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu berichten wusste. Danach schilderte Christian Teissl die späte Entdeckung und Herausgabe von Kurt Neumanns Roman „Gefangen zwischen zwei Kriegen“, dessen Protagonist Peter Wendel eine Mischung aus Neumann und Eichholzer repräsentiert, und las ein amüsantes Kapitel über die Reaktion von Passanten auf ein modernes Bauwerk daraus vor.

Danach führte die Exkursion weiter in die Erzbergstadt, wo Kuratorin Alexandra Riewe nach der Mittagspause durch die Ausstellung BLAUPAUSE im FreiRaum Eisenerz führte und sehr anschaulich ihren Zugang zum Thema erläuterte. Ergänzt wurde die Führung durch die Ausführungen der Hausherrin Gil Illmaier, deren Großvater einst Herbert Eichholzer mit der Planung des Wohn- und Geschäftshauses beauftragt hatte um hier einen eleganten Frisiersalon einzurichten. Informativ für die Teilnehmer*innen war zudem die Vorführung des halbstündigen Dokumentarfilms „Herbert Eichholzer / Architekt und Widerstandskämpfer“ (Idee und Buch: Eugen Gross, Regie: Michael Domian, 2016), siehe www.youtube.com/watch?v=xmQHtRjcnhw.

Sichtlich zufrieden kehrte die kleine Gruppe abends nach Graz zurück. (Fotos von Alexandra Riewe)

 

 

 

 

 

 
Zahlreiche interessierte und fachkundige Personen fanden sich trotz heftigen Wetterumschwungs letzten Donnerstag zur hochkarätig besetzten Vernissage ein, darunter Karl-Heinz Herper, Antje Senarclens de Grancy, Karin Tschavgova, Kurt und Lore Stadler, Patricia Wess, Karin Reisinger sowie Bürgermeister Thomas Rauninger und Gerhard Niederhofer aus Eisenerz.
 
In den Eröffnungsworten zeichnete Kuratorin Alexandra Riewe gefühlvoll das Bild eines charismatischen und couragierten Architekten nach, der sich der europäischen Avantgarde verpflichtet fühlte und den der Widerstand gegen den Nationalsozialismus als Netzwerker für die kommunistische Bewegung das Leben kostete.
Ganz besonders freute uns die Anreise von Ekatarina Degot, Intendantin steirischer herbst, die ihrerseits die Wichtigkeit dieses Projekts in emotionsgeladenen Worten in die Gegenwart brachte, dabei unmissverständliche Töne zum Krieg in der Ukraine anschlug und auf die prekäre Lage der Menschen in der Ukraine wie Russland einging. „Herbert Eichholzer – BLAUPAUSE“ findet sich im Parallelprogramm des Festivals steirischer herbst ’22 wieder.
Komplettiert wurde die Eröffnung durch die sehr persönlichen Ausführungen von Gil Illmaier, Hausherrin und Enkelin des Bauherrn Rudolf Brutmann, die die schwierige Entstehung des Wohn- und Geschäftsgebäudes in den 1930er-Jahren skizzierte, und die musikalische Umrahmung des Akkordeonisten Lothar Lässer, der präzis ausgewählte und erschreckend tagesaktuell anmutende Lieder aus jener Zeit vortrug. Durch die Ausstellungseröffnung führte Karin Hojak-Talaber.
 
Die Schau mit dem Titel „Herbert Eichholzer – BLAUPAUSE / Ausstellung – Exkursionen – Diskurse“ ist bis 16.10.2022 jeweils freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet, andere Termine können unter +43 (0) 699 13333366 vereinbart werden.
 
Ergänzt wird die Ausstellung mit Unterstützung des KiöR Steiermark durch Exkursionen zu den Spuren Eichholzers außerhalb von Graz sowie durch Diskurse, die im Detail auf unserer Programmseite dargestellt sind.
 
 

(Dank an Siegfried Gallhofer für die stimmigen Fotos.)

 

Rund fünf Monate nach Präsentation des auserkorenen Siegerobjekts des Wettbewerbs „Eisenerz forever! Souvenir für die Erzbergstadt“ kommt unser neues Eisenerz-Souvenir nun auf den Markt, entworfen von Jakob Glasner:

„Gold Silber Eisen“ ist ein um den Hals zu tragendes Schmuckstück wie auch ein Anhänger etwa für den Rucksack oder den Schlüsselbund. Das Objekt ist inspiriert von der Legende des Wassermanns, der den Eisenerzern als Lohn für seine Freiheit einen von drei Wünschen — Gold für kurze Zeit, Silber für eine etwas längere Zeit oder Eisen für immerdar — zur Wahl stellte.
Der dreieckig geformte Anhänger, der diese drei Metalle repräsentiert und den Berg symbolisiert, kann zudem spielerisch als Orakel genutzt werden, wenn es in manchen Lebenssituationen um die Wahl zwischen kurzfristigem Genuss (Gold), gutem Mittelweg (Silber) oder gelebter Nachhaltigkeit (Eisen) geht.

Neben dem Standard-Modell haben wir zudem für LiebhaberInnen von einem Juwelier handgefertigte Edel-Varianten in limitierter Auflage anfertigen lassen: Die einen gefertigt aus 14-karätigem Gold und 925-Silber, die anderen aus Messing und 925-Silber.

Alle drei Modelle werden in einer hochwertigen Schmuckschatulle ausgeliefert, die den Anhänger, eine schwarze Satinkordel und einen Anleitungsfolder einschließlich Darstellung der Wassermann-Sage enthält.

Spezifikationen:
 
— Edel-Modell aus 585-karätigem Gelbgold und 925-Silber, Größe 28,9 x 28,6 x 2,5 mm
— Edel-Modell aus Messing und 925-Silber, Größe 28,9 x 28,6 x 2,5 mm
— Standard-Modell aus einer Aluminium-Kupfer-Zink-Legierung, beidseitig 2D Relief + 2 Farben mit Kaltemail

Preise:

Edel-Modell aus Gold und Silber: 320 €
Edel-Modell aus Messing und Silber: 205 €
Standard-Modell: 21 €

Vergünstigter Einführungspreis für die Edelvarianten bei Direktbestellung über eisenerZ*ART vor Jahresende 2021
(dafür einfach eine Nachricht an gil@eisenerZ-ART.at senden):

Edel-Modell aus Gold und Silber: 280 €
Edel-Modell aus Messing und Silber: 175 €

Das Standard-Modell wird ab 23.12.2021 in der Erzhoamat und im Mineralienmuseum in Eisenerz zu erwerben sein, wo auch je ein Ansichtsmodell der Varianten in Gold/Silber bzw. Messing/Silber aufliegen wird.

Über weitere Verkaufsorte werden wir informieren.

Nachfolgend einige Fotos der „Gold Silber Eisen“-Anhänger, fotografiert von Jakob Glasner.
(Die ersten fünf Abbildungen zeigen die Edelvarianten, wobei die Modelle mit Gold von jenen mit Messing mit freiem Auge praktisch nicht zu unterscheiden sind und optisch nur durch den Goldstempel differieren. Die untersten drei Abbildungen zeigen das Standard-Modell.) 

 

 

Der Gewinner des Souvenir-Wettbewerbs steht fest!

Reges Interesse weckte am Freitag, 16.07.2021, die Eröffnung der Ausstellung „Eisenerz forever! Souvenir für die Erzbergstadt“ im FreiRaum Eisenerz, bei der alle 36 eingereichten Projektideen – darunter 4 aus New York, 1 aus der Schweiz und 7 aus Eisenerz – präsentiert wurden.

Von den 7 für die zweite Wettbewerbsstufe nominierten Beiträgen wurde schließlich einstimmig der Grazer Konzeptkünstler und Designer Jakob Glasner zum Sieger gekürt: Sein ebenso ästhetischer wie spielerischer und zudem perfekt präsentierter Entwurf „Gold Silber Eisen“, ein auf der Legende des Wassermanns basierendes Schmuckstück, Accessoire und Entscheidungshilfe-Tool, hatte die 7-köpfige Jury verzaubert.

Eine kleine Rubrik der Ausstellung ist Eisenerz-Souvenirs aus alten Tagen gewidmet, wir danken den LeihgeberInnen und nehmen gerne noch weitere historische Objekte für die Ausstellung entgegen!

Zur Eröffnung kamen Vertreterinnen der Creative Industries Styria, der Stadtgemeinde Eisenerz, alle sieben Jurymitglieder, einzelne EinreicherInnen und zwei der Finalisten, darunter der glückliche Gewinner. Die musikalische Begleitung steuerte der ukrainische Akkordeonist Vitaliy Patsyurkovskyy mit Werken von Bach, Vivaldi und Piazzolla bei.  

 

Bei perfektem Wetter ließen wir am Samstag, 10. Juli erstmals eine Band im Privatgarten auftreten: 

Katja Cruz alias Liberty_C. präsentierte hier mit viel Leidenschaft die mitreißenden Songs ihres neuen Albums „Free To Be Me“, einer Mischung aus Rhythm & Blues, Soul & Pop, und der Funke sprang prompt aufs Publikum über! Die Band erfreute sich am schönen Ambiente und der Aussicht auf die Eisenerzer Bergwelt, das Publikum war hingerissen vom Temperament der Sängerin und der Lebensfreude, die sie versprühte.

 

Fotos (c) eisenerZ*ART

 

Das „Warm-up“ des Duos Hirsch erfolgte noch wie geplant bei der Finissage von Markus Mosers Ausstellung „Erinnerungen, geformt aus Draht“ im FreiRaum Eisenerz. Unplugged gab es hier vor kleinem Publikum ein paar Songs zum Besten und stimmte sich für den nachfolgenden Auftritt ein. Der musste allerdings wetterbedingt von Gerhilds Garten ins Postmuseum verlagert werden – was dem Publikumsinteresse jedoch keinen Abbruch tat:

Über 60 Personen aus Nah und Fern folgten, mit gebührlichem Abstand auf zwei Räume aufgeteilt und durch Live-Videoübertragung miteinander verbunden, der ebenso hochkarätigen wie anspruchsvollen Text-Musik-Performance.

Bodo Hell war extra von seiner Alm am Dachstein herabgestiegen um gemeinsam mit seinen Musikerfreunden wieder einmal bei eisenerZ*ART aufzutreten. Der Dichter und Teilzeitsenner beeindruckte mit virtuosen Wortkaskaden, die er in gewohnter Leichtigkeit über das Publikum ergoss. Mit viel Witz und erstaunlichem lokalem Wissen behandelte er verschiedenste Themen wie die Wirkung der heimischen Bäume, kluge Sprüche zu Kalenderdaten und Wetterheiligen, die Geschichte von Amor und Psyche bin hin zur Legende der Heiligen Corona. In Anspielung auf seine Mitwirkung an der Ausstellung „Eisenerz… auf Draht“ (2014) baute er drahtige Wortspielereien in seinen Vortrag ein und handelte augenzwinkernd auch das Thema Rost – vom Frost, Lattenrost und Prost bis hin zum Seelentrost – ab.

Die perfekte musikalische Ergänzung steuerte Hirsch Fisch bei – mit Bluegrass-Steirercountry und knappen, grotesken Texten sang und spielte sich das Duo mit Ukulele, Gitarre, Dobro, Banjo und Perkussion auf Anhieb in die Herzen des Publikums. Norbert Trummer, selbst auch als bildender Künstler tätig, und Klaus Tschabitzer alias Johnny Schwimmer erzählten großteils in bestem „Ouststairisch“ kleine existenzielle Geschichten, die zwischen Melancholie und Heiterkeit variierten. Mit „Zwiedawurzn“ und „Zweite Kassa bitte“ nahmen sie das Raunzen und Granteln aufs Korn, wenn es heißt: „Wir san schnöll lang beleidigt, wenn uns ana kränkt / oba vergessen glei, wenn uns mal wer wos schenkt“. Tiefgründig wurde es bei „Des eiskoite Wossa“, das mit diesen Zeilen beginnt: „I geh obi an die Donau / bind ma an Stan umman Hois / hupf in des koite Wossa / im Winta is koit“. Flockig leicht wiederum und in Hochdeutsch kamen „Liebling, du bist zu schnell für mich“ wie auch „Ich sah sie auf der Leiter stehen“ daher.

In der Pause wurden Bücher von Bodo Hell und CDs von Hirsch Fisch verkauft und signiert. Im zweiten Teil lieferte der Dichter noch eine Textpassage, bevor er sich von der Bühne verabschiedete, um nächtens zurück auf seine Alm zu steigen. Den Abschluss bildete ein rein musikalischer Teil, bis nahezu das gesamte Hirsch Fisch Repertoire aufgebraucht war. Das Publikum bedankte sich mit sehr herzlichem Applaus.

(Fotos von Siegi Gallhofer)

 

Am Samstag, 18. Juli 2020 wurde im FreiRaum Eisenerz mit Markus Mosers Ausstellung die aktuelle Z*ART-Saison eröffnet. Entsprechend dem Titel „Erinnerungen, geformt aus Draht“ ziert ein Ensemble aus Friseurstühlen als Reminiszenz an den seinerzeitigen Frisiersalon und eine Wohnungseinrichtung in Anlehnung an die kleinräumigen Bergarbeiterwohnungen die Galerie. 

 

Bei der Eröffnungsrede im Freien stellte Veranstalterin Gil Illmaier den bildenden Künstler anhand seines Werdegangs vor, und erzählte von Mosers erstem ambitionierten Auftritt in Eisenerz im Zuge der Gruppenausstellung „Eisenerz… auf Draht!“ (2014), als er unbedingt eine Zeitlang vor Ort arbeiten wollte und schließlich einen drahtigen Grubenhunt auf Originalschienen fertigte… Zudem erklärte sie dem Publikum einige unvermeidliche Regeln für den Abend als Corona-Vorsichtsmaßnahmen.

 

Danach lieferte die Musikerin, Komponistin und Performerin Michaela Schausberger eine Performance, die durch die großflächigen Schaufenster rezipiert wurde: Unter den Subtiteln „An sanften Samstagen – an sonstigen Sonntagen – an modrigen Montagen – an dienstlichen Dienstagen – an mittleren Mittwochen – an dottergelben Donnerstagen – an fragilen Freitagen“ brachte sie pointierte Textstücke und das „Vielleicht“-Lied von Bert Brecht & Hanns Eisler. Den musikalischen Hintergrund bildeten fragile Elektrosounds, zum Klingen gebrachte Kleinobjekte von Moser und das sanfte Rauschen des Regens.

 

Im Anschluss an das von Barbara Jernej geführte Künstlergespräch durften die Gäste dann (mit Maske und unter Einhaltung des gebotenen Abstands) in die Galerie eintreten und die ausgestellten Werke von der Nähe inspizieren. Im Publikum konnte auch der designierte neue Bürgermeister von Eisenerz begrüßt werden, der sich sehr interessiert an Markus Mosers Arbeiten zeigte.

 

Die in den Abendstunden beleuchtete Ausstellung ist komplett von außen einsehbar, die Galerie ist bis 22.08. aber auch jeden Freitag von 15.30 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet.

 

Samstag frühabends. Entgegen aller Prognosen regnet es nicht. Perfekte Bedingungen für einen Ausstellungsbesuch in Eisenerz! Das dachten offenbar einige, denn das Gros der rund dreißig BesucherInnen reiste von auswärts an, aus Graz, Trofaiach, Hieflau und Kärnten, wobei manche das Kulturereignis mit einem Ausflug in die Natur verknüpften.

Im Licht der neuen Ausstellung erscheinen die Räume der Galerie vollkommen verwandelt. Waren sie zuletzt geprägt von irisierenden metallischen Bildern und Pop Art Motiven auf prall gefüllten Wänden, so üben sich die Protagonistinnen der aktuellen Ausstellung, Andrea Fian und Nicole Maunz, sichtlich in der Kunst der Reduktion. Die wenigen präsentierten Arbeiten sind perfekt auf die Räume abgestimmt. Das Buffet und alles Mobiliar musste nach draußen weichen und sogar das Einbauregal wurde weiß ummantelt, damit nur ja nichts von der Kunst ablenken kann.

Als dominantes Element schwebt im ersten Raum ein organisch anmutendes Objekt aus Metall und Textil über einem kreisrunden Feld aus Erde. Auf der Wand dahinter prangen zwei ausdrucksstarke Fotografien: Nicole Maunz inszeniert sich selbst mit dem Schmuckobjekt und macht ihren Körper zur Oberfläche und Leinwand – einmal in Form eines gestochen scharfen Bildes und einmal als langzeitbelichtetes Abbild, was ihre Gestalt ätherisch und nahezu engelhaft wirken lässt. Zwei weitere Objekte von Maunz, die nur im weiteren Sinne als Schmuck zu bezeichnen sind, werden in Raum zwei und drei auf Konstruktionen aus Metallgestell und Wurzelwerk ausgestellt. Komplettiert werden auch diese Arbeiten durch Fotografien, auf denen die 1979 in Eisenerz geborene Künstlerin, die bei Wolfgang Rahs an der Ortweinschule in Graz die Meisterklasse für Schmuck und Metallgestaltung absolvierte, skulptural in Erscheinung tritt – ihr Körper als Display für ihre Kunst.

Raum zwei trägt in erster Linie Andrea Fians Handschrift. Fian wurde 1973 in Feldkirchen/Kärnten geboren und studierte Malerei bei Prachensky und Schmalix an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Neben einzelnen großformatigen Arbeiten auf Molino präsentiert die Künstlerin im FreiRaum je eine Serie auf Transparentpapier und auf Leinwand – feine Kompositionen in zarten Pastelltönen, deren Formensprache an organisches Material erinnert. Fians starker Naturbezug – sie verbringt viel Zeit auf einer Alm im Kärnten und dort im Wald – kommt zudem durch die Präsentation ausgewählter Malobjekte zum Ausdruck, die durch künstlerische Bearbeitung und zarte Farbgebung von scheinbar unbedeutenden Fundstücken aus der Natur entstehen.

Die Arbeiten von Nicole Maunz und Andrea Fian ergänzen sich in allen Räumen in absoluter Harmonie, wobei die reduzierte Art der Präsentation den Ausstellungsstücken noch zusätzliche Präsenz verleiht. 

Nach der Begrüßung und Einleitung durch Hausherrin Gil Illmaier vermittelte Barbara Jernej im Gespräch mit den Künstlerinnen auf sehr einfühlsame Art deren angenehm unaufgeregten Zugang zur Kunst wie auch ihre persönliche Nähe zur Natur. Mit spürbarem Interesse folgte das Publikum den Ausführungen, die schließlich fast unmerklich in den informellen Teil des Eröffnungsabends überglitten, bei dem man in Ruhe die ausgestellten Stücke betrachtete, sich draußen am Buffet stärkte und noch lange über Kunst und andere Dinge des Lebens plauderte.

(Fotos: Siegfried Gallhofer)

 

 

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Es war ein erlauchter Publikumskreis, der sich am 30. Juni trotz Fussball-WM und privater Feste zur Eröffnung im FreiRaum Eisenerz einfand, wo die aktuelle eisenerZ*ART-Saison mit Wolfgang Uranitsch: Metal Spray Art gestartet wurde.

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Im Zuge eines von Gil Illmaier geführten Künstlergesprächs, bei dem biografische Details gestreift und Uranitschs Faible für die USA und Pop Art hinterfragt wurde, erläuterte der Künstler seine wesentlichen Prägungen und Einflüsse, seine Arbeitsweise und wie er zu seinem bevorzugten Trägermaterial, den Metallplatten, fand.

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Die Galerie wurde vom Künstler reich bestückt: Insgesamt 20 Bilder hat er angebracht, die meisten großformatig – und bereits die Montage wurde von Passanten neugierig beäugt … Die Motive reichen von Straßenlandschaften, Chevies und Motorrädern bis hin zu Starportraits und floral geprägten Darstellungen; der Reiz der Bilder liegt auch darin, dass sie je nach Lichteinfall bzw. Reflexion ein bisschen anders wirken.

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Als gutes Omen werten wir, dass gleich bei der Vernissage ein Bild verkauft wurde… das nichtsdestotrotz bis Ausstellungsende die Galerie zieren wird.

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Die Galerie ist jeden Freitag zwischen 15.30 und 18.00 Uhr geöffnet, es können aber auch individuelle Besichtigungstermine vereinbart werden. Ein Eckpunkt wird die Midissage zu Zeiten des Rostfests, mit Live-Konzert der Beggars Street Inn, werden.

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(Fotos: Claudia Tatschl, Rudi Haberl, Urša Grmek, Gil Illmaier)

 

Ein Jahr lang kam die Künstlerin Claudia Czimek auf Einladung von eisenerZ*ART als Artist-in-Residence nach Eisenerz, darauf brennend, die Wiege der österreichischen Eisenindustrie zu erforschen. Als Resultat dieser intensiven Auseinandersetzung und mehrerer Aufenthalte wurde am Samstag, dem 22. Juli, im FreiRaum Eisenerz die Ausstellung „Flos Ferri“ eröffnet.

Flos Ferri Nachbericht_Bildreihe 1 und 2

 
Rund 50 BesucherInnen, davon ein guter Teil von auswärts, verfolgten die zur Vernissage gebotene einstündige Präsentation:

Zunächst hielt Ronny Boch, an der TU-Graz tätiger Geologe und Geochemiker, einen kurzweiligen Vortrag über Erzberg-Mineralien, speziell über den neben den Eisenblüten vorkommenden Erzbergit – angefangen von dessen Entstehung bis hin zu seiner Eigenschaft als Indikator für den Klimawandel.

Flos Ferri Nachbericht_Bildreihe 3

 
Danach setzte die Musikperformance ein. Das Publikum wurde ins Freie gebeten, um von außen den im Ausstellungsraum mit Schlagwerken agierenden Markusio Alemankale zu beobachten, dessen Klänge von Gideon Koval elektronisch verfremdet wurden. So entstand ein experimenteller Klangteppich, der das Agieren der drei in weißen Kitteln gewandeten Protagonisten, die sich in Czimeks „Labor“ zu schaffen machten, akustisch übersetzte.

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Nach dieser Performance setzten sich „die Laboranten“ klangvoll in Bewegung. Gefolgt von der Schar der BesucherInnen, zogen sie mit Czimeks „Firlefanz“-Schmiedeschriftwagen den kleinen Hügel hinauf zur frisch sanierten Vitrine vor der Schule, die nun, bestückt mit Czimeks riesenhafter Eisenblüte, eine neue Funktion erhielt. Hier gab ein Trio – Claudia Czimek und die zwei bekannten Eisenerzer Jodlerinnen Sandra und Guggi – den „Eisenblüten-Jodler“ zum Besten, den sie speziell für diese Gelegenheit einstudiert hatten.

Flos Ferri Nachbericht_Bildreihe 6

 
Danach begab sich der Tross – stimmungsvoll begleitet von natürlichen, furchterregend klingenden Donnergeräuschen – wieder zum FreiRaum, wo dann die Ausstellung zur Besichtigung offen stand.

In der Ausstellung sind Czimeks Eisenblüten in den verschieden Stadien ihrer Entwicklung zu bewundern, von zarten Sprösslingen im Reagenzglas über kleine Pflänzchen bis hin zu größeren individuellen Ausformungen. Fotografische Trouvaillen von der Spurensuche und kleine im Vorfeld entstandene thematische Scherenschnitte ergänzen die Schau.

Flos Ferri Nachbericht_Bildreihe 7

 
Beim Umtrunk nach der Präsentation, der sich dank ausbleibendem Gewitter und lauen Temperaturen doch auf der Straße vor dem FreiRaum ereignen konnte, waren viele staunende Gesichter zu sehen und anerkennende Worte zu hören.

Flos Ferri Nachbericht_Bildreihe 8

 
Geöffnet ist die Ausstellung im FreiRaum bis 10.09.2017 jeden Freitag Nachmittag (15.00 – 18.30 Uhr): die Rieseneisenblüte in der Vitrine vor der Schule ist bis 15.09.2017 zu sehen.

(Dank an Siegi Gallhofer für die schönen Fotos!)

 

 

Der neue Freiraum_Kunstraum Eisenerz wurde letzte Woche lautstark, farbenfroh und multikulturell eröffnet:
Am 6. Juli wurde hier zu Ehren der AsylwerberInnen in Eisenerz zum traditionellen „Zuckerfest“ geladen, das üblicherweise zum Ende des Ramadan gefeiert wird. Es kamen rund 40 große und kleine Gäste aus Afghanistan, Irak, Syrien und Somalia, und eine Handvoll EisenerzerInnen. Fröhlich und ausgelassen ging es zu!

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Zwei Tage später erfolge der Auftakt zum Kreativ-Workshop mit Veronika Dreier: Zu dieser Gelegenheit fanden sich rund ein Dutzend Erwachsene und etwa gleich viele Kinder ein – nicht eben ein leichtes Unterfangen für die Workshop-Leiterin, doch schon eine Stunde später hatte Veronika alles im Griff, und eine gute Zeit lang herrschte konzentrierte Arbeitsstimmung… bis der Trubel durch weitere Besucher schließlich wieder zunahm. Immerhin entstanden erste Arbeiten auf Papier, Vorübungen, die zum Teil bereits die Grundlagen für die Möbelgestaltung bildeten.

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Tag 2 des Workshop, zu dem nur Erwachsene bzw. Kinder ab 12 Jahren geladen waren, ließ schließlich den „harten Kern“ der Gruppe erkennen, der aus vier 18 – 20-jährigen Afghanen bestand. Zu ihnen gesellte sich noch ein 36-jähriger alleinstehender Iraner, der erst seit kurzem und ohne Betreuung in Eisenerz wohnt. Mit riesigem Eifer waren die fünf jungen Männer am Werk, und nun wurden auch Möbel bearbeitet und bemalt bzw. manche Zeichnungen appliziert.

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Am dritten Tag mehrten sich die Teilnehmer vormittags etwas, nachmittags waren dann wieder dieselben Eifrigen am Werk wie tags zuvor, und die letzten beiden mussten abends regelrecht zum Aufhören aufgefordert werden… ein gutes Zeichen!

Bildschirmfoto 2016-07-13 um 00.43.47

 

Auch die Strick-/Häkelrunde fand in kleinem Rahmen statt. Im Sinne der Emanzipation gesellte sich auch ein junger Mann zwischendurch zur Frauenrunde, fragte, ob er mitmachen dürfe… Und ohne, dass es kommuniziert worden war, kamen die beiden afghanischen Teilnehmerinnen am nächsten Tag wieder, wobei die eine stolz präsentierte, was sie zuhause mit den geschenkten Stricknadeln und der Wolle gefertigt hatte… Man wartet gespannt auf die Fortsetzung.

Bildschirmfoto 2016-07-13 um 00.43.58

 

Nach intensiver Vorbereitung – mehreren öffentlichen Aufrufen zur Filmabgabe im Vorjahr, intensiven persönlichen Recherchen und sechs Monaten Sichtungs- und Editierarbeit des fünfköpfigen Teams – war es am 21. November endlich soweit: Pünktlich um 14 Uhr wurde in der Galerie Fedl die Ausstellung „Eisenerz im Amateurfilm“ eröffnet.

Bildreihe 1_Nachbericht Amateurfilm

Schon bald bewegten sich zahlreiche BesucherInnen neugierig durch die Ausstellungs-räume, bestaunten das zum Teil uralte Filmmaterial, erkannten oder rätselten über Personen und Orte. Auf drei Medienstationen wurden, thematisch gegliedert, Filmausschnitte und im Loop abgespielte Kurzfilme präsentiert. Das Bild eines der Monitore wurde über einen Beamer an die Wand projiziert.

Bildreihe 2_Nachbericht Amateurfilm

Der Hugo-Stinnes-Aufzug, die Schrägaufzüge Dreikönig-Zauchen und Zauchen-Thekla, die Siedlung Wismath, Arbeiten am Erzberg und im Forst, Eislauf-Vergnügen, Schifahren, Fasching, Eisstockschießen, sommerliches Leben auf der Alm, die 1950er und 1960er Jahre wie auch die 1970er und 1980er Jahre, zogen vor dem interessierten Publikum vorüber. Die Geräuschkulisse in der Galerie erschien vor dem Hintergrund der Stummfilme umso lebendiger: Mit Begeisterung und Erstaunen verfolgten die EisenerzerInnen Szenen, die an wiedererkennbaren Orten spielten – auch solchen, die es gar nicht mehr gibt. Dazwischen eingestreut waren Beispiele heutiger YouTube-Videos.

Bildreihe 3_Nachbericht Amateurfilm

Im zweiten Raum war originale Filmtechnik der österreichischen Firma Eumig – seinerzeit Marktführer u.a. bei Schmalfilmkameras und Projektoren – ausgestellt: Eine alte C4-Kamera, ein V8-Projektor, eine Klebepresse und anderes Zubehör machten die Materialität dieser analogen Filmtechnik deutlich. Verstärkt wurde dieser Ausflug in eine andere Ära des selbstgemachten Films noch durch eine stilisierte Wohnzimmersituation, bei der von einem kleinen Tisch aus Super8-Filme mit Natur- und Familienaufnahmen kleinformatig an die Wand projiziert wurden.

Bildreihe 4_Nachbericht Amateurfilm

An den Wänden rundum hingen Plakate mit Steckbriefen der beteiligten Eisenerzer Amateurfilmer. Sie waren ja die Stars der Ausstellung, die auf diesem Weg in den Mittelpunkt gerückt wurden. Wer von ihnen nicht gerade im Krankenhaus lag oder anderweitig verhindert war, war mit Herz und Seele dabei. So auch der Älteste im Kreis, der just an diesem Tag seinen 95. Geburtstag feierte. Zu den BesucherInnen zählten außerdem die Nachfahren der bereits verstorbenen Filmemacher. Darunter eine Familie, die sich zu diesem Anlass nach 15 Jahren zum ersten Mal wiedersah.

Bildreihe 5_Nachbericht Amateurfilm

Die AusstellungsbesucherInnen kamen aus Eisenerz und Umgebung, aus Wien und aus Graz. Der jüngste war erst 13 Jahre und doch schon ein Altbekannter, hatte er doch bereits 2013 als 11-Jähriger keinen einzigen Streifen der Reihe „Eisenerz im Film“ ausgelassen!

Besonders dicht gedrängt ging es in der Galerie ab 17 Uhr zu, als spezielle Filmprojektionen und ein Round Table angesetzt waren. Nach der Begrüßung durch die Veranstalterin gab es eine Kurzeinführung zum Thema Amateurfilm von Kustos Wolfgang Stritzinger. Dann startete das Filmprogramm, das zum Teil digital, zum Teil auf Super 8 projiziert wurde. Gezeigt wurden Filme bzw. Filmausschnitte der anwesenden Filmemacher, allesamt Stummfilme, kurz erläutert vom Filmemacher und Philosophen Martin Schitter und zum Teil von Beteiligten bzw. Kennern der Materie kommentiert.

Bildreihe 6_Nachbericht Amateurfilm

Im Anschluss folgte die von Karin Talaber und Barbara Jernej geleitete Gesprächsrunde mit den anwesenden Filmemachern bzw. deren Nachkommen: Albert Streicher, Hubert Rumpler, Karl Kahr, Hilda Keil, Ulli Wahsner und Walter Katzbauer. Dabei war so Manches über die persönlichen Zugänge beim Filmemachen, über besondere Herausforderungen und über Details der Herstellung zu erfahren.

Bildreihe 7_Nachbericht Amateurfilm

Auch der zweite Ausstellungstag war gut besucht. Erneut wurde ab 17 Uhr eine Auswahl von Amateurfilmen vorgeführt, sachkundig einbegleitet von Martin Schitter. Als letzter, etwas aus dem Rahmen fallender Programmpunkt war um 19 Uhr die Vorführung des Films „Die Wasserteufel von Hieflau“ angesetzt: Dieser filmhistorisch interessante Streifen aus dem Jahr 1932 wurde zu einem guten Teil am Leopoldsteinersee und im Gesäuse realisiert. Die teilweise fehlende Tonspur wurde durch persönliche Interpretationen der ZuschauerInnen wettgemacht.

Bildreihe 8_Nachbericht Amateurfilm

Das Echo der BesucherInnen auf die Ausstellung war ausnehmend positiv. Einzelne Personen merkten an, dass sie selbst noch altes Filmmaterial in der Schublade hätten – was das Projektteam über eine Fortführung dieser Auseinandersetzung mit dem audiovisuellen Erbe von Eisenerz in zwei Jahren nachdenken lässt. Ventiliert werden soll auch die Möglichkeit der Herausgabe einer DVD mit dem präsentierten Amateurfilmmaterial.

Vielleicht kann es ja noch weitere Augen zum Strahlen bringen.

Bildreihe 9_Nachbericht Amateurfilm

(Fotos: Siegi Gallhofer, Gerhild Illmaier)

 

Vielfältig waren schon in der Vergangenheit die Bemühungen von eisenerZ*ART, sich Traditionellem auf nicht ganz herkömmliche Weise zu nähern. Nun schien die Zeit reif, dem altüberlieferten Phänomen des Jodelns einen eigenen Schwerpunkt zu widmen. Mit diesem Ansinnen begannen Gil Illmaier (eisenerZ*ART), Franz Schmuck (Broadlahn, Vocal Chordestra) und Herbert Krienzer (Steirisches Volksliedwerk) bereits Anfang 2014 darüber zu grübeln, ob und wie sich in Eisenerz ein Jodelfestival etablieren ließe. Man sinnierte gemeinsam über ein international angelegtes Festival, bei dem MusikerInnen bestenfalls aus mehreren Kontinenten einander musikalisch begegnen können.

Die imposante Eisenerzer Bergkulisse präsentierte sich von ihrer schönsten Seite....

Die imposante Eisenerzer Bergkulisse präsentierte sich von ihrer schönsten Seite….

Eineinhalb Jahre später, exakt von 2. bis 4. Oktober, fand Jö Truljö! statt, ein für Kenner hochkarätiges fachspezifisches Festival mit MusikerInnen, ReferentInnen und TeilnehmerInnen aus Deutschland, Italien, der Schweiz und verschiedensten Teilen Österreichs. Drei Tage widmeten sich die rund 100 TeilnehmerInnen bei strahlend schönem Herbstwetter in der Enklave der Eisenerzer Ramsau ihrer vielleicht größten Leidenschaft: dem Jodeln.

Tag eins lud die frisch aus allen Richtungen Angekommenen zum jodelnden Wandern ein. Entschlossen erklomm eine rund 30-köpfige Gruppe den Kraglschinken, eine zweite, etwa gleich große Gruppe brach am Nachmittag auf, um übers Hohenegg zum Schichtturm und in die Eisenerzer Altstadt zu wandern. Die gesellschaftliche „Verortung“ geschah dann abends in Form von Stammtischen im Erzbergbräu und dem Bräustüberl – wo man sich bis nach Mitternacht dem Rausch des Jodelns hingab.

Die Wandergruppe auf dem Weg zurück vom Kraglschinken, Jodeln vor dem Erzbergbräu

Die Wandergruppe auf dem Weg zurück vom Kraglschinken, Jodeln vor dem Erzbergbräu

Tag zwei galt dem Erfahrungsaustausch und der Wissensvermittlung: In einem offenen Forum, das dem Wetter entsprechend im Freien stattfand, gaben die versierten JodlerInnen ihre ureigenen Jodelpraktiken weiter. Am Nachmittag wurden dann zwei Fachvorträge geboten: Hermann Fritz klärte über verschiedenste Verzierungstechniken in dieser beständig zwischen Kopf- und Bruststimme wechselnden Gesangsform auf. Ulrike Zöller wiederum führte anhand zahlreicher Hörbeispiele und Videoeinspielungen aus, dass Jodeln ein globales Phänomen ist, das in vielen Teilen der Erde praktiziert wird – allerdings mit unterschiedlichster Motivation. Während es in unseren Breiten ursprünglich als Verständigungsform in den Bergen bzw. als Viehruf diente, hat es anderswo oft einen religiösen Hintergrund.

Zwei Fachvorträge vermitteln praktische und theoretische Zugänge, Hermann Fritz, Ulrike Zöller (v.l.n.r.)

Zwei Fachvorträge vermitteln praktische und theoretische Zugänge, Hermann Fritz, Ulrike Zöller (v.l.n.r.)

Der Abend stand dann ganz im Zeichen dreier unterschiedlicher Konzerte.

Den Auftakt machte die Südtiroler Gruppe Opas Diandl, die ihre ganz eigene Form von alpenländischer Musik pflegt, in der sie geschickt und gänzlich unverstärkt alte Weisen mit musikalischen Einflüssen, von Barock bis Punkrock, verbindet.

Opas Diandl aus Südtirol präsentierten unplugged und mit viel Humor ihre Interpretationen von alpenländischer Volksmusik

Opas Diandl aus Südtirol präsentierten unplugged und mit viel Humor ihre Interpretationen von alpenländischer Volksmusik

Das zweite Konzert kam von La vache qui crie: Das weibliche Berliner Trio gab in gekonnter Selbstinszenierung Jodler aus den österreichischen und Schweizer Alpen, dem zentralafrikanischen Regenwald, aus Hawaii und Texas, aus Lappland und Georgien zum Besten.

La vache qui crie (Ingrid Hammer, Ursula Häse, Ursula Scribano) vermittelten mit hohem Showfaktor Jodler aus verschiedenen Kulturkreisen

La vache qui crie (Ingrid Hammer, Ursula Häse, Ursula Scribano) vermittelten mit hohem Showfaktor Jodler aus verschiedenen Kulturkreisen

Konzert Nummer drei wurde von Vocal Chordestra bestritten. Einer Formation, die an diesem Abend zweifellos den experimentellsten Zugang zum Jodeln bot und damit bei manchen Zuhörern für Irritation sorgte. Das Grazer Duo, das aus Franz Schmuck (Percussion) und Annette Giesriegl (voice) besteht, bewegte sich geschickt und effektvoll zwischen Ethno-Sounds, Jazz, freien Improvisationen, Live-Elektronik und vielfältigen Perkussionswelten.

Vocal Chordestra (Franz Schmuck, Annette Giesriegl) boten höchst experimentelle Zugänge zum Jodeln

Vocal Chordestra (Franz Schmuck, Annette Giesriegl) boten höchst experimentelle Zugänge zum Jodeln

Ein gemeinsames Set aller drei Gruppen brachte die Veranstaltung zum Ausklingen und wurde mit tosendem Applaus von rund 150 Gästen belohnt.

Herbert Krienzer führte die zahlreichen BesucherInnen charmant durchs Programm

Herbert Krienzer führte die zahlreichen BesucherInnen charmant durchs Programm

 

Tag drei des Festivals war geprägt von Workshops, die von den Protagonisten der Konzerte des Vorabends (Markus Prieth, Ingrid Hammer, Franz Schmuck) und von Willi Mayer gestaltet wurden. Dabei konnten die TeilnehmerInnen, nach einem einführenden Vortrag von Herbert Krienzer, nacheinander die verschiedenen Zugänge zum Jodeln erproben und sich in gänzlich neue Gefilde – wie etwa Ober- und Untertongesang – wagen.

Workshops von Ingrid Hammer, Markus Prieth, Franz Schmuck und Willi Mayer vermittelten individuelle Zugänge zum Jodeln

Workshops von Ingrid Hammer, Markus Prieth, Franz Schmuck und Willi Mayer vermittelten individuelle Zugänge zum Jodeln

Sonntagabend hieß es dann – noch völlig beeindruckt von den intensiven Jodelerlebnissen – Abschied nehmen, von alten Bekannten und neu gewonnen Freunden.

 

Das Stück „Du gingst fort“ feierte seine Premiere am Land: Nach ersten Aufführungen in Wien und Graz gaben die Rabtaldirndln am Freitag, 19.06.2015, damit ein erstes Gastspiel in der Provinz. Eisenerz, von wo so viele weggegangen sind, schien dafür den stimmigen Schauplatz zu bieten.

Bildreihe 1_FORT_Nachbericht

Die Rabtaldirndln sind ein steirisches Theaterkollektiv aus Graz, oder nach eigener Aussage Bewohnerinnen des Rabtal (mit einem a). Ihre „Heimat“ ist eine fiktive Region, die das rein weiblich besetzte Ensemble zu künstlerischen Auseinandersetzungen anregt, die häufig um das Spannungsfeld zwischen Stadt und Land kreisen.

Auf dem Titelbild halten vier Frauen einen Karton in der Hand, auf dem mit großen Lettern „FORT“ zu lesen ist. Die Daumen in die Höhe gestreckt hoffen sie auf eine Mitfahr-gelegenheit. Auf jemanden, der ihnen die Flucht vom Land erleichtert.

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Angelehnt an das Fernsehformat Aktenzeichen XY…ungelöst stand der Abend im Innerberger Gewerkschaftshaus ganz im Zeichen der Landflucht. Barbara Carli, Rosi Degen, Bea Dermond und Gudrun Maier fahndeten dabei gewohnt pointiert nach geliebten Personen, die ausgewandert sind: Wie machen sich Auswanderwillige verdächtig? Was hält der Josef von der Stadt? Warum wohnt die Franziska schon 14 Jahre ausgerechnet in Australien? Und weshalb wollen zu Weihnachten dann plötzlich alle wieder heim?

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„Landflucht ist kein Verbrechen, aus dem Rabtal weggehen schon.“ Beständig Pfeife paffend und mit Kartondirndlkleidern geschmückt untersuchten die Dirndln mit viel Witz die Möglichkeiten und Motive, vom Land zu flüchten. Ihre Darstellungen wurden visuell gestützt von zwei Overheadprojektoren, mit denen sie auf genial einfache Weise Personen und Situationen stilisierten. Aber auch die „eigene Familie“, ihr Kollektiv, nahmen sie schonungslos aufs Korn – da flossen Tränen, da wurde auf Schenkel geklopft, geneckt, getanzt und gesungen. Bis die Landeier am Ende der Vorstellung in einer effektvoll inszenierten Panade landeten.

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Rund 50 Personen waren der Einladung von eisenerZ*ART ins Innerberger Gewerk-schaftshaus gefolgt, das die Rabtaldirndln gekonnt auf den Kopf gestellt hatten: So wurde der Zuschauerraum zur Bühne und die eigentliche Bühne zur Tribüne fürs Publikum, das sich nach rund 80 unterhaltsamen Minuten mit begeistertem Abschiedsapplaus bedankte.

Im Anschluss an die Vorstellung bot sich im Eisenerzer Hof noch die Gelegenheit, die Rabtaldirndln persönlich kennenzulernen. Wer mit ihnen ins Gespräch kam wird vielleicht bestätigen, was die Dirndln in ihrer Selbstbeschreibung ankündigen: Es lohnt sich ein Freund von ihnen zu sein.

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(Dank an Siegfried Gallhofer für die Fotos)

 

Am 7. Mai war es soweit: Die genialen OldSchoolBasterds verwandelten Eisenerz in einen ausgelassenen 50ies Hotspot. Im Rahmen ihrer Album-Release Tour „Whole Lotta Love Songs“ rockte die Band bereits zum zweiten Mal die alte Bergmannstadt.

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Fünfziger-Flair verbreitete neben der Musik auch die Mode zahlreicher Gäste

An die 200 Gäste, darunter rund 60 Personen aus Trofaiach, waren der Einladung ins Innerberger Gewerkschaftshaus gefolgt. So manche kamen gestylt im 50er-Outfit. Das Alter reichte von 10 bis 85 Jahren – ein Zeichen dafür, dass die Band es trefflich versteht, mit ihren Rhythmen und ihrem Esprit alle Generationen zu begeistern!

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Veranstalterin Gil Illmaier begrüßte das vielzählige Publikum, dann öffnete sich der Vorhang für die OldSchoolBasterds

Kaum war der Vorhang offen, ging es gleich richtig zur Sache – mit bekannten Songs wie „Buona Sera“,„Stay“, „Diana“ und „Unchained Melody“ riss die Band das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Besonders Leadsänger und Stimmakrobat Gregor Bischops alias Stanley Basterd eroberte mit seinem gepflegten Englisch, viel Witz und einer bewegungsreichen Performance die Herzen der Besucherinnen im Sturm. Unterstützung bei der Show erhielten die Basterds zwischendurch von dem aus Trofaich stammenden Saxofonisten Gernot Strebl und den auch auf der neuen CD verewigten Reiting Soul Sistas.

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Die Band bei ihrer grandiosen Performance, zeitweilig unterstützt durch Gernot Strebl am Saxophon

Ein Teil der Pause wurde genutzt, um auf die Initiative zur Rettung des alten Polsterliftes aufmerksam zu machen, der von der Schließung bedroht ist. Nachdem sich der Vorhang das zweite Mal geöffnet hatte, setzten die Basterds ihre atemberaubende Show fort und sorgten mit einem akustischen Beben für ausgelassene Stimmung im Gewerkschaftshaus. Bei den letzten Songs der ausgedehnten Zugaben waren dann alle im Saal auf den Beinen und bedankten sich mit einem tosenden Abschlussapplaus.

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Die OldSchoolBasterds holen auch junge Talente auf die Bühne: die Reiting Soul Sistas aus Trofaiach

Fazit: Die Album-Release Show der Old School Basterds war ein voller Publikumserfolg! Das verrieten vor allem die strahlenden Gesichter der Gäste am Ende der Veranstaltung. Nach einem gelungenen Start in die diesjährige eisenerZ*ART Saison darf man sich nun entspannt zurücklehnen und sich auf das freuen, was noch kommt.

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Höchste Aufmerksamkeit, ausgelassene Stimmung und viel gute Laune im generationenübergreifenden Publikum

(Dank an Siegfried Gallhofer für die schönen Fotos)

 

1895 flimmerten die ersten bewegten Bilder über europäische Leinwände. Trotz seiner anfänglichen Kürze vermag es der Film – seit seiner Entstehung vor über 100 Jahren –, Menschen jeden Alters in Begeisterung und Staunen zu versetzen. Was als höchstens 10-minütiges Erlebnis für die Augen eines mutigen Publikums begann, wurde schnell um eine auditive Komponente erweitert und bildete fortan nicht nur einen unverzichtbaren Teil der Unterhaltungsindustrie, sondern wurde auch exzessiv als politisches Propaganda-instrument missbraucht. Bereits im Ersten Weltkrieg wurden Soldaten unter anderem mit schöngefärbten Leinwandromanzen bei der Stange gehalten. Wie sich die manipulative Wirkung des Mediums Film vor hundert Jahren konkret gestaltet hat, war Teil des Programms von „Stummfilm im Dialog“. Musikalisch und erklärend begleitet wurde die Filmreihe von Pianist und Filmkenner Gerhard Gruber. Mit seinem Einsatz wurde das kleine, aber interessierte Publikum in der Musikschule Eisenerz in die magische Stummfilmwelt vergangener Zeit entführt. Neben dem propagandistischen Schwerpunkt am ersten Abend bekamen die Filmliebhaber am folgenden Tag thematisch zusammengefasste Filmhäppchen aus der Weimarer Republik serviert.

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Auch ein ganz junges Publikums wurde mit der Filmreihe angesprochen: Freitag Vormittag bot sich den SchülerInnen der Eisenerzer Volksschule die Gelegenheit, sich bei der Aufführung von „The Tramp“ (1915) und „Big Buisness (1929) mit den Reizen des Stummfilms auseinanderzusetzten. Die Kinder nahmen begeistert Anteil an den Abenteuern von Charlie Chaplin und Laurel & Hardy, und Gerhard Gruber begleitete die vergnüglichen Bilder auf der Leinwand derart leidenschaftlich, dass diese umso lebendiger wirkten. Das Interesse der Kinder an den Vorläufern ihrer Kinohelden äußerte sich in schallendem Gelächter und tosendem Applaus am Ende, und wird ihnen sicher noch lange in Erinnerung bleiben.

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Für Begeisterung der anderen Art sorgte der historisch-politische Schwerpunkt von „Stummfilm im Dialog“, der das Programm am Donnerstag-Abend bestimmte. Nach einer prägnanten Einführung über die Anfänge des Films vermittelte Gerhard Gruber am Klavier in einem 10-minütigen Vorprogramm einen einprägsamen Eindruck von der Berichterstattung über die Kriegs- und Heimatfront zu Zeiten des  Ersten Weltkrieges. Auf die erhitzende Einstimmung folgte der 52 Minuten lange Hauptfilm „Mit Herz und Hand fürs Vaterland“ (1915). Eine Besonderheit dieses politischen und propagandistischen Kriegsmärchens markiert seine lange Verschollenheit. Erst vor wenigen Jahren wurde der Film in einem schwedischen Archiv wiederentdeckt. Das konstante Raunen, welches am Donnerstag durch die Eisenerzer Besuchermenge ging, hat die eindrucksvolle Wirkung der Propaganda bewiesen, die vor allem im Kontext des modernen Medienzeitalters zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der manipulativen Zweckinstrumentalisierung des Mediums Film anregt. Wer die Vorführung mit eigenen Augen und Ohren erlebt hat, wird bestätigen, dass das Zeitzeugnis vom Beginn des 20. Jahrhunderts niemanden kalt lassen kann.

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Im Gegensatz dazu stand der Freitag-Abend ganz im Zeichen der expressionistischen Filmwelten der Weimarer Republik. Unter den thematischen Akzenten von „Dämonisch“ bis „Zukunft“ wurde den Besuchern ein bunter Reigen an Filmausschnitten präsentiert und die geballte emotionale Kraft des Mediums eindrucksvoll nachgezeichnet. Fasziniert haben neben den aufgeregten Tastenschlägen des Klaviers vor allem der ungeheure Detailreichtum und die geniale Konzeption der alten Filmklassiker von „Metropolis“ bis zu „Dr. Caligari“ und „Nibelungen“, deren Grundideen bis heute vielfältig rezipiert und kopiert werden. Insgesamt hat die Filmreihe in längst vergangene Zeiten entführt und stilprägende Filmkunst, musikalisch eindrucksvoll begleitet, vor Augen geführt.

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(Text und Fotos von Barbara Jernej und Gerhild Illmaier)

 

Schauplatz: Musikschule Eisenerz. Freitag Abend, 19. September 2014. „Der Herr Karl“ in einer Inszenierung des Schubert Theaters Wien steht auf dem Programm.

Das Publikum wartet ungeduldig auf den Einlass – gilt es doch, sich die besten Plätze zu sichern. Erst fünf Minuten vor Aufführungsbeginn ist es soweit, die Menschen strömen in den Saal. Die gänzlich schwarz abgehängte, spärlich beleuchtete Guckkastenbühne wirkt wie ein schummriges, verrauchtes Lokal. Die wenigen Requisiten sind eine Bar, ein Tisch mit zwei Sesseln und ein altes Grammophon. Und eben drei skurril anmutende Puppen, die leblos an Haken von der Decke hängen. Man hört dezente Pianomusik. Der Puppenspieler – gekleidet im Stil eines gepflegten Kellners – steht, Fingernägel kauend, im Zentrum der Bühne, bis Ruhe im Saal einkehrt.

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Dann tritt Nikolaus Habjan in Aktion und greift zur ersten Puppe, dem Kellner Herrn Karl. Im Nu verschmilzt der Puppenspieler mit seiner Figur, die selbstgefällig, aber auch nörgelnd und raunzend aus ihrem Leben erzählt. Zwischendurch antwortet der Herr Karl auf die Zurufe seiner Chefin aus dem Off, hofiert sie vordergründig, um sie hinterrücks zu betrügen: „Ja Frau Chefin, ja, ja, was, Frau Chefin – ja selbstverständlich… ja bitte, ja – ja… – pfff, wos soll ma si do aufregn, kontrolliert eh kana….“ Gleichzeitig bedient er den am Tisch sitzenden Gast – Dipl.Ing. Bernhard Schwingenschläger, kurz Herr Berni genannt – und qualmt dabei eine Zigarette nach der anderen.

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Entsprechend der Vorlage entpuppt sich der Herr Karl – hier in Gestalt von gleich drei Figuren – als opportunistischer Mitläufer, der sich im wechselhaften Gang der österreichischen Geschichte vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Ende der Besatzungszeit in den 1950er Jahren durchs Leben manövriert hat. Man hört vom Feinkostladen Wawra, wo er im Lager arbeitete. „Es woa a schreckliche Zeit“ – „Aber i hob’s ma gricht ghobt. Und a Hetz ghobt. Mit die Katzn.“

Sodann tritt Frau Gisela in Erscheinung, die – ebenfalls trinkend und rauchend – von ihrem bescheidenen Leben, das sie aber immer genossen hat, erzählt, vom Gemeindebau und vom Sparverein, den sie geleitet hat. „Wissen S‘, dass de mi fast einsperren hätten lassen? Da ham s‘ mir vurgworfen, mit de Konten… Wissen S‘, was des is, a Konto? Wenn man von einem Konto auf ein anderes… Nein, das kann ich Ihnen als Laien net so erklären.“

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Herr Bernie schließlich beginnt seine Erzählung mit dem Jahr 1927 und dem Brand des Justizpalastes, als man nicht wusste, welcher Partei man beitreten solle, welche Partei die stärkere ist: „Man hat sich nie entscheiden können, wo man eintritt…“. Und später: „Dann is eh schon da Hitler kummen. Des wor ein Taumel… Da Wiener hat endlich wieder wos zum Sehn bekommen, nach diesen traurigen Johren, nach dieser trüben Zeit… san olle gstandn am Heldenplatz und am Ring, unübersehbar worn wir, wie eine große Familie, man hot gespürt, man is unter sich – wie beim Heurigen, wie a riesiger Heuriger, nur feierlicher – ein Taumel.“

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Grandios auch die Liebesszene, in der Herr Karl Frau Gisela – für deren Kreation übrigens Hildegard Knef und Dagmar Koller als Inspiration dienten – singend verführt, nachdem er von seinem Umgang mit den „Katzen“ auf den Donauauen erzählt… Später dann, als sie krank wird, die erschütternde Feststellung, dass er sie sicher nicht im Krankenhaus besuchen wird.

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Habjans Spiel fasziniert: Wie er einerseits fast verschwindet, wenn er seine Puppen bespielt, gleichzeitig aber auch die vierte Person, den Zuhörer, gibt und mit den drei Figuren in Dialog tritt.

Regisseur Simon Meusburger, der selbst die ausgeklügelte Beleuchtung und die Nebelmaschine steuert, hat die Handlung geschickt der Gegenwart angepasst: So ist die Rede auch von der EU, der Gewerkschaft, vom Rauchverbot, dem Arbeitnehmerschutz, dem Klimawandel und von Facebook, wodurch verdeutlicht wird, dass der Typus des Mitläufers immer noch allgegenwärtig ist.

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Das Publikum ist begeistert, dankt es den Künstlern mit frenetischem Applaus.

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( (Dank an Siegi Gallhofer für die Fotos)
 

Am Donnerstag, dem 21.08. war es also so weit, Eisenerz ging auf Draht! In 12 spannenden und teils grundlegend unterschiedlichen Künstlerpositionen wurde das in der Region so allgegenwärtige Thema Metall, diesmal in Form von „Draht“ bearbeitet, diskutiert und zur Schau gestellt.

Zahlreiche Gäste aus Nah und Fern folgten der Einladung zur Ausstellungseröffnung

Zahlreiche Gäste aus Nah und Fern folgten der Einladung zur Ausstellungseröffnung

Schon bei der Eröffnung im prächtig gefüllten alten Forum-Gebäude, gleichzeitig auch Herz des Rostfestes, zeigte sich die künstlerische Leiterin von eisenerZ*ART, Gerhild Illmaier, stolz über die Vielseitigkeit der Ausstellung, die „in Form bildender Kunst, Video, Performance, Design und Text im öffentlichen Raum nicht nur die Region und ein Derivat ihres Produkts in ästhetischen Kontext setzt, sondern auch die Eisenerzer Altstadt zum Erleuchten bringt.“ Barbara Jernej, die die Ausstellung eröffnete und inhaltlich betreute, ging in ihrer anschließenden Einleitung auf die untrennbare Verbindung der Stadt Eisenerz und des Werkstoffes Draht ein.  Aber auch auf die Ironie, dass aus jenem Material, das die Menschen seit vielen Jahrhunderten aus dem Berg schlagen, jene Maschinen erschaffen wurden, die sie heute ersetzen. Doch „mit ‚Eisenerz…auf Draht!“ ist es eisenerZ*ART nicht nur gelungen, die Flexibilität und Bedeutung eines oft vergessenen Materials hervorzuheben, sondern auch den Glanz einer Stadt bewusst zu machen, die als Wiege der österreichischen Erzgewinnung in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit zu geraten drohte,“ meinte Jernej. „Jedes Kunstwerk, jede Idee bringt einen neuen Aspekt des Lebens ans Licht.“

v.l.n.r.: Forum Gebäude, Sweet Sweet Moon, Publikum, Gerhild Illmaier, Barbara Jernej bei der Begrüßung bzw. Eröffnung der Ausstellung

v.l.n.r.: Forum, Sweet Sweet Moon, Publikum, Gerhild Illmaier, Barbara Jernej bei der Begrüßung bzw. Eröffnung

Im Anschluss luden die beiden Ausstellungsmacherinnen das Publikum ein, zusammen mit den jeweiligen Künstlerinnen und Künstlern und in Begleitung des Wiener Musikerduos Sweet Sweet Moon an einem künstlerischen Rundgang teilzunehmen.

v.l.n.r.: Barbara Jernej und Sweet Sweet Moon führen das interessierte Publikum durch die Altstadt

v.l.n.r.: Barbara Jernej und Sweet Sweet Moon führen das interessierte Publikum durch die Altstadt

An der ersten Station wartete bereits der Linzer Künstler Thomas Enzenhofer, der mit einer Drahtrolle über der Schulter einige Tage in Eisenerz unterwegs war, dabei mit hunderten Menschen in Kontakt trat und sie animierte, an seiner sozialen Skulptur teilzunehmen. Er versuchte den Erzberg performativ zu erschließen und dabei die Brücke zwischen Eisen und Industrie auf der einen Seite, und Kommunikation auf der anderen zu schlagen.

An der Außenfassade des Forum-Gebäudes stellte Gerhard Raab seine Skulptur „Satellit“ vor – ein ganz im Stile von Raabs Arbeiten auf ein Minimum reduziertes und den Betrachter stets herausforderndes dreidimensionales Kunstwerk.

v.l.n.r.: Thomas Enzenhofer vor seiner sozialen Skulptur aus selbstgefertigten Drahtkleiderbügeln, Forum Gebäude, Barbara Jernej und Gerhard Raab

v.l.n.r.: Thomas Enzenhofer vor seiner  Skulptur aus Drahtkleiderbügeln, Forum Gebäude, Barbara Jernej und Gerhard Raab

Nur wenige Schritte davon entfernt entlädt ein breites Schaufenster Hilda Keeminks „Manager“. Ihre an Bleistiftskizzen erinnernden „Einlinien-Draht-Zeichnungen“ zeigen Dutzende aus der Reihe tanzender Männer in Anzügen, die dem Klischee der steifen Businessmenschen entfliehen. Die niederländische Künstlerin liefert damit auch ein schöne Metapher auf die Widersprüchlichkeit die in der biegsamen Leichtigkeit und Veränderlichkeit des Werkstoffes Draht innewohnt und doch der eigentlichen Härte und Schwere des Rohstoffes Eisenerz entspringt. Durch die engen Gassen der Altstadt geht es an einem Schaufenster vorbei, das kleine Drahtskulpturen zeigt, die Schüler und Schülerinnen des BORG Eisenerz und Leoben unter der Leitung von Thomas Enzenhofer fabrizierten.

v.l.n.r.: „Manager“, Skulptur von Hilda Keemink, Drahtskulpturen von SchülerInnen des BORG Eisenerz und Leoben (Workshop Thomas Enzenhofer)

v.l.n.r.: „Manager“ von Hilda Keemink, Drahtskulpturen von SchülerInnen des BORG Eisenerz/Leoben (Workshop Enzenhofer)

Im Schaufenster des ehemaligen Modegeschäftes zeigt der Grazer Künstler Edgar Sorgo sein Objekt „openendings“, das er als „flexibles Schnitt- und Verbindungsstück von Wissenschaft, Technik und Natur“ beschreibt. Wie eine sich im Bann des Flötenspielers hypnotisierte doppelköpfige Schlange richtet sich das Gewinde aus dicken Eisendrähten auf und offenbart in blütenähnlicher Pracht ihr verborgenes Innenleben. Gleich daneben zeigt Gerhard Leixl u.a. eine Maschendrahtzaun-Interpretation einer Skizze des Erzberges. Leixl will „Mut machen Wahrnehmungsmuster zu überdenken“ um damit mehr Bewegung in das Leben der Menschen zu pflanzen. Er gilt als „Schatzsucher“, denn er bedient sich gerne Gegenstände, die ihm ins Auge springen und eher unbeachtet dahinvegetieren. Mit ihnen bildet er die Grundlage seiner Kunst, was er durch sein Statement: „Ich mache keine Kunst, sie passiert mich“, inhaltlich wunderbar abrundete.

v.l.n.r.: Edgar Sorgo, Skulptur „openendings“, Barbara Jernej, Gerhard Leixl und Gerhild Illmaier vor der Stacheldraht-Skulptur von Gerhard Leixl

v.l.n.r.: Edgar Sorgo, „openendings“, Barbara Jernej, Gerhard Leixl und Gerhild Illmaier vor Leixls Stacheldraht-Skulptur

Markus Wilfling ließ sich bei seinem Objekt „Madensexualität“ von Drahtspulen inspirieren, die sich ihm am Weg nach Eisenerz immer wieder zeigten. Der Widersinn, den Wilfling schon in seinem Gedicht zum Objekt beschrieb, spiegelt sich auch im Titel wieder, der sich der eigentlichen Asexualität von Maden und demnach auch „hirnzensierend“ entgegenstellt. Ein paar Hausecken weiter spannt Eva Burtscher mit kunstvoll geflochtenen bzw. geklöppelten Zaunelementen ihrer Marke „Lace Fence“ den Bogen zwischen Wirtschaft und Kunst. Sie sieht „Zäune als Vorboten dessen, was hinter ihnen liegt“, was auch Burtschers Liebe zum Detail und Gestaltungsvielfalt erklärt.

v.l.n.r.: Markus Wilfling, Skulptur „Madensexualität“, Publikum, Eva Burtscher, Kunstzaun-Element von „Lace Fence“

v.l.n.r.: Markus Wilfling, Skulptur „Madensexualität“, Publikum, Eva Burtscher, Kunstzaun-Element von „Lace Fence“

Weiter geht der Rundgang mit Markus Mosers „Vespa“, die wie fast alle Objekte des oberösterreichischen Drahtkünstlers durch Transparenz und entsprechende räumliche Platzierung eine matrixähnliche, fast digitale Realität erlangen und durchaus optische Verwirrung stiften können. In weiteren Schaufenstern dürfen noch einmal Arbeiten von Gerhard Raab bewundert werden, die wiederholt seinen Hang zum Minimalismus unterstreichen. Im Gegensatz zu „Satellit“ wirken die ausgestellten Objekte fast intuitiv dahingeformt, verbergen allerdings den materialbedingt langsamen und ausgeklügelten Entstehungsprozess.

v.l.n.r.: Barbara Jernej und Markus Moser, „Vespa“, Barbara Jernej, Gerhard Raab und Gil Illmaier, Skulpturen von Gerhard Raab (o.T. – Zeichnungen)

v.l.n.r.: Barbara Jernej und Markus Moser, „Vespa“, Barbara Jernej, Gerhard Raab und Gil Illmaier, Skulpturen von Gerhard Raab (o.T. – Zeichnungen)

An der Außenfassade eines weiteren Wohnhauses präsentiert der Steirer Alfred Resch ein buntes Netz aus recycelten Drähten, einem undefinierten Objekt und einem Leuchtschriftzug, das miteinander und ineinander verwoben nur durch Verflechtung zum Erleuchten gebracht werden kann. Ebenso zum Erleuchten gebracht wird seine „Licht-Mode“, die in einem länderübergreifenden Projekt mit einem kubanischen Modedesigner entstanden ist und am Tag der Ausstellungseröffnung von zwei Eisenerzer Models stolz präsentiert wurde.

v.l.n.r.: Hausfassade gestaltet von Alfred Resch, Alfred Resch und die Ausstellungsmacherinnen, Models mit Licht-Mode, „Licht-Objekt“

v.l.n.r.: Hausfassade, Alfred Resch und die Ausstellungsmacherinnen, Models mit „Licht-Mode“, „Licht-Objekt“

Ein in einer Auslage am Bergmannplatz positionierter Monitor zeigt – neben den Videoanimationen, die in Thomas Enzenhofers Workshop entstanden sind und Bodo Hells untertiteltem Textbeitrag – Agnes Keils „Skulptografien“. Die deutsche Künstlerin schafft  „Gesichter, Körper, Räumlichkeiten aus dem Nichts“. Erst der Erfahrungsschatz der Betrachter soll sie mit individuellen Bedeutungen ausfüllen.

v.l.n.r.: Skulptografien von Agnes Keil, Barbara Jernej und Gerhild Illmaier spenden Beifall, ebenso das interessierte Publikum

v.l.n.r.: Skulptografien von Agnes Keil, Barbara Jernej und Gerhild Illmaier spenden Beifall, ebenso das interessierte Publikum

Am Ende des Rundgangs fand man sich im alten Forum-Gebäude wieder, wo Markus Moser seinen „Hunt“ vorstellte, der von der VA Erzberg in Auftrag gegeben wurde und das Ergebnis seiner dreiwöchigen Arbeit in Eisenerz ist. Und auch dieses Objekt, wie viele andere im Rahmen von „Eisenerz… auf Draht!“, symbolisiert die immanente Wichtigkeit von Bewegung, und dass trotz massiver Umwälzungen in der Region die facettenreichen Vergangenheit Mut für positive neue Veränderungen geben soll.

v.l.n.r.: Die Gruppe spaziert zurück zum Forum, Drahtskulptur „Hunt“, Markus Moser mit Barbara Jernej, „Hunt“

v.l.n.r.: Die Gruppe spaziert zurück zum Forum, Drahtskulptur „Hunt“, Markus Moser mit Barbara Jernej, „Hunt“

Bevor sich die Besucher und Besucherinnen noch am Bergmannplatz zur Performance von ILA einfanden, durften sie dem österreichischen Ausnahmeliteraten Bodo Hell beim Videovortrag seiner Draht-Litanei „auf Draht/aufdraht“ bestaunen. In oft irrwitzigen Wortspielen nimmt er dabei Bezug auf das Thema Draht und begibt sich auf feinsinnige, teils philosophisch-literarische Abwege.

v.l.n.r.: gespannte Minen bei Bodo Hells Videovortrag seiner Draht-Litanei „Auf Dráht – aufdráht“

Gespannte Gesichter bei Bodo Hells Videovortrag seiner Draht-Litanei „Auf Dráht – aufdráht“

Nach Einbruch der Dunkelheit gab der Grazer Künstler ILA dem zahlreich erschienenen Publikum noch einen feurigen Händedruck. Durch einen Strauch brachte er einen Drahtskulptur zu erglühen und setzte so Feuer im Zwiespalt des Lebens und der Zerstörung effektvoll in Szene. Eine weitere Metapher auf die den „feurigen“ Erzberg umarmende, prachtvolle Eisenerzer Bergwelt.

v.l.n.r.: ILA, Performance „Warmer Händedruck“ am Bergmannplatz bei Einbruch der Dämmerung

v.l.n.r.: ILA, Performance „Warmer Händedruck“ am Bergmannplatz bei Einbruch der Dämmerung

Die Ausstellung „Eisenerz… auf Draht!“ in der Eisenerzer Innenstadt ist noch bis Ende November 2014 zu bewundern.

(Bericht von Michael Pelitz)

 

 

 

 

Es war wohl keine gute Idee, das Konzert unter dem Titel „Klang:Kraft“ ausgerechnet an dem Tag anzusetzen, an dem bei der Fußball-WM um den dritten Platz gespielt wurde. Möglicherweise haben manche auch die lange Anfahrt zum JUFA Ramsau gescheut. Oder es war ihnen das angekündigte Musikprogramm zu unorthodox.

v.l.n.r.: Ausblick vom JUFA Ramsau, Matthias Loibner, Christian Zehnder, Tobias Preisig, Organisatorin Gil Illmaier

v.l.n.r.: Ausblick vom JUFA Ramsau, Matthias Loibner, Christian Zehnder, Tobias Preisig, Organisatorin Gil Illmaier

Der erlauchte kleine Personenkreis, der sich von derlei Hindernissen nicht abhalten ließ, bekam allerdings ein Musikerlebnis mit Seltenheitswert geboten! Zunächst trat Matthias Loibner mit seiner Drehleier auf. Dieses merkwürdige, seit 800 Jahren bekannte Instrument erlebte seine Hochblüte in der französischen Barockmusik, es wurde aber auch als „Armeninstrument“ eingesetzt, das Blinden in die Hand gedrückt wurde… Gegenwärtig erlebt die Drehleier eine gewisse Renaissance, und Matthias Loibner, der sich das Spiel selbst beigebracht hat, ist heute ein international gefragter Künstler, der mit großen Orchestern Alter Musik ebenso auftritt wie in verschiedenen kleinen Besetzungen.

v.l.n.r.: Publikum, Gil Illmaier, Matthias Loibner, Drehleier

v.l.n.r.: Ein kleines, aber höchst interessiertes Publikum, Gil Illmaier, Matthias Loibner, Drehleier

Bei seinem Solo-Konzert in Eisenerz bestach er mit seiner bescheiden wirkenden, humorvollen Art, in der er zwischen den Stücken kleine Geschichten erzählte, und verblüffte die Anwesenden mit faszinierenden Eigenkompositionen, die ihm zufolge die Summe seiner Eindrücke von verschiedensten Reisen und Stimmungen wiedergeben. Beim Spiel schien er förmlich mit seiner Drehleier zu verschmelzen, und er entlockte ihr ungeahnte Töne und Klangfarben. Zwischendurch interpretierte er als einziges bekanntes Stück, und dies auch stimmlich, das Volkslied „Der Wödverdruss“. Das Publikum war von der Performance hingerissen.

Matthias Loibner vor einem begeisterten Pubikum

Matthias Loibner vor einem begeisterten Pubikum

Der zweite Teil des Abends nach der Pause wurde von den beiden Schweizern Christian Zehnder und Tobias Preisig bestritten. Christian Zehnder, als klassischer Bariton und Jazzgitarrist ausgebildet und im Film „Heimatklänge“ als einer der kreativsten und innovativsten Köpfe in der Szene der neuen alpinen Musik vorgestellt, lässt sich in seiner Eigenwilligkeit (ähnlich wie Loibner) gar nicht einordnen. Sein Spezifikum ist der nonverbale Ausdruck der Stimme. In Eisenerz wurde Zehnders Musik perfekt kontrapunktiert von der expressiv klingenden Violine des jungen Kollegen Matthias Preisig, was zusammen eine Art Global-Jodeling mit Obertongesang und betörenden Geigensoli ergab.

Christian Zehnder, Tobias Preisig

Christian Zehnder (Stimme), Tobias Preisig (Violine)

Zehnder griff zwischendurch auch zu zwei Orgelpfeifen und bediente sich einer merkwürdigen Art von Harmonika, die er in eng verschränkter Körperhaltung heftig nach oben und unten bewegte. Das  alles klang dann abwechselnd archaisch, urban oder sphärisch. (Bei Insidern hat Christian Zehnder Kultstatus, während er für manche Volksmusikpuristen als „der Teufel“ gilt.)

Christian Zehnder an den Orgelpfeifen und einer Harmonika, Tobias Preisig

Christian Zehnder an den Orgelpfeifen und einer Harmonika, Tobias Preisig

Den letzten Teil des Abends gestalteten die drei Künstler gemeinsam, was nochmals neue und ungewöhnliche Klangerlebnisse produzierte. Die Zuhörer waren einhellig begeistert und bedankten sich mit einem Applaus, der ihre kleine Anzahl Lügen strafte. Drei hoch renommierte Musiker, die meist an großen Bühnen performen, spielten in Eisenerz vor etwa 30 Leuten und boten den wenigen Anwesenden ein Hörerlebnis, das wohl noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben wird.

(alle Fotos: Siegi Gallhofer)

(alle Fotos: Siegi Gallhofer)

 

 

Eine gut aussehende Verfasserin von Erfolgskrimis mit Lokalkolorit, der gestandene Autor eines subversiven Anti-Heimatroman-Klassikers und ein Duo, das frei und eigenwillig mit Jodel- und Weltmusikklängen experimentierte – das waren die Ingredienzien der ersten eisenerZ*ART Sommersondwendfeier, die am Samstag, 21. Juni mitten auf dem Erzberg stattfand.

v.l.n.r.: Erzberg, Reichenstein, Bohrerschmiede, Besucher-Hauly

v.l.n.r.: Erzberg, Reichenstein, Bohrerschmiede, Besucher-Hauly

Das zwar strahlend schöne, aber eher kühle Wetter zum astronomischen Sommerbeginn machte den ursprünglichen Plan zunichte: Ein Hauly sollte den Raum vor der gigantischen Stufenpyramide eingrenzen, mit einer kleinen Bühne davor und den Musikern oben drauf. Immerhin wurde der erste musikalische Akt – unplugged – auf dem Schwerlastkraftwagen inszeniert, nachdem alle TeilnehmerInnen auf der riesigen Plattform eingelangt waren. Allzu reizvoll war diese Bühne für die Musiker… Im Sonnenschein präsentierte sich der Berg wahrlich in den schönsten warmen Farbtönen, zwischen lila, grau und rostrot.

v.l.n.r.: Vocal Chordestra, Claudia Rossbacher, Reinhard P. Gruber, Gerhild Illmaier / Claudia und Hannes Rossbacher / Franz Schmuck

v.l.n.r.: Vocal Chordestra, Claudia Rossbacher, Reinhard P. Gruber, Gerhild Illmaier / Claudia und Hannes Rossbacher / Franz Schmuck

Nach diesem Auftakt kehrte das rund hundertköpfige Publikum in den Innenraum der Bohrerschmiede zurück, wo die Begrüßung und Vorstellung der ProtagonistInnen erfolgte. Der Abend war zweigeteilt, er begann – Lady’s first – mit Claudia Rossbacher. Die Autorin erklärte zunächst, wie sie zum Krimischreiben gekommen war und führte die Hauptfigur ihrer Romane, LKA-Ermittlerin Sandra Mohr, ein. Claudia Rossbacher war damals viel durch die Steiermark gereist und hatte die Krakau als Schauplatz der „Steierblut“-Handlung gewählt, kam dann wenige Jahre später zu den Dreharbeiten nach Eisenerz, weil der Ort von den Filmschaffenden für die Verfilmung auserkoren wurde. Claudia Rossbacher verstand es trefflich, persönliche Geschichten mit Auszügen aus zweien ihrer Bücher – „Steirerblut“ und „Steirerkreuz“ – zu verbinden, und schilderte derart, wie sie sich über immer wieder neue Steirerbände „langsam durch die Steiermark morde“.

v.l.n.r.: Gerhild Illmaier, Vocal Chordestra, Claudia Rossbacher, Publikum

v.l.n.r.: Gerhild Illmaier, Vocal Chordestra, Claudia Rossbacher, Publikum

Nach einer Pause – leider war es noch nicht ganz dunkel, also noch kein Feuer zu sehen – folgte der zweite Teil des Abends, der von Reinhard P. Gruber, dem steirischen Satiriker schlechthin und einem der meist gelesenen Autoren Österreichs, bestritten wurde. Gruber, selbst Sohn eines Fohnsdorfer Bergarbeiters, las aus seinen beiden Klassikern „Aus dem Leben Hödlmosers“ (erschienen 1973) und „Schilcher ABC“ (erschienen 1988). In ersterem unterteilt er bekanntlich den steirischen Menschenschlag in Feldsteirer, Waldsteirer, Flußsteirer, Bachsteirer, Bergsteirer, Gebirgssteirer und Alpensteirer. In zweiterem nimmt er speziell die Weststeirer aufs Korn. Etwa in Szenen wie der folgenden:
„köflacher bauer: ‚wouhea beistn tou?‘ – obersteirischer bauer: ‚neit fa to.‘  – k. b.: ‚sou schaust a aus, tou bleita troutl!‘ – o. b.: ‚hoiti papm, du westschtairische oaschsau!‘“
Klar, dass Gruber damit wiederholt schallendes Gelächter beim Publikum erntete.

v.l.n.r.: Reinhard P. Gruber, Nicole Zaiser und Gerhild Illmaier, Vocal Chordestra, Publikum

v.l.n.r.: Reinhard P. Gruber, Nicole Zaiser und Gerhild Illmaier, Vocal Chordestra, Publikum

Zwischen die Lese- und Erzählpassagen eingestreut waren einzelne Stücke von Vocal Chordestra, dem Duo Giesriegl – Schmuck. Annette Giesriegl entlockte ihrem Stimmapparat die merkwürdigsten Laute, die zusätzlich elektronisch verändert wurden, während Franz Schmuck – an Mongolen erinnernd – Unterton sang und andere Abarten des Jodelns praktizierte. Mit ihren sonderbaren Instrumenten erzeugten die beiden dazu einen ungewöhnlichen Klangteppich, eine Art experimentelle Weltmusik, die zuweilen auch an Bobby McFerrin denken ließ – bizarr, eigenwillig, großartig, und ganz offenbar nicht nach jedermanns Geschmack, wie an einigen kritischen Stimmen aus dem Publikum zu erkennen war.

v.l.n.r.: Reinhard P. Gruber und Vocal Chordestra, Publikum, Leykam Bücherstand

v.l.n.r.: Reinhard P. Gruber und Vocal Chordestra, Publikum, Leykam Bücherstand

Alle Protagonisten hatten sichtlich Spaß am Erzberg aufzutreten und für die BesucherInnen bot sich damit seit Langem wieder die Möglichkeit, ein kulturelles Ereignis an diesem sonst von Bergbau und Extremsport geprägten Ort zu erleben. Der von der Buchhandlung Leykam, Leoben, organisierte Büchertisch fand überaus regen Zulauf. Viele EisenerzerInnen nutzten die Gelegenheit, sich persönliche Signaturen der beiden Autoren zu holen. Für Schmunzeln sorgte die von Grafikerin Nicole erzählte Anekdote, derzufolge eine Gruppe von Eisenerzern in den frühen 1990er Jahren einen kleinen, namenlosen Gipfel neben dem Pfaffenstein „Peak Hödlmoser“ taufte.

v.l.n.r.: Claudia und Hannes Rossbacher, Reinhard P. Gruber mit Publikum, Sonnwendfeuer am Erzberg

v.l.n.r.: Claudia und Hannes Rossbacher, Reinhard P. Gruber mit Publikum, Sonnwendfeuer am Erzberg

 

 

„Ausverkauft“ – dieser Aufdruck in Rot zierte das Plakat an der Eingangstür des Erzbergbräu bereits am Vorabend der ersten eisenerZ*ART-Veranstaltung 2014. Der Andrang war groß; schon eine halbe Stunde vor Beginn waren so gut wie alle Plätze vom Publikum eingenommen, der Hausherr bemühte sich, da und dort noch Sitzgelegenheiten aufzutreiben, bis schließlich knapp 100 Personen das Lokal (über)füllten.

Impressionen vor Veranstaltungsbeginn im überfüllten Erzbergbräu

Impressionen vor Veranstaltungsbeginn im überfüllten Erzbergbräu

Den Einstieg in den Abend lieferte Edgar Unterkirchner mit einem jazzigen Saxophon-Solo, es folgten der erste Jodler der FrauenZimmer und die kurze Begrüßung der Veranstalterin. Dann rollte sich das Musikprogramm ab, das viel Lachen und stürmischen Applaus auslöste. Bei einigen Nummern begleitete Unterkirchner das Ensemble, im Übrigen lieferte er Soli, die die FrauenZimmerMusi-Lieder angenehm kontrastierten.

v.l.n.r.: Edgar Unterkirchner, FriesacherFrauenZimmerMusi, Veranstalterin Gerhild Illmaier

v.l.n.r.: Edgar Unterkirchner, FriesacherFrauenZimmerMusi, Veranstalterin Gerhild Illmaier

Zwischendurch gab Eva Kreissl Texte, die vom Sennerinnen-Leben handelten, zum Besten. Dass die fünf Musikerinnen großen Spaß an der Sache hatten war nicht zu übersehen, und ihre gute Laune übertrug sich prompt auf die anwesenden Gäste. Bei einzelnen Liedern stimmte sogar das gesangsfreudige Publikum bereitwillig mit ein. Die Pause wurde zum Konsum des köstlichen Erzbergbräu-Biers genutzt. Am Ende der Musikdarbietung forderte das Publikum noch einiges an Zugaben ein, und bereitwillig lieferte eine „Splittergruppe“ des Ensembles später auch noch einen Dreigesang abseits der Bühne.

v.l.n.r.: Eva Kreissl, FriesacherFrauenZimmerMusi mit Edgar Unterkirchner

v.l.n.r.: Eva Kreissl, FriesacherFrauenZimmerMusi mit Edgar Unterkirchner

Im Publikum befand sich auch ein Musiker, der letztes Jahr bei der Kultur-Almen-Tour mit dabei war: Der geniale Mundharmonika-Spieler Stephan Rausch ließ sich beim Bier danach vom Hausherrn zu einer kurzen Blues-Einlage bewegen. Erst gegen Mitternacht entfernten sich die letzten Gäste, die mit angenehmer Stimmung nach Hause gingen.
Wir danken Reini und Helga für die Gastfreundschaft im Erzbergbräu, Siegi Gallhofer fürs emsige Fotografieren und Angelika Wonisch für die Filmaufnahmen!

v.l.n.r.: FriesacherFrauenZimmerMusi mit Edgar Unterkirchner, ein Beifall zollendes Publikum, Stephan Rausch, Hausherr Reini Schenkermaier

v.l.n.r.: FriesacherFrauenZimmerMusi mit Edgar Unterkirchner, ein Beifall zollendes Publikum, Stephan Rausch, Hausherr Reini Schenkermaier

 

Als Blind Date programmiert, setzte der „Tatort Steiermark“-Krimi Steirerblut am letzten Abend im Alten Tanzsaal in Eisenerz den würdigen Schlusspunkt einer höchst erfolgreichen Filmreihe.

Impressionen vor der Aufführung von "Steirerblut" am 30.08.2013

Impressionen Alter Tanzsaal, kurz vor der ersten Aufführung von „Steirerblut“ am 30.08.2013

Bereits im Vorfeld wurde von den Organisatoren mit großem Ansturm beim neuesten Film von Wolfgang Murnberger gerechnet. Deshalb wurde der 2012 nach einer Romanvorlage von Claudia Rossbacher verfilmte Krimi vergangenen Freitag in gleich zwei Vorstellungen präsentiert. Und dem war gut so. An die 350 Neugierige ließen sich das Gustostück Steirerblut mit den Hauptschauplätzen Eisenerz und Radmer nicht entgehen. Und das Publikum, darunter auch viele von auswärts, war gut durchmischt, Jung und Alt drängte sich in den dicht bestuhlten Saal. Der jüngste, wirklich enthusiastische Cineast, der keine einzige Veranstaltung ausgelassen hatte, war ganze 11 Jahre alt…

Ein prall gefüllter Saal verdeutlicht das Publikumsinteresse

Ein prall gefüllter Saal verdeutlicht das Publikumsinteresse

Über den regen Publikumszuspruch erfreut, sprach die Veranstalterin Gerhild Illmaier in ihren Eröffnungsworten das augenscheinliche Interesse an einem Kino in Eisenerz offen an und wurde mit spontanem Publikumsapplaus bedacht. Im Anschluss daran fand Kurator Wolfgang Stritzinger zum letzten Mal einleitende Worte zum bevorstehenden Programm, was auch für ihn als „Blind Date“ begann.

v.l.n.r.: Mobile Bar von Elmar, Gerhild Illmaier, Wolfgang Stritzinger, Publikum

v.l.n.r.: Mobile Bar von Elmar, Gerhild Illmaier, Wolfgang Stritzinger, Publikum (Sicht von oben)

Gleich vorweg: Der Film wurde von Murnberger mit einer Reihe von heimischen Schauspielern – u.a. mit dem in Eisenerz bestens bekannten Johannes Silberschneider – besetzt. Gedreht wurde in Radmer und Eisenerz, und naturgemäß wirkten, wie auch bei Die Werkstürmer, Einheimische als Statisten mit. Die Geschichte in Steirerblut ist als klassischer Krimi aufgebaut. Das Rezept: Ein Mord, ein ungleiches Ermittler-Duo, ein bestechlicher Bürgermeister samt „berlusconeskem“ Neffen in einem doch nicht so romantischen Landidyll. Die unterhaltsame Mischung aus Lokalkolorit und brisanter Kriminalgeschichte mit überraschender Wende gelingt.

Frameshots aus "Steirerblut" (Allegro Film / ORF)

Frameshots aus „Steirerblut“ (Allegro Film / ORF)

eisenerZ*ART kann mit der Filmreihe einen eindeutigen Erfolg verbuchen: Nach dem dank Live-Piano-Begleitung und Stummfilm-Ästhetik poetisch anmutenden Filmerlebnis Sodom und Gomorrha, nach den historischen Filmraritäten unter dem Titel „Nationalsymbol IndustriearbeiterInnen“, nach Erz-Schmerz und dem Kunstfilm Im Anfang war der Blick brachte man nun, als krönenden Abschluss mit Steirerblut einen Film nach Eisenerz, der bisher erst bei der Diagonale im März seine Premiere feierte, aber noch nicht öffentlich im Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Frameshots aus "Steirerblut" (Allegro Film / ORF)

Frameshots aus „Steirerblut“ (Allegro Film / ORF)

Damit zeigte sich auch, welch filmisches Potenzial die Region rund um den Erzberg in sich birgt. Gut möglich, dass es nächstes Jahr eine Fortsetzung gibt.

(Karin Talaber)

Frameshots aus "Steirerblut" (Allegro Film / ORF)

Frameshots aus „Steirerblut“ (Allegro Film / ORF)

 

Auch wenn schon in den frühen Morgenstunden klar war, dass Veranstalterin Gerhild Illmaier durch die schlechte Wetterlage gezwungen war, die Alm abzusagen und die Route auf ein mögliches Minimum zu verkürzen, wurde die Kultur-Almentour auch 2013 zum vollen Erfolg. Per Autokonvoi ging es für etwa 30 Wetterfesten zum Pichlerhof, von wo aus sie Wanderführer Lorenz Kabas nach einer kurzen Kennenlern-Einlage in Richtung Eisenerzer Ramsau führte. Der Weg dorthin wurde von den Weisen- und Jodlerbläser aus dem Erzbergland – dem Duo Stangl Blos – musikalisch begleitet. Für ihr nicht enden wollendes Interesse an den volksmusikalischen Enlagen rund um den Wandertrupp, wurde die am Wegrand postierte Kuhherde von den beiden Musikanten mit dem „Kiamöcher“ belohnt.

v.l.n.r.: Peti Heidegger, Stephan Rausch, die kleine Wandergruppe, Stangl Blos

v.l.n.r.: Peti Heidegger, Stephan Rausch, die kleine Wandergruppe, Stangl Blos

Spaziergang im Regen vom Pichlerhof zur Haas Hütt'n

Spaziergang im Regen vom Pichlerhof zur Haas Hütt’n

So standen wir also da. Einige Dutzend Wanderer, zahlreiche Künstlerinnen und gut 20 Rinder, die allesamt dem feucht-kalten Wetter wenig, den ersten Klangeinlagen jedoch einiges abgewinnen konnten. Zur äußerst gemütlichen „Haas Hütt’n“ war es aber nicht mehr weit und schon in Kürze sollte man bei Most, Kaffee, Wuchteln und Steirerkas‘-Broten weitere musikalische Leckerbissen genießen dürfen. Die Ober- und Untertonsängerin Doris Kirschofer und der Munharmonikaspieler Stephan Rausch wanderten dabei von Raum zu Raum und lösten mit teils außergewöhnlichen Darbietungen helles Staunen und Begeisterung aus. Der Journalist Tobias Micke zeichnete für die literarischen Köstlichkeiten verantwortlich. Mit Ausschnitten seines Erfolgsbuches „Almhandbuch für Stadtmenschen“ gab er pointenreiche Einblicke in sein mehrmonatiges Sommerabenteuer als Bergbauer in den Gailtailer Alpen.

v.l.n.r.: Stephan Rausch, Doris Kirschhofer, Hüttenwirt Puidl

v.l.n.r.: Stephan Rausch, Doris Kirschhofer, Hüttenwirt Puidl

v.l.n.r.: Tobias Micke, Catch-Pop String-Strong, begeistertes Publikum

v.l.n.r.: Tobias Micke, Catch-Pop String-Strong, begeistertes Publikum

Auch wenn sich die Regenwolken konsequent über Eisenerz und dem umliegenden Bergland festhielten, blinzelte schon auf dem Rückweg zum Pichlerhof zum ersten Mal das Sonnenlicht durch die Wolkendecke.

Spaziergang von der Haas Hütt’n zum Gasthof Pichlerhof, begleitet von Stangl Blos

Spaziergang von der Haas Hütt’n zum Gasthof Pichlerhof, begleitet von Stangl Blos

Nach weiteren Leseproben von Tobias Micke begeisterten im Gasthaus die serbische Bratschistin/Sängerin Jelena Poprzan und die kosovarische Cellistin Rina Kaçinari, alias Catch-Pop String-Strong, mit erfrischenden musikalischen Grenzüberschreitungen zwischen Balkan, Bach und Brecht. In einer kurzen Pause sammelte Lorenz Kabas noch freiwillige Spenden für die Tombola, bei der jedes Los gewinnen, und CDs sowie Bücher der KünstlerInnen, prachtvolle Bildbände oder etwa kulinarische Köstlichkeiten aus der Region unter die Kulturliebhaber bringen sollte.

v.l.n.r.: Catch-Pop String-Strong, Doris Kirschhofer

v.l.n.r.: Catch-Pop String-Strong, Doris Kirschhofer

Mit Fortdauer des Nachmittags füllte sich der Pichlerhof zusehends und brachte auch die weniger wetterfesten Kulturinteressierten in den Genuss des hochkarätigen Programms. Und dann ging es auch schon Schlag auf Schlag: Ein spontanes Maultrommel-Mundharmonika-Duett von Kirschofer-Rausch, das berührende „Woat auf mi“ von Doris Kirschofer und nochmal das famose Duo Catch-Pop String-Strong mit der tragisch-komischen Geschichte von „Slavica“, die abseits jeglicher Vorurteile von Herrn und Frau Mag. Moser vielleicht ein wenig zu sehr gemocht wird! Als Soyka/Stirner in Begleitung der Violinistin Martina Rittmannsberger mit urwienerischer Herzblutmusik den Ausklang eines wunderbaren Kulturnachmittags einleiteten, verschmolzen die farbprächtigen, ans Fensterglas gelehnten Gemälde von Peti Heidegger, mit den frühabendlichen Sonnenstrahlen die der Erzberg reflektierte. Und als der Bus die Grazer Gäste aus dem Gebirge in die Heimat brachte, ging es im Pichlerhof noch bis in die späten Abendstunden mit den letzten Impressionen von eisenerZ*ART 2013 weiter.

(Michael Pelitz)

v.l.n.r.: Catch-Pop String-Strong, Stephan Rausch & Doris Kirschhofer, Tobias Micke

v.l.n.r.: Catch-Pop String-Strong, Stephan Rausch & Doris Kirschhofer, Tobias Micke

 

Walther Soyka und Karl Stirner

Walther Soyka und Karl Stirner

 

 

 

Bereits zum dritten Mal in Folge stürmte ein neugieriges Publikum – an die 120 Personen aus Eisenerz und Umgebung – den Alten Tanzsaal in Eisenerz, um einen weiteren Abend der Programmreihe „Eisenerz im Film“ zu erleben. Auf dem Programm standen zwei höchst unterschiedliche Filme, wie Kurator Wolfgang Stritzinger in seinen einleitenden Worten erläuterte.

Bildreihe 1_Nachbericht Filmblock III

Den Auftakt gab der Film „Erz-Schmerz“ des Regisseurs Bernhard Frankfurter aus dem Jahre 1984, der den Abschwung und den Stellenabbau im Bergbau thematisierte. Dieser war stets geprägt vom Weltgeschehen, er wurde animiert durch Kriege und gebeutelt von Wirtschaftskrisen. Im Film behandelt wurde der Rückgang der Belegschaft in den letzten Jahrzehnten, die damit einhergehende Abwanderung, der sichtbaren Verfall der Stadt und das Fehlen beruflicher Perspektiven für die Jugend. Wie von Betriebsrat Dall-Asen treffend formuliert, mussten Bergarbeiter stets ihrer Arbeit hinterher ziehen – allen Gefahren im Bergbau zum Trotz.

Bildreihe 2_Nachbericht Filmblock III

Entbehrungsreiche Jahre hinterließen ihre Spuren am Menschenschlag im engen Eisenerzer Tal. Trotzdem wurde die Arbeit am Berg nicht nur als mühevoll und hart angesehen, sondern war auch stets von dem besonderen Duft von Verbundenheit und Heimat begleitet, eine Eisenerzerin im Film sprach vom speziellen Erzberg-Schweiß… Auch die Sicht der Jugend auf ihre Lebenswelt wurde beleuchtet; zu wenig Perspektive in einem vielleicht zu engstirnigem Tal stand die atemberaubende Landschaft einer doch geliebten Heimat gegenüber.

Bildreihe 3_Nachbericht Filmblock III

Im krassen Gegensatz dazu stand „Im Anfang war der Blick“, ein poetischen Kunstfilm von Bady Minck aus dem Jahr 2003. Im Zentrum der österreichische Dichter Bodo Hell, der das Land in seinem Arbeitszimmer mithilfe seiner Postkarten bereist, analysiert und zu guter Letzt selbst ein Teil der Ansichtskarten wird.

Bildreihe 4_Nachbericht Filmblock III

Postkarten von Seilbahnen, Bergstationen, Gipfelkreuze, Kapellen, Berghütten, Alpenstraßen – die Kartenbilder wechseln immer schneller und schneller, sodass das menschliche Auge kaum mitzuhalten vermag. Man befindet sich auf einer wortlosen Reise ins Herz der österreichischen Klischees, die direkt nach Eisenerz zum Erzberg und weiter nach Salzburg führt. Schnelle Schnitte und Trickfilmsequenzen, wie etwa ein riesiger Brotlaib, der sich zum Erzberg ausformt, aufbricht und Kügelchen abwirft, die sich als massive Bauten im Tal manifestieren, strapazierte die Sehgewohnheiten des Publikums aufs Äußerste. Durch ein Umdrehen der Ansichtskarten, das leise Rezipieren der Urlaubswünsche, durch Sätze und Begriffe an den Wänden und Möbeln des Arbeitszimmers und durch Texte von Friederike Mayröcker, Ernst Jandl und dem Dichter selbst spielt indes auch das Wort eine Rolle – jedoch vom Bild wenig toleriert, was sich im Filmende manifestiert: Der Dichter bleibt als sein eigenes fotografisches Abbild zurück.

Bildreihe 5_Nachbericht Filmblock III

(Karin Talaber)

 

Vergangenen Freitag brachte das Herzstück „Nationalsymbol IndustriearbeiterInnen“ der hundertjährigen Filmgeschichte „Eisenerz im Film“ den Alten Tanzsaal zum Bersten. 13 abwechslungsreiche Projektionen sollten in den folgenden zweieinhalb Stunden faszinierende Einblicke in die schweißtreibende Geschichte des Eisenerzer Bergbaus liefern und ganz besonders die IndustriearbeiterInnen in den Mittelpunkt rücken.

v.l.n.r.: Alter Tanzsaal, Karin Talaber und Gerhild Illmaier, Publikumsimpressionen (Fotos: © Siegi Gallhofer)

v.l.n.r.: Alter Tanzsaal, Karin Talaber und Gerhild Illmaier, Publikumsimpressionen (Fotos: © Siegi Gallhofer)

Über den regen Publikumszuspruch höchst erfreut, ging die Veranstalterin von eisenerZ*ART, Gerhild Illmaier, in ihren Eröffnungsworten nicht nur auf die Provenienz der cineastischen Leckerbissen ein, sie hob auch die Geschichte des einstigen Tanz- und Vergnügungssaals hervor, der den EisenerzerInnen bis in die frühen 1960er Jahre als Kinosaal diente.

Im Anschluss fand Kurator Wolfgang Stritzinger einleitende Worte zum bevorstehenden Programm, ehe der Abend mit dem Stummfilm A Day in an Austrian Iron Mine von Sascha Kolowrat-Krakowsky aus dem Jahr 1911 eröffnet wurde. Von Zwischentiteln in englischer Sprache begleitet, wird dabei „the pneumatic drill on the mountain“ und der Weg von „liquid iron“ bis zur Veredelung zu Stahl im ersten österreichischen Industriefilm in Szene gesetzt.

v.l.n.r.: Gerhild Illmaier, ein überbordender Kinosaal, Kurator Wolfgang Stritzinger (Fotos: © Siegi Gallhofer), Filmstill aus A Day in an Austrian Iron Mine (Filmarchiv Austria)

v.l.n.r.: Gerhild Illmaier, ein überbordender Kinosaal, Kurator Wolfgang Stritzinger (Fotos: © Siegi Gallhofer), Filmstill aus A Day in an Austrian Iron Mine (Filmarchiv Austria)

Der stetige Anstieg der Erzgewinnung kam durch die Weltwirtschaftskrise in den frühen 1930er Jahren zwar zwischenzeitlich ins Stocken, rückte den Erzberg aber zunehmend in den Fokus des wirtschaftlichen, politischen, aber auch gesellschaftlichen Interesses. Die anrollende deutsche Rüstungsindustrie und die resultierende Absatzsteigerung brachte nahmhafte Politiker in die Region, die sich im schimmernden Glanz des Erzberges schmücken konnten. So zeigen beispielsweise die je zweiminütigen Sequenzen aus Österreich in Bild und Ton Kanzler Kurt Schuschnigg beim feierlichen Wiederanblasen des ersten Hochofens im Jahre 1937.

Filmstills aus Österreich in Bild und Ton 1 (ORF)

Filmstills aus Österreich in Bild und Ton 1 (ORF)

Im Anschluss zelebrierte Walter Ruttmanns deutsch-nationaler Propagandafilm Metall des Himmels den „schimmernd geschmeidigen Schatz Stahl“ in all seinen Facetten. Die stählerne, teils bombastisch in Szene gesetzte Ästhetik, verfällt dabei immer deutlicher in furchteinflößende Machtrhetorik mit dem klaren Ziel Deutschlands „gestohlene“ Rüstungsvormacht zu remanifestieren. So schweben etwa Federhalter in Flugformationen über Flotten von Büroklammern hinweg und verleihen so dem Filmtitel einen schaudernden Beigeschmack. Diese Art der Machtmetaphern heben zudem die Grundintention des Filmes deutlich hervor. In seinem Impulsvortrag strich der österreichische Filmemacher Georg Wasner unter anderem die Realitätsfremde dieses Kurzfilmes hervor, sowie den Versuch der Nationalsozialisten der Technik die Seelenlosigkeit zu nehmen um sie im Sinne der deutschen Vormacht zu instrumentalisieren und zu romantisieren.

Filmstills aus Metall des Himmels (Österreichisches Filmmuseum)

Filmstills aus Metall des Himmels (Österreichisches Filmmuseum)

Der Dokumentarfilm Zum Eisernen Berg aus dem Jahre 1940 verschreibt sich der Mission, den „unausgesetzten“ Aufschwung der Ingenieurskunst und der deutschen Wirtschaft anhand des Zugweges von Wien zum Erzberg zu zeigen. Die Unermüdlichkeit der Schub- und Zugmaschinen und der schweißtreibende Einsatz der Arbeiter wird dabei im rhythmischen Staccato der Begleitmusik entsprechend vorangetrieben.

Filmstills aus Zum Eisernen Berg (Adi Mayer Film)

Filmstills aus Zum Eisernen Berg (Adi Mayer Film)

Sturmjahre – Der Leidensweg Österreichs widmet sich der österreichischen Seele und dem Opfermythos der Nachkriegsjahre. In seinem 1937 angefangenen Dokumentarfilm stülpt Frank Ward Rossak ein Spinnennetz über die kränkelnde heimische Wirtschaft und entschuldigt die österreichische Hinwendung zum Nationalsozialismus mit den Leiden der Delogierten, Mittellosen, Kinder und Alten. Als Beispiel für das von Arbeitslosigkeit gezeichnete Land dient dabei auch die Region um den Erzberg, als „einer der vielen fleißigen Arbeiterbezirke“.

Filmstills aus Sturmjahre – Der Leidensweg Österreichs (Österreichisches Filmmuseum)

Filmstills aus Sturmjahre – Der Leidensweg Österreichs (Österreichisches Filmmuseum)

In der Folge lieferte der zweiteilige Lehrfilm über den Tagbau auf dem Steirischen Erzberg (1950) spannende Einblicke in die komplexen Arbeitsabläufe am Berg. Mit Zeichentrickanimationen werden dabei die mannigfaltigen Prozesse des Tagbaus veranschaulicht und die Funktionen von Gleisrückmaschinen, Klaubanlagen oder etwa Waschtrommeln beleuchtet.

Der folgende Abschnitt der Filmreihe stand ganz im Zeichen des Filmemachers Kurt Steinwender. Während sein elfminütiges Auftragswerk Ennsfahrt ganz der Dirndlromantik verhaftet ist, dessen Harmlosigkeit durch Fahrten auf Salzachflössern, Heidekraut und romantischen Aufnahmen an der Quelle der Enns unterstrichen wird, widmet sich der kommerzielle Industriefilm Schienen – Die Strassen der Wirtschaft derer Effizienz und Nützlichkeit. Der Kontrast zwischen beiden Werken könnte allein durch die Unterschiedlichkeit im Sprachduktus nicht größer sein. Während Ennsfahrt keine romantischen Clichés auslässt und auch eine dementsprechende sprachliche Gelassenheit vorzieht, wird bei Schienen ein bestimmender Ton eingeschlagen, der die Grenze zum Propagandafilm verwischt.

Filmstills aus Ennsfahrt (Österreichisches Filmmuseum)

Filmstills aus Ennsfahrt (Österreichisches Filmmuseum)

Filmstills aus Schienen – Die Straßen der Wirtschaft (Österreichisches Filmmuseum)

Filmstills aus Schienen – Die Straßen der Wirtschaft (Österreichisches Filmmuseum)

Zwei Ausschnitte aus ORF-Beiträgen aus den 1960er und 1970er Jahren widmen sich schließlich dem Ausbau der Präbichl-Straße, also der angemessenen Verbindung zur Bezirkshauptstadt und der damit verbundenen Hoffnung auf touristische Erschließung der Region. Den Abschluss des äußerst abwechslungsreichen Höhepunkts der Filmreihe „Eisenerz im Film“, bildete ein sechsminütiger Auszug aus Dampfsymphonie am Erzberg, in dem der Rauch der schweren Dampflokomotiven mit den symphonischen Einwürfen zu einer aufregenden Klangwolke verschmilzt.

Filmstills aus Eisenerz: Präbichlstraße (ORF) und Dampfsymphonie am Erzberg

Filmstills aus Eisenerz: Präbichlstraße (ORF) und Dampfsymphonie am Erzberg

Schon am kommenden Freitag, dem 16. August, findet die Schwerpunktfilmreihe zur hundertjährigen Filmgeschichte mit „Block III: Eisenerzfilm 1“ ihre Fortsetzung. Aufgrund des regen Interesses ist zudem für Ende August eine Wiederholung des letztwöchigen Filmabends in Planung.

(Michael Pelitz)

Impressionen der Filmvorführungen (Fotos: © Siegi Gallhofer)

Impressionen der Filmvorführungen (Fotos: © Siegi Gallhofer)

 

Trotz Rekordhitze waren es an die 130 Personen, die am Abend des 1. August neugierig zum Auftakt der Reihe „Eisenerz im Film“ in den alten Tanzsaal strömten. Viele ältere Personen freuten sich, den Saal wieder zu sehen, in dem sie als Jugendliche unzählige Stunden verbracht hatten. Denn das um 1910 als Vergnügungssaal errichtete Gebäude, das den Gasthof „Zum Kaiser von Österreich“ ergänzte, wurde nach seiner angedachten und anfänglichen Nutzung als Tanz- und Theatersaal rasch zur Vorführung der neu entstandenen Kunst der Kinematografie genutzt und schließlich als Kino adaptiert. Als solches war das nun seit Jahrzehnten leer stehende Gebäude ein Hotspot jener Zeit, stellte das Kino in der Nachkriegszeit doch beinahe das einzige, in jedem Fall aber ein hoch begehrtes Freizeitvergnügen dar, was sich regelmäßig in langen Menschenschlangen vor dem Eingang äußerte.

Alter Tanzsaal, gartenseitig und von der Straße (Fotos: © Edgar Sorgo, 2011)

Alter Tanzsaal, gartenseitig und von der Straße (Fotos: © Edgar Sorgo, 2011)

Und nun sind es erneut Filme, die hier im August gezeigt werden – zwar nicht aus Hollywood, dafür mit 100 Prozent Eisenerz-Bezug.

Eröffnet wurde die Reihe am Abend des 1. August mit dem teilweise am Erzberg gedrehten Monumentalfilm „Sodom und Gomorrha“. Im Vorfeld erklärte Wolfgang Stritzinger, Kurator der Reihe „Eisenerz im Film“ unter anderem, dass dieser Film von 1920, der alles Bisherige übertreffen sollte, letztlich viermal soviel kostete wie geplant und als teuerste Kinoproduktion aller Zeiten in die österreichische Filmgeschichte einging.

v.l.n.r.: Wolfgang Stritzinger, Publikumsimpressionen kurz vor dem Filmstart (Fotos: © eisenerZ*ART)

v.l.n.r.: Wolfgang Stritzinger, Publikumsimpressionen kurz vor dem Filmstart (Fotos: © eisenerZ*ART)

Dann hieß es „Film ab“, und der großartige weltbekannte Stummfilmpianist Gerhard Gruber nahm am Piano seitlich der Leinwand Platz. Er verstand es, durch vielfältige Nuancierungen, unterschiedliche Rhythmen und überraschende Tempowechsel die Aufmerksamkeit des Publikums 95 Minuten lang ununterbrochen zu halten – so sehr, dass man in den leisen Passagen eine Stecknadel hätte fallen hören können. Der Film selbst bestach mit aufwändiger Architektur, hoch ästhetischen, zum Teil jugendstilhaften Kostümen, zahlreichen eindrucksvollen Massenszenen und der uns heute fremd anmutenden mimikstarken Schauspielkunst der Stummfilmzeit.

Gerhard Gruber, Stummfilmpianist (Fotos: © eisenerZ*ART)

Gerhard Gruber, Stummfilmpianist (Fotos: © eisenerZ*ART)

So bot sich den EisenerzerInnen ein wahrlich rares Kinoerlebnis in nostalgischer Umgebung, wofür sich das Publikum mit heftigem Applaus bedankte.

Frameshots aus Sodom und Gomorrha (Filmarchiv Austria)

Frameshots aus Sodom und Gomorrha (Filmarchiv Austria)

Was Wolfgang Stritzinger zu erwähnen vergaß ist die durchaus interessante Tatsache, dass der Regisseur von „Sodom und Gomorrha“, der Ungar Michael Kertész, später unter dem Namen Michael Curtiz in Hollywood reüssierte, wo er einige erfolgreiche Abenteuer-Filme mit Errol Flynn und dann den legendären Kassenschlager „Casablanca“ realisierte.

 

Mit einer stimmigen und ausgelassen Party ganz im Stile der 1950er Jahre startete eisenerZ*ART in seine vierte Saison. Auch in den kommenden Monaten werden Einblicke in die von Wirtschaftswachstum, Urlaubseuphorie im VW Käfer und Rock ’n‘ Roll geprägte Zeit, den Rhythmus am Fuße des Erzberges mitbestimmen und bereichern.

Fünfziger-Flair am Bergmannplatz in Eisenerz

Fünfziger-Flair am Bergmannplatz in Eisenerz

Den Anfang des Eröffnungsabends machte die Eisenerzer Newcomerband Free Fall, die im Vorprogramm des 1950er-Themenabends eine Kostprobe ihres Talents ablegen konnte. Im Anschluss begrüßte der Schauspieler Michael Ostrowski das Publikum. Mit viel Witz sollte er in weiterer Folge durch das Programm führen. So lieferte er zusammen mit den Oldtimerbesitzern des Oldtimer & Creative Car Club Leoben spannende Einblicke in die Geschichte der mobilen Prachtexemplare, die am Rande des Bergmannplatzes zu bewundern waren. Zwei Bauchladenverkäuferinnen versorgten die Besucherinnen und Besucher mit klassisch-süßen Verführungen wie Kokosrollen, Lollies, Mannerschnitten und Pez-Bonbons samt Micky-Maus-Spender. Im Sortiment waren auch die beliebten Pustefix-Seifenblasen und die damals so unverzichtbaren, einzeln erhältlichen Glimmstangerln der Marken Smart, Dames, Lucky Strike und Ernte. An der Gastrofront wurden köstliches vollbiologisches Bier aus der neuen Spitzenbrauerei im Ort, klassische Eissorten aus der mobilen Eisdiele, Toast Hawaii  und erfrischende Cocktails gereicht.

v.l.n.r.: Free Fall, Girl mit Bauchladen, Michi Ostrowski und Oldtimer

v.l.n.r.: Free Fall, Girl mit Bauchladen, Michi Ostrowski und Oldtimer

Nachdem zwei Paare des Wiener Boogie-Woogie-Vereins Die Boogiehasen eine Tanzperformance der Sonderklasse auf den Bergmannplatz zauberten, heizten die umwerfend-authentischen OldSchoolBasterds dem Publikum mit Klassikern wie “Johnny B. Goode”, “Hello Josephine” oder “Angelina” ein. Regisseur und Mitgestalter der ORF-Kultserie “Sendung Ohne Namen”, Sebastian Brauneis, stellte danach als Dr. Seltsam Kuriositäten aus den 1950ern ins Rampenlicht. Vom Stopfschwammerl – damals für 50 Groschen hergestellt, heute an die 70 Euro wert – über (aus Zensurgründen) gemalte Portraits von Pin-Up-Girls bis hin zu Aschenbechern in der typischen Nierentisch-Form und den weit verbreiteten Daisy-Kaffeetassen von Lilien-Porzellan – die Fünfzigerjahre brachten neben Technikwunderdingen auch ganz neues Design in die Wohnzimmer. Auch die nahezu unleistbaren Nylonstrümpfe waren heiß begehrt, was so manche Dame der Schöpfung dazu verleitete, die Nähte mit Kajalstiften nachzumalen um so den Luxus vorzutäuschen.

v.l.n.r.: Boogie-Hasen, OldSchoolBasterds, Sebastian Brauneis alias Dr. Seltsam

v.l.n.r.: Boogie-Hasen, OldSchoolBasterds, Sebastian Brauneis alias Dr. Seltsam

Des Weiteren gab die Künstlerische Leiterin Gerhild Illmaier – selbst im eleganten Original-50er-Ensemble, das von einer begabten Hausfrau nach einem Burda-Schnitt geschneidert sein mochte – Einblicke in das äußerst vielfältige Programm von eisenerZ*ART 2013. Als Kostprobe zu einer historischen Filmschau im Stadtsaal kommenden August wurde ein Ausschnitt des Propagandafilms „Fahrt zum eisernen Berg“ gezeigt. Freuen darf man sich schon auf Matthias Ohners Rekonstruktion von Ödön von Horváths Klassiker „Jugend ohne Gott“, auf den Filmworkshop „::: land ins sicht“ und auf die beliebte Kultur-Almen-Tour – dem vorläufigen Schlusspunkt von eisenerZ*ART Anfang September. Darüberhinaus wirft die Fotoausstellung „Eisenerz in den Fünfzigerjahren“ unter Mithilfe der Bevölkerung einen Blick in jene Zeit zurück, als die Stadt in ihrer strahlenden Blütezeit war. Davor geht das Rostfest – eines der großen Highlights des vergangenen Jahres – in die zweite Runde. Die InitiatorInnen Elisa Rosegger-Purkrabek (eingekleidet von der Grazer Boutique SUN/SET/STAR) und Franz Lammer stellten dabei das alte Forum als Festivalzentrum vor. Dieses dient vom 22. bis 24. August als Ausgangspunkt für Graffiti-Kunst, Theater, Schlager- und Heavy-Metal-Konzerte, Workshops und Kunst im öffentlichen Raum. Zudem wird die ganze Stadt mit Video- und Lichtprojektionen audiovisuell eingehüllt. Auch das Konzept des „urban camping“ wird es wieder geben, das dem Rostfestpublikum Campieren in leerstehenden Gebäuden ermöglicht.

v.l.n.r.: Gerhild Illmaier, Michi Ostrowski mit Franz Lammer und Elisa Rosegger, Stimmung am Platz, Elisa mit Seifenblasen

v.l.n.r.: Gil Illmaier, Michi Ostrowski mit Franz Lammer und Elisa Rosegger, Stimmung am Platz, Elisa mit Seifenblasen

Nachdem die OldSchoolBasterds die letzten Zugaben in die mittlerweile tanzwütige Menge gedonnert hatten, begleitete DJ Sebastian Brauneis die Partygäste mit Tanzmusik aus den 1950er Jahren bis in die frühen Morgenstunden. Ein mitreißender Start für ein äußerst vielversprechendes eisenerZ*ART 2013, das wie in den vergangenen Jahren auch heuer wieder die Stadt am Fuße des Erzberges zum Erblühen bringen wird.

(Michael Pelitz)

alle Fotos: © Siegi Gallhofer

alle Fotos: © Siegi Gallhofer

 

Am Samstag, 2. März nutzte eisenerZ*ART erstmals das im Vorjahr eröffnete Erzbergbräu als Bühne. Die beiden Protagonistinnen von „Öffentliche Unterhaltung“ führen dieses Stück, das 2012 in Oberzeiring uraufgeführt wurde, dem Thema entsprechend ausschließlich in Gasthäusern auf. Viele EisenerzerInnen waren der Einladung gefolgt, die Zuschauerreihen bis zum letzten Platz gefüllt.

Auf der Bühne zu sehen war links ein Gasthaustisch und Stühle, auf einem saß Christina Lederhaas, die wortlos und mit ausgeprägt starker Mimik und in immer schneller werdendem Rhythmus ihre Stellung veränderte. Zu hören war anfangs nur die Stimme des ersten Interviewpartners, der ausführlich erklärte, weshalb er mit moderner Kunst, mit Avantgarde, so rein gar nichts anfangen kann.

Rechts auf der Bühne, an einem Schreibtisch mit Drucker und Laptop, Johanna Hierzegger, die zunächst kurze Sätze und dann eine zusammenhängende Geschichte in den Computer tippte, wobei ihr Schreibvorgang auf die Leinwand übertragen wurde. Lederhaas bewegte sich indes immer schneller, zwischendurch maß Hierzegger den sich beschleunigenden Puls ihrer Kollegin. Irgendwann las Lederhaas laut vor, was Hierzegger aufgeschrieben hatte, um dann überraschend darüber hinwegzulesen, sprich den weiteren Verlauf der Geschichte zu antizipieren.

Es folgten Toneinspielungen weiterer Interviewpartner, begleitet von Lederhaas’ pantomimischen und gestischen Kommentaren und von Hierzeggers Schreib- und Korrekturarbeit. Ein abstrakter Tanz mit dem Holzmobiliar. Eine Performance mit einem Strahl Wasser. Puls messen. Gegen Ende des Stücks stülpte Lederhaas Tisch und Sessel völlig um und formte eine Sesselpyramide, auf deren Spitze sie schließlich thronte, einen weiteren Stuhl in die Höhe stemmend.

Die Simultanität von auditiv vorgetragenen Interviews, einer von Hierzegger gewollt fehlerhaft auf die Leinwand getippten Geschichte und der ungewöhnlichen Performance von Lederhaas forderten volle Konzentration – man fühlte sich als Zuseher oft hin und her gerissen, ob man nun den Aussagen der Interviewpartner lauschen, der märchenhaften Geschichte, die sich auf der Leinwand entrollte, folgen oder sich auf Lederhaas’ heftige Mimik und Gestik konzentrieren sollte.

Die beiden Protagonistinnen schätzten jedenfalls die ehrlichen Reaktionen des Publikums nach der Aufführung, die von „zu wenig progressiv“ bis „man weiß nie, ob es zu einfach ist oder zu kompliziert“ reichten.

(Fotos: Reini Schenkermaier)
 

Mehr als 30 Jahre Dornröschenschlaf haben jenem Gebäude, das ca. 1910 als Vergnügungssaal zum „Gasthof zum Kaiser von Österreich“ errichtet und später, in den 1940- und 1950er Jahren als Kino genutzt wurde, arg zugesetzt: Der Putz bröckelt gehörig, die große Fensterfront ist vielfach eingeschlagen, Teile der Zwischendecke haben sich abgelöst, die Galerie darf aus Sicherheitsgründen nicht benützt werden.

Doch am Abend des 12.08.2011 widerfuhr dem Gebäude eine Renaissance, es durfte erneut seine Qualität als Location beweisen. Der rund 8 Meter hohe Saal mit Galerie war in dezentes Bühnenlicht getaucht und ließ sogleich Bilder von glamourösen vergangenen Tagen, von prachtvollen Bällen und Orchester-Abenden im Kopf entstehen. Eine der Besucherinnen, eine ältere Dame aus Eisenerz, erinnerte sich gerührt an die Zeit, als das Gebäude Kino war: „Das ist heute ein ganz tolles Ereignis für mich, noch einmal an diesen Ort zu kommen, wo ich all die großen Stars wie Brigitte Bardot oder James Dean erleben durfte!“

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Ein stattlicher 35mm Filmprojektor war im Zugangsbereich des Saals, zu dem man über eine Treppe nach unten gelangt, aufgebaut. Im Rahmen der Veranstaltung „Panorama: Film + Musik“ wurde der 1994 von Willi Hengstler in Eisenerz gedrehte Spielfilm „Tief oben“ präsentiert, begleitet vom unüberhörbaren Rattern des Projektors. Rund 80 Gäste waren der Einladung gefolgt – unter ihnen auch manche EisenerzerInnen, die seinerzeit im Film mitgewirkt hatten.

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Durch den Abend führte einfühlsam und sympathisch ORF Steiermark Kulturredakteurin Ilse Amenitsch, die die Protagonisten vorstellte und mit Willi Hengstler und Hans Platzgumer nach der Filmvorführung ein Gespräch führte. „Raus, raus, raus aus Eisenerz“ ist ein Leitmotiv des Films, skandiert von jungen Musikern, während sie im offenen Jeep die Präblichl-Straße raufjagen. Amenitsch fragte Platzgumer, der bereits im zarten Alter von 19 Jahren die Enge von Innsbruck gegen New York austauschte, was er jungen Leuten aus Eisenerz heute rät – ein Auslandsjahr verpflichtend für jeden Schüler, lautete, wenig überraschend, sein Anstoß. Auf seine Autorentätigkeit angesprochen, erzählte Platzgumer von dem denkwürdigen Zufall, dass sein neuestes Buch „Elefantenfuß“, ein Versuch der Aufarbeitung der Tschernobyl-Katastrophe, just am Tag des Fukushima-Unglücks erschienen und dementsprechend kurz darauf vergriffen war.

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Wie es zu seinem Engagement in Eisenerz kam, erklärte Willi Hengstler – der hier bereits zwei Jahre zuvor eine Dokumentation gemacht hatte – damit, dass er vom „düsteren Charme“ von Eisenerz sehr angetan war. Zudem sei Eisenerz als frühindustrielles Gebiet eines der Herzstücke Österreichs. Amenitsch erkannte im Film vielerlei Zitate, wie den Brotlaib, der in einer Szene angeschnitten am Tisch liegt – Hengstler erklärte, dass der Film verschiedene Genres vermischt und bestätigte, das Orpheus-Motiv, das Ödipus-Motiv und ein kleines politisches Motiv eingearbeitet und auch starke Anleihen bei der Volkskultur gemacht zu haben.

Die Musik von HP Zinker hatte er zufällig im Auto eines Freundes gehört – und wollte genau diese für seinen Film haben. Was ihm auch gelingen sollte, Hengstler holte Platzgumer nach Europa, für etwa fünf Wochen kam dieser von New York nach Eisenerz.

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An drehfreien Tagen sei er meist nach Graz oder Wien entflohen, hatte Platzgumer der Veranstalterin während der Anreise erzählt. Und, dass sie damals nicht eben freundlich empfangen wurden – beispielsweise wurden die Reifen seines Autos von unbekannten Tätern geschlitzt. Platzgumer, der auf fast allen Kontinenten zu Hause ist, reiste nun seit damals zum ersten Mal wieder nach Eisenerz. Sehr zur Freude des verbliebenen Publikums:

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Unterstützt von den Visuals seines VJ Georg Gaigl und dem Schlagzeuger Tom Wu, der zwischendurch auch in die Seiten griff, gab der vielseitige Hans Platzgumer ein hinreißendes Konzert seiner Convertible-Band, die stilistisch der Musik von HP ZINKER am ähnlichsten ist. Leichtfüßig tänzelte er mit seiner Gitarre auf der Bühne und schlug das Publikum mit seiner markanten Stimme und einer Mischung aus rockigen und lyrischen Balladen in Bann. Als Zugabe spielte er jene Nummer aus dem Film, mit der ein Flug über die prachtvolle Bergwelt von Eisenerz musikalisch unterlegt ist. Das Publikum dankte es ihm mit heftigem Applaus.

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(alle Fotos © Siegfried Gallhofer)

 

LICHT AUS war der Titel der letzten eisenerZ*ART-Veranstaltung 2012, einer Präsentation von Stephan Eibel Erzbergs gleichnamigem, von Grafikerin Christine Klell herrlich gestalteten Gedichtband in der Galerie Fedl. An die 60 BesucherInnen folgten mit Interesse und reichlich Gelächter den lebendigen und sehr persönlichen Ausführungen, mit denen der Dichter seine pointierten lyrischen Miniaturen umwob.

index13(v.l.n.r.: Stephan Eibel Erzberg kommt an, begrüßt das Publikum, Akaden-Innenhof der Galerie, Veranstalterin Gerhild Illmaier, die Eisenerzer Kulturreferentin Daniela Mariacher)

Perfekt ergänzt wurde Eibel Erzbergs amüsanter Vortrag seiner familiären, politischen und „internationalen“ Gedichte sowie seiner „stanzln fürs schwanzl“ durch eine Reihe zwischen Barock und Jazz changierender Musikstücke, intoniert von Gerhard Freiinger und Gudrun Schiefer-Hoyer. Eine Projektion der animierten Typografien aus dem Buch tauchte die drei Protagonisten auf der Bühne quasi buchstäblich ins Licht einer „kosmischen Hintergrundstrahlung“ (Eibel Erzberg).

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(v.l.n.r.: Der Autor bei der Lesung, Gudrun Schiefer-Hoyer und Gerhard Freiinger, Grafik-Projektion)

Die drei Protagonisten hatten sichtlich Spaß an der Interaktion, und dieser Funke sprang auch unmittelbar aufs Publikum über. Besonders einprägsam war der Moment, als Schiefer-Hoyer solo „Hoch auf dem blauen Wagen“ sang – Eibel Erzberg hatte das Volkslied vor vielen Jahren gemeinsam mit dem Wiener Szeneliteraten Joe Berger politisch umgedichtet – und Freiinger zwischen den Strophen mit Fanfaren aus dem Hintergrund antwortete. Wenngleich in manchen Momenten einzelne Gesichter kurz erstarrten verstand es der Dichter, solche Stimmungen schnell wieder durch locker-amüsante Kurzgedichte in Wohlgefallen aufzulösen.

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index16(Impressionen der Soirèe)

Es war dies der zweite Auftritt des Autors in Eisenerz. Es war ihm ein Anliegen, dieses im August im Verlag Styria Premium erschienene Werk, sein schönstes Buch, auch in seiner Heimat zu präsentieren. Einziger Wermutstropfen dieser Soirée war, dass das Paket mit den Büchern nicht rechtzeitig eingetroffen war – wir werden versuchen, bei anderer Gelegenheit eine Signierstunde mit Stephan Eibel Erzberg zu organisieren.

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(alle Fotos: © Siegfried Gallhofer)

 

 

Am 24. und 25. August 2012 fand erstmals das ROSTFEST  in Eisenerz statt, ein spartenübergreifendes Festival für  Jung und Alt.

An die 2.500 Menschen besuchten das Festival und sorgten für einen regelrechten Ausnahmezustand im Ort. Neben EisenerzerInnen kamen die  BesucherInnen aus anderen Regionen der  Steiermark, den österreichischen  Bundesländern und aus dem benachbarten Ausland. Für die meisten war  dies der erste Besuch  in Eisenerz.

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Jugendlicher Flair in der Stadt (Fotos: © Lupi Spuma)

An den beiden Festivaltagen waren 39 musikalische  Programmpunkte auf sechs verschiedenen Bühnen zu erleben. Neben Konzerten im  öffentlichen Raum wurden zwei leerstehende Gebäude bespielt (Alter Tanzsaal, Lokal  46) und am Schichtturm erstmalig eine Bühne in  beeindruckender Naturkulisse  geschaffen.

Die Stadtgemeinde Eisenerz und der Wirtschaftshof unterstützten tatkräftig, die Bewirtung wurde von lokalen Gastronomen perfekt organisiert.

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Heavy Metal Frühschoppen, Konzert am Bergmannplatz und im alten Tanzsaal (Fotos: © Lupi Spuma)

Gemeinsam mit Napalm Records, dem international erfolgreichen Musiklabel aus Eisenerz, wurde das Programm am Freitag mit „Metal“ gestaltet. Der Samstag war musikalisch von unterschiedlichsten Genres geprägt. KünstlerInnen (und Kollektive) arbeiteten in diesen Tagen an Interventionen und Performances im und rund um das ebenfalls leerstehende Fisikatenhaus wie auch im öffentlichen Raum.

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Ausgelassene Stimmung bei den Konzerten (Fotos: © Lupi Spuma)
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Aktive TeilnehmerInnen, Installation im Fisikatenhaus, Street Art, Intervention „Re-Light Eisenerz“, Trommelworkshop (Fotos: © Lupi Spuma)

Um allen Generationen den Zugang zum ROSTFEST zu ermöglichen, wurde am Samstag Nachmittag ein Kaffeekränzchen organisiert, bei dem lokale Akteurinnen Kaffee und Kuchen zubereiteten. Unterhalten wurde mit Eisenerzer Volksmusik und einer Live-Jukebox.

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Vielfältiges Programm am Samstag Nachmittag für alle Generationen, Kaffeekränzchen, Spontankonzerte, Performances… (Fotos: © Lupi Spuma)

Unter dem  Motto „urban camping“ wurde das Potential der Leerstandnutzung in der  Siedlung Münichtal ausgelotet: Für die Zeit des Festivals konnten hier leerstehende  Wohnungen von den BesucherInnen buchstäblich „in Beschlag genommmen“ werden, und   rund 270 BesucherInnen  nutzten diese  Gelegenheit. So war ein Teil der Siedlung plötzlich durch viele junge Menschen, Autos, Schlafsäcke, Isomatten, Gaskocher,  Taschenlampen, Musik(instrumente) etc. wieder belebt.

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„Urban Camping“ in der Siedlung Münichtal (Fotos: © Alexander Koch)

Diese Stimmung erfreute  auch viele der noch dort ansässigen Bevölkerung: Eine Erinnerung daran, wie  lebendig es früher war. Und für alle EisenerzerInnen schuf ROSTFEST als ganz neue Erfahrung eine Konfrontation mit geballter Jugendkultur gepaart mit der Erkenntnis, dass so ein großes   Fest, trotz teilweise ungewöhnlich wirkender TeilnehmerInnen, auch ganz friedlich ablaufen kann.

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Bühne beim Schichtturm, Bergmannplatz, Oswaldikirche (Fotos: © Alexander Koch, Lupi Spuma)
 

Kulisse: Erzberg. Man feiert 1300 Jahre Erzabbau an jenem pyramidenähnlichen Berg, der einst Steirischer Brotlaib genannt wurde und früher Tausenden Menschen Arbeit gab. Auch heute noch werden hier jährlich mehr als zwei Millionen Tonnen Erz gewonnen, mithilfe gigantischer Baumaschinen.

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(Fotos: © Siegfried Gallhofer)

Und genau diese Maschinen waren am 22. September die Hauptprotagonisten einer Performance, die Lawine Torrèn für diesen Anlass entwickelt hat. Es   beginnt mit fünf TänzerInnen in einem stilisierten Zen-Garten, ein Hauly bringt die drei exzentrisch gekleideten Schwestern der Band Sawoff Shotgun zu ihrer Bühne, dem Dach einer Garage am Rande des Geländes. Zu einem eingespielten Tondokument von John Cage klettern die TänzerInnen auf metallene Stromkästen. Von hier aus scheinen sie sich einen Überblick über das Geschehen zu verschaffen und es in anmutigen, zum Teil archaisch wirkenden Bewegungen zu dirigieren.

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(Fotos: © Siegfried Gallhofer)

Dann tauchen die riesenhaften Muldenkipper auf, hintereinander auf präzisen, wohlgeordneten Bahnen das Gelände durchkreuzend, dazwischen die zerbrechlich wirkenden Menschengestalten, die eindringlich die Größenverhältnisse zwischen Mensch, Berg und Maschine sichtbar machen.
Plötzlich bebt der Boden, der Knall der ersten Sprengung, und immer mehr Maschinen im Defilé bzw. im zur Schau gestellten Arbeitseinsatz: Radlader, verschiedene Bagger, ein Untertage-Fahrschaufellader, Teleskop-Steiger, Raddozer, Bohrmaschinen, ein Motorgrader, Wasserwagen, Schubraupe und Straßenwalze… 26 Fahrzeuge formieren sich, beweisen ihre Wendigkeit, graben, walzen, röhren, und mittendrin die TänzerInnen, zuweilen in bedrohlich wirkender Nähe.
Als Intermezzo der Durchmarsch der Bergmusikkapelle, dann wieder Sawoff Shotgun live, doch immer wieder übertönt von den Sounds der Motoren und anderen Arbeitsgeräuschen, etwa wenn die fünf Muldenkipper sich nebeneinander aufstellen und einer nach dem anderen riesige Gesteinsbrocken entlädt.

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(Fotos: © Siegfried Gallhofer)

Die mehr als 3000 Festgäste verfolgen das Geschehen aus unmittelbarer Nähe, sie lebten förmlich mit bei diesem Tanz des Menschen mit den monströsen Maschinen und dem Erzberg selbst. Dieser steuerte zu dem Ganzen das eindrucksvolle, in jahrhundertelanger Arbeit entstandene Bühnenbild bei. Das Wetter spielte perfekt mit, der Berg zeigte sich zeitweilig in seinen herrlichsten Farben, das Publikum bedankte sich nach der halbstündigen Performance mit frenetischem Applaus.

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(Fotos: © Siegfried Gallhofer)

Regisseur Hubert Lepka schildert seine Choreograhie so:

„So groß der Unterschied zwischen den kleinen Menschen als Darstellern und den riesigen Bergbaumaschinen auch sein mag: Vor der Kulisse Erzberg errichteten die Menschen und die unbelebte Natur gemeinsam eine musikalische Skulptur. Die Knappenkapelle Eisenerz, die drei Schwestern Band SAWOFF SHOTGUN, an die dreißig Maschinen und Sprengungen der VA Erzberg, sowie fünf Tänzer von Lawine Torrèn schufen ein Fest der Sinne: GANGART.

Während riesigste Muldenkipper achtsam um zarte Menschenbeine tanzten, begab sich der Schall der Detonationen oben am Berg bereits auf seine Reise. Nach fünf Sekunden traf er beim Publikum ein, mischte sich mit dem Röhren der 1200 PS-Motoren und verebbte zwischen zarter, pulsierender Perkussion.”

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(Fotos: © Magdalena Lepka)

 

 

Trotz erstmals perfekten Wetters – es war einer der wärmsten Abende des diesjährigen Sommers – startete eisenerZ*ART am Freitag, den 29. Juni, nicht ganz hindernisfrei in seine dritte Saison. Der Drehtag unseres angestammten Moderators Michael Ostrowski zog sich über Gebühr in die Länge, sodass er sein Kommen zwei Stunden vor Veranstaltungsbeginn endgültig absagen musste. So führte stattdessen Sebastian Brauneis durch den Abend, zwischendurch unterstützt von Veranstalterin Gerhild Illmaier.
Der Bergmannplatz glich einer Lounge, die sich nach und nach mit immer mehr Besuchern füllte. Sie genossen sichtlich den prachtvollen Abend, das vielfältige Programm und die hochwertige Genussreich-Kulinarik.

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v.l.n.r.: Sebastian Brauneis, Bergmannplatz, Brauneis mit Gerhild Illmaier

Zum Auftakt gaben Thrust at 4 Grand, eine junge Band aus Eisenerz, die auch zahlreiche junge Fans um sich scharte, mit vier akustischen Gitarren Cover-Versionen bekannter Songs und Eigenkompositionen zum Besten. Danach präsentierten sechs adrette Models – darunter die vor Ort bestens bekannte Elisa Rosegger – perfekt gestylt von Barbara Fedl und begleitet von viel Applaus die Kreationen der Labels Elisabeth Soós Design, Steirisches Heimatwerk, Hinterland und ap_moDE.SIGN. Das Heimatwerk, sonst eher als Traditionshüter in Sachen Tracht bekannt, präsentierte seine brandneue moderne Linie, die traditionelle Stoffe mit modernen Schnitten vereint. Alexandra Poetz (ap_moDE.SIGN) wiederum hatte durch Upcycling gebrauchter, von Eisenerzern gespendeter Trachtenmode ganz neue, zeitgemäße Kleidungstücke kreiert.

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v.l.n.r.: Thrust at 4 Grand, Mode von Elisabeth Soós, Mode von ap_moDE.SIGN
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v.l.n.r.: Mode des Steirischen Heimatwerks, Bademode von Hinterland, Illmaier im Gespräch mit Barbara Fedl, Alexandra Pötz und Evelyn Kometter

Dann stellten Franz Lammer und Rainer Rosegger das heuer erstmals stattfindende ROSTFEST-Festival, das eine ganze Menge Kreativer und Besucher zu einem schrägen Eisenerz-Wochenende mit Musik, Performance, Wissensaustausch, Sport und Party samt Urban Camping animieren will. Als Vorboten hatten sie einige Künstler von 4 elements mitgebracht, die im Laufe des Abends auf einer Fassade als temporäre Installation eine bekannte Eisenerz-Ansicht nach einem alten Stich nachmalten.

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v.l.n.r.: Rainer Rosegger und Franz Lammer mit Brauneis, Malaktion am Rande des Bergmannplatzes

Bei Einbruch der Dunkelheit ging es dann dem ersten Höhepunkt zu, als der junge Extremsportler und sechsfache Weltrekordhalter Mich Kemeter aus einem Fenster stieg, um den Platz hoch über den Köpfen des Publikums auf einer Highline zu überqueren. Dazu erzählte er, mit Headset ausgestattet, wie man sich dabei fühlt, worauf es ankommt, und balancierte sich so Schritt für Schritt in die Herzen des Publikums. Später am Abend rettete Kemeter eine brenzlige Situation durch einen weiteren, ungeplanten Gang auf der Highline.

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v.l.n.r.: Mich Kemeter bei seinem Highline-Act und danach

Nächster Programmpunkt und auch gleich nächstes Highlight war die Präsentation des GANGART Kurzvideos, das einen Vorgeschmack auf die Choreographie von Lawine Torrèn bot, einen Tanz von Menschen und Bergbaumaschinen, der den krönenden Abschluss des 1300 Jahre Erzabbaujubiläums am 22. September bilden wird. Bergdirektor Pappenreiter selbst lud alle Eisenerzer herzlich zu der Veranstaltung ein und bekannte sich bei der Gelegenheit auch zum Engagement des Industrieunternehmens in Sachen zeitgenössischer Kunst.

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v.l.n.r.: Bergdirektor Pappenreiter im Gespräch mit Brauneis, Projektion Kurztrailer GANGART, Hubert Lepka im Gespräch via Skype

Zum grande finale am Bergmannplatz schließlich trat die 12-köpfige Express Brass Band aus Mu?nchen unter der Leitung des charismatischen Wolfi Schlick auf und begeisterte das Publikum bis Mitternacht mit mitreißenden Rhythmen.

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v.l.n.r.: Express Brass Band auf der Bu?hne, Band-Leader Wolfi Schlick, stimmungsvoller Abschluss rund um den Bergmannsbrunnen

Wer dann noch fit war, folgte der Einladung zur After-Show-Party in die Disco Melody, wo – programmiert von den ROSTFEST-Organisatoren – die beiden tanzwütigen DJanes von Melodien für Millionen unterstützt von Sebastian Brauneis mit Musik aus der 80er Jahren bis 5 Uhr morgens für ausgelassene Stimmung sorgten.

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High Life in der Eisenerzer Disco Melody, ganz rechts Melodien fu?r Millionen (alle Fotos: © Johannes Gellner)
 

Mit allen denkbaren Widrigkeiten hatte die diesjährige Kultur-Almen-Tour bereits im Vorfeld zu kämpfen: Behinderte Zufahrt durch Forstarbeiten. Heftige Niederschläge, die Straßenbauarbeiten nötig machten. Dementsprechend Organisation von zwei Packeseln. Vollkommen deprimierende Wettervorhersage in den Tagen zuvor, von der Flughafen-Wetterwarte am Samstag die Empfehlung „Vergessen Sie´s am besten.“ So wurde die Kulinarik auf der Hochalm abgesagt und stattdessen kurzfristig Robert Findenigs geheimnisvoller Orgon-Apparat aufgestellt in der vagen Hoffnung, dass dieser – wie schon beim grand opening 2011 bewiesen – das Wetter auch diesmal positiv zu beeinflussen vermöchte.

Dann Sonntagmorgen schien die Sonne allen Unkenrufen zum Trotz zumindest zeitweise zwischen den Wolken hindurch! So traf man sich doch wie vorgesehen ab 9.30 Uhr am Parkplatz Elsner. Als erstes traf die Familie Knabl aus Kärnten mit den beiden Eseln Quick und Quidoch ein, und nach und nach kamen mehr und mehr Wanderer an, die beteiligten KünstlerInnen, die Bergrettung, ein morgendlicher Begrüßungsschnaps wurde gereicht, und aus der Ferne drang der Klang von Flügelhörnern…

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v.l.n.r.: die Esel Quick und Quidoch, Begrüßungsschnaps, Daniel Doujenis, gut gelaunte Teilnehmerinnen

 

Schließlich begrüßte Wanderführer Daniel Doujenis die auf rund 100 Personen angewachsene, zu gut zwei Drittel von auswärts kommende Wanderschar, dann Abmarsch in Richtung Hochalm, begleitet von den einschmeichelnden Weisen des Eisenerzer Röstboden Duos, das sich diskret am Wiesenrand platziert hatte. Bei der ersten Verschnaufpause überraschte Doujenis, indem er – in hartem Kontrast zur Umgebung – mit Charles Bukowki ins düstere Nachtleben von Los Angeles entführte.

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Impressionen der Wanderung, angeführt von Daniel Doujenis

 

Bald darauf traf die Gruppe auf der Schafferalm ein, wo die erzhoamat kühle Getränke ausschenkte und Lothar Lässer, Kurt Bauer und Sascha Prolic von der Original Union Bar alte Schlager und internationale Volksmusik zum Besten gaben. Zum Abschluss jodelten noch die ausschenkenden Sandra und Norbert im Verbund mit anderen auf, dann setzte die Gruppe ihren Weg in Richtung Hackalm fort, wobei das Wetter immer noch absolut passabel war und man sich fragte, ob die Hochalm – auch ohne Essen – eventuell doch eine Option wäre.

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v.l.n.r.: Stärkung auf der Schafferalm,   Original Union Bar, junge und älterere Wandersleut

 

Alles schien noch eitel Wonne, als Daniel Doujenis auf der Hackalm ein weiteres Kapitel Literatur der Beat Generation aufschlug und Christina Zurbrügg und Michael Hudecek ihre Instrumente auspackten und ihren ersten Song anstimmten.

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v.l.n.r.: Jodler unterwegs, Hackalm, Christina Zurbrügg und Michael Hudecek, Johannes Silberschneider packt seinen Rucksack auf den Packesel

 

Doch dann gab Toni von der Bergrettung die Uniqa-Wetterwarnung weiter, und schon in der nächsten Minute fielen die ersten Tropfen, der Himmel verfinsterte sich schlagartig und ein heftiges Gewitter mit schwerem Regen und kurzem Hagel ging nieder! Zum Glück führt von der Hackalm ein Pfad in die Galleiten zurück. Und so hieß die Devise sofortiger Aufbruch, so schnell und so gut wie möglich hinunter und dann mit den Autos zum Alpengasthaus Ramsau. Im Gänsemarsch bewegte sich die Gruppe eine knappe Stunde lang durch das Unwetter über den steilen Waldweg ins Tal, manche besser, manche schlechter geschützt, jedenfalls am Ende großteils bis auf die Haut durchnässt! Gottlob kam die ganze Gruppe unfallfrei ins Tal. Für die beiden Esel war der steile Rückweg auf dem rutschigen Waldboden eine absolute Herausforderung, wurde aber dank des Vertrauens zu ihren Haltern ohne störrische Verweigerung gemeistert.

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v.l.n.r.: Hackalm, Daniel Doujenis, Filmteam bei Anbruch des Gewitters

 

Nach und nach langte die Gruppe im Alpengasthaus ein, wo es trocken und heimelig warm war. Kleider wurden gewechselt. Ein erster Auftritt der Mollner Maultrommler und eine Tombola, bei der es Gutscheine für Erzbergbahn- und Hauly-Fahrten, eine geführte Tour durch die Frauenmauerhöhle, einen Schichtturm-Besuch und vieles mehr zu gewinnen gab, überbrückten die Zeit des Wartens aufs nun wirklich wohlverdiente Essen. Es folgten abwechselnde Musikeinlagen aller anwesenden KünstlerInnen, weitere Bukowski-Kapitel und Kurzauftritte von Johannes Silberschneider, der, regenbedingt neu eingekleidet in einer geliehenen uralten Krachledernen, über sich selbst förmlich hinauswuchs, als er Herms Fritzens „Bia und Marülln“ anschaulichst rezitierte – schallendes Gelächter und immer wieder frenetischer Applaus, auch nach den Musikeinlagen, bewiesen, dass der Funke von den Künstlern aufs Publikum übergesprungen war.

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v.l.n.r.: Christina Zurbrügg und Michael Hudecek, Mollner Maultrommler, Daniel Doujenis, Original Union Bar

 

Als das Wetter wieder aufklärte, spannte der sympathische Tausendsassa Mich Kemeter eine 80 Meter lange Slackline, balancierte gekonnt in die eine und andere Richtung, neugierig gefolgt von den Kühen ringsum. Danach befestigte er eine kurze, ganz niedrig gesetzte Slackline zum Probieren, und so mancher Teilnehmer versuchte sein Glück, tat erste Schritte oder auch nicht. Quick und Quidoch, derweil frisch versorgt, wurden noch kurz ausgeführt, bevor es im Transportwagen zurückging. Drin im Gasthof gab es unterdessen weiter Programm… bis sich gegen 19 Uhr die Reihen zu lichten begannen und sich die Beteiligten randvoll von verschiedensten Eindrücken wieder in alle Winde zerstreuten.

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v.l.n.r.: Johannes Silberschneider, Mollner Maultrommler, Mich Kemeter, neugierige Kuh

 

Nach dem Vorbild der ersten, beinahe schon legendären Bergwanderung stand   auch 2011 wieder eine Kultur-Almen-Tour auf dem Programm – auf derselben bewährten Route, aber mit neuen Protagonisten. Und bei besserem Wetter. Dass es nicht nur halbwegs gutes, sondern regelrechtes Prachtwetter mit für September ungewöhnlich hohen Temperaturen sein sollte, war ein unerwartetes Geschenk.

Beim Treffpunkt stimmten die beiden AasGeigerinnen Magdalena Rust und Irene Froschauer auf die Tour ein und gaben überraschend einen Kultur-Almen-Tour-Song zum Besten, während gleichzeitig Berg- und Kulturführer Matthias Ohner in seinem schmucken Alpinoutfit und dem Begrüßungsschnaps regen Zulauf von der rund 70-köpfigen Wandergruppe erhielt.

Die Wanderung entlang der Forststraße verlief kurzweilig und angenehm, auch weil sie glücklicherweise großteils im Schatten stattfand und Kreislaufschwächen ausblieben. Nach knapp einer Stunde wurde die Schafferalm erreicht – es gab Drinks und Abkühlung am Wassertrog, Musik vom ukrainischen Akkordeonvirtuosen Vitaliy Patsyurkovskyy, der einen Urlaubstag in ungewohnter Umgebung einlegte, und Ausführungen von Matthias Ohner über Ötzi und Tätowierungen.

Nach ausgiebiger Pause ging es weiter, wobei der Ausblick auf den Erzberg und die Eisenerzer Bergwelt mit zunehmender Höhe immer prächtiger wurde. Unterwegs gab es eine Musikeinlage von Max Steiner und Elisabeth Haas (von der Formation der berg), eine Station mit Speckschießen und zuletzt eine als Gasthausidyll im Wald inszenierte Jodelperformance der Roankeuschler, die vom „Leithammel“ und Schauspieler Matthias spontan und kongenial ins Steirische übersetzt wurde.

Um etwa 13.30 Uhr erreichten die ersten Wanderer die Hochalm, auf der delikate Almschmankerln geboten wurden: Steirerkaasnockn von den Roankeuschlern, Kürbiscremesuppe, Wildgulasch, Schlunzkrapfen und Erzberghupf von Einfach gut. Goodies aus Frohnleiten.

Den musikalischen Reigen eröffnete hier die sechsköpfige Formation der berg mit jazzig angehauchten Alpinklängen. Danach, als Sigi Lemmerer impulsiv und leidenschaftlich zum Hackbrett griff, gesellten sich sehr schnell Simon Wascher an der Drehleier, die beiden AasGeigerinnen, Paul (Gitarre), Gernot (Trompete) und Bernhard (Schlagzeug) von der berg dazu – eine spontane Jam Session vom Feinsten schlug die Wanderer komplett in den Bann.

Alle Mitwirkenden schienen sichtlich die Umgebung und das Programm zu genießen, wobei es beinahe ein „Griss“ darum gab, wer als nächster performt…. Irgendwann gab Peter Gruber, der sennende Literat, der erst wenige Tage zuvor Almabtrieb hatte, eine authentische Schilderung seines Almalltags zum Besten. Ein Stück oberhalb der Hütte übten sich einige Teilnehmer in der Kunst des Bogenschießens, eingewiesen von Reini Burits und seinem Freund Walter. Anderswo griffen zwei couragierte Teilnehmerinnen zur Zugsäge, um ihr Geschick und ihre Kräfte beim Durchschneiden eines Holzstamms zu messen. Als Vitaliy Patsyurkovskyy erneut zum Akkordeon griff, schien er sich selbst übertreffen zu wollen, so leidenschaftlich interpretierte er Mozart, Vivaldi, Piazzola und andere Komponisten.

„Almjazz und Bogenschießen – in dieser Form nicht zu übertreffen, und dazu reizendes Publikum und die Stimmung relaxt und unkompliziert“, so das Urteil der beiden teilnehmenden Teenager. Vogelkundler Max Dumpelnik machte beim Aufstieg insgesamt 11 Vogelarten aus (Weidenmeise, Hausrotschwanz, Tannenhäher, Zilpzalp, Tannenmeise, Haubenmeise, Gimpel, Sommergoldhähnchen, Grünling, Bergstelze und Kolkrabe) und empfahl, die Tour auf die Vorbrutzeit im Frühjahr zu verlegen,  wo der Akustikanteil des Vogelchores ungleich prächtiger wäre.

Die Zeit verging wie im Flug, und ehe man sich´s versah, stand schon wieder der Abstieg vor der Tür. Über einen kürzeren, steileren Weg, den zum Glück alle gut bewältigten, ging es zur Gemeindealm. An der letzten Station, dem Alpengasthaus Ramsau, gab der Eisenerzer Volksmusikant Erwin Knefz ein paar Volkslieder zum Besten – Grund genug für Simon Wascher, dazu gekonnt mit seiner Begleiterin einen Volkstanz hinzulegen. Aber auch einige andere MusikerInnen ließen sich nicht zweimal bitten und traten erneut auf.

Um ca. 19.30 Uhr traten die Grazer BesucherInnen im Shuttle die Heimreise an, etwas müde von einem langen Tag, aber mit einer geballten Ladung optischer, akustischer und körperlicher Eindrücke im Gepäck.

Fazit: Eisenerz hatte sich von seiner schönsten Seite gezeigt. Und die MusikerInnen haben bewiesen, dass auf der Alm nicht nur traditionelle Volksmusik herrlich zur Geltung kommt.

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Im Herzen der Berge ein Juchaza

eisenerZ* ART Kultur-Almen-Tour 2011

Wir biegen in gleichmäßigem Schritt den Forstweg hinauf und neben dem leisen Blätterrauschen werden einzelne Töne langsam zu hörbarem Stimmenklang.

Ein Juchaza erschallt über unseren Köpfen in den Bäumen. Und dann ein zweiter. Das singende Paar sitzt zünftig vor einem Holztisch auf wackeligen Sesseln, die auf Baumwurzeln Balance zu halten suchen. Es wird gejodelt, dass einem das Herz aufgeht. Die überraschten Wanderer bedanken sich am Ende mit kräftigem Applaus und „Zugabe“ Rufen.

Es ist Kultur-Almen-Tour über den Dächern von Eisenerz. Künstlerinnen und Künstler aus der Steiermark, Salzburg, der Ukraine und anderswo treffen sich, um gemeinsam mit dem interessierten Publikum die Verbundenheit der Kunst mit der Natur zu erleben. Es wird musiziert, gelesen und Stimmung gemacht für die ca. 100 kulturaffinen Wanderer, die der Einladung von eisenerZ* ART zur zweiten Wanderung über die Almen rund um Eisenerz gefolgt sind.

Auf der Schaffer Alm wird die erste Rast gemacht, die „Wirtsleut´“ verkaufen Getränke, dazu gibt´s eine Jause, lauter feine Sachen, die alle lokal erzeugt wurden Die Sonne scheint schon heiß auf die Alm an diesem Vormittag. MusikerInnen wie Gäste suchen schattige Plätze unter Schirmen und Bäumen ringsum. Nachdem wir virtuose Akkordeonklänge genossen haben, geht es weiter den Berg hinauf.

Nur wenige Weggabelungen weiter, werden die noch wenig beanspruchten Wadeln schon wieder durch eine neue musikalische Darbietung entlastet. Diesmal ist es eine sphärische Landschaftsmalerei-Musik, bei der nächsten Station wird kraftvoll bodenständig aufgespielt. Jedes Mal bietet sich den Gästen die Möglichkeit, kurz innezuhalten. Der Wechsel zwischen dem Lauschen auf die Musikdarbietungen und dem gemächlichen Sich-Fortbewegen fordert ein Sich-Einlassen auf immer wieder völlig neue Klänge und eine sich verändernde Atmosphäre.

Alle halten mit und lassen sich dabei von einem Vogelkenner etwas über die mehr oder weniger bekannten Singvögel erzählen, die jetzt im Spätsommer noch zahlreich, aber nicht mehr ganz so sangesfreudig sind.

Auf der Hochalm schließlich gibt´s kräftige Kässpatzen, frische Spagatkrapfen und anderes Gutes, das sich alle Beteiligten schmecken lassen.

Die Sportlichen unter uns üben sich hernach im Bogenschießen. Die MusikerInnen finden sich zu einer einmaligen Combo zusammen und es wird gejammt was das Zeug hält!

Die Hitze des Tages klingt schließlich unten auf der Gemeindealm langsam aus. Die Wanderer trudeln nach und nach ein, die MusikerInnen haben Kräfte gesammelt und spielen nochmals für uns auf.

Der Erzberg leuchtet, wie eh und je, von der Abendsonne angestrahlt, in seinem satten Goldbraun. Es ist dies die Essenz des Tages, wenn wir nach dem bunten musischen Reigen im gleißenden Sonnenlicht nun im Schatten still und nachdenklich in die Stadt zurück gehen, während hinter uns die Musik langsam leiser wird.

Eine Empfehlung an alle, die die einzigartige Kulisse der Stadt Eisenerz neu erleben oder erst kennen lernen wollen. Für LiebhaberInnen der Musik und ihrer reichen Darstellungsformen, die sich nicht scheuen dafür ein paar Schritte zu gehen und so Bewegung und Klang gleichermaßen in sich wirken lassen.

Eisenerz ist überall!

(Bettina Surtmann, 14.09.2011)

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Am Samstag, dem 27. August, bot der ramponierte Tanzsaal des ehemaligen Gasthofs zum Kaiser von Österreich, der später als Kino diente, einen stimmigen Hintergrund für eine Theaterpremiere, auf die viele EisenerzerInnen schon gespannt gewartet hatten. Entsprechend randvoll war der Saal, sogar auf die Galerie musste ein Teil des vielzähligen Publikums ausweichen.

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Eine intensive Woche lang hatte das Ensemble des Theaters im Bahnhof schon Mitte August Eisenerz „unsicher“ gemacht. Nach penibler zweimonatiger Vorbereitung dieser Koproduktion des Theater in Bahnhof Graz und der Steirischen Kulturinitiative arbeitete das Team mit nahezu 50 Eisenerzer Komparsen vor Ort, und auch die weibliche Hauptrolle wurde von einer Eisenerzerin bestritten: Nicole Zaiser – im Übrigen Chefgrafikerin von eisenerZ*ART.

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Den Theaterabend eröffnete auf der Bühne Moderatorin Juliette, die Regisseur Paul und Schauspieler Lorenz zur Talkshow lud – Thema war der Film, der aus dem mitgebrachten Rohmaterial für ein neues Fernsehformat gefertigt werden sollte. Dem Publikum bot sich eine Collage aus Filmausschnitten und szenischem Geschehen, eine verhinderte Herzblattgeschichte, mit viel Witz dargebracht, halb ernst, halb wahr, ein Stimmungsbild von Eisenerz mit eingestreuten Interviews, theatralisch überzeichnet.

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In dieser Produktion, die im November und Dezember auch in Graz am Spielplan des TIB steht und die darüber hinaus in anderen steirischen Gemeinden aufgeführt wird, nimmt das Ensemble in der Überzeichnung der Figuren sich selbst wie auch die Stadt Eisenerz liebevoll auf die Schaufel. Etwa in der Szene, wo Regisseur Paul in der Innenstadt steht und erzählt, dass er viele Freunde in Eisenerz gefunden hätte – die Kamera schwenkt 360 °, zeigt eine menschenleere Innenstadt – dann sein Nachsatz: „mehr unter den Gebäuden als unter den Menschen…“ – im Publikum schallendes Gelächter.

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Auf der Bühne zeigt sich Regisseur Paul gegenüber seinem eigenen unfertigen Werk äußerst skeptisch; müde und abgekämpft erzählt er, dass es wohl nichts werden wird mit diesem von der EU geförderten Projekt … womit das Theater im Bahnhof seinen Finger zielgenau in eine der Wunden von Orten wie Eisenerz legt: dem Phänomen von Projekten, die derartigen Krisenregionen oft von außen aufgepfropft werden, Projekte, die zunächst Euphorie und später Überforderung bei Betreibern und Betroffenen auslösen, und die letztlich im Sand verlaufen.

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Circa ein Drittel der knapp 200 BesucherInnen waren von auswärts angereist. Zur zweiten Vorstellung, die aufgrund des zu erwartenden hohen Interesses kurzfristig am nächsten Abend eingeschoben wurde, kamen nochmals rund 50 Personen.

Pia Hierzegger (Skript), Helmut Köpping (Regie) und der Rest der TIB-Crew zeigten sich bei der anschließenden Premierenfeier entspannt und zufrieden.

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Eine Kritik des Stückes, verfasst von Michaela Preiner und erschienen auf der EUROPEAN NEWS AGENCY, ist hier abzurufen:

http://feuilleton.en-a.eu/

 

Fotos von Johannes Gellner.

 

Wie schon im Vorjahr hielten Wetterkapriolen beim grand opening eisenerZ*ART alle Beteiligten in Atem: Eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn ergoss sich wolkenbruchartiger Regen über Eisenerz. Da half auch Robert Findenigs Orgon-Apparat nichts, der angesichts der unsicheren Wetterlage am Platz installiert worden war. Oder vielleicht doch? Entgegen einer Uniqa-Unwetterwarnung, die für die nächsten zwei Stunden schwere Niederschläge prognostiziert hatte, war der Spuk um zehn nach sieben wieder vorbei und das Programm konnte fast planmäßig starten.

Publikum, ganz rechts Robert Findenig und sein Orgon-Apparat (Fotos: Johannes Gellner)

Publikum, ganz rechts Robert Findenig und sein Orgon-Apparat (Fotos: Johannes Gellner)

Den Auftakt gestaltete Best Of Real Good Music, die Schulband des BORG-Eisenerz, die unter der Leitung von Gudrun Schiefer-Hoyer mit fetzigen Songs das Publikum in Stimmung brachte. Durch den Abend führte Michael Ostrowski in gewohnt lockerer Manier – wobei er mit seinem grenzenlosen Hang zur Improvisation die Organisatoren überraschte, indem er alsbald die Bühne links liegen ließ und seine weitere Moderation direkt auf den mit Stroh in eine Art Wohnzimmer verwandelten Platz verlagerte.

 

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Lokales Potential wurde im nächsten Programmpunkt präsentiert, als sich das Geschehen auf eine Ecke des Platzes konzentrierte, an der ein PKW aufgestellt war:   Mit großem Elan zeigten fünf junge Schispringer – Schüler des Nordischen Ausbildungszentrums Eisenerz -, wie man Sprungkraft durch Saltos über ein Fahrzeug umsetzen kann, und wurden dabei begleitet von Mazzes coolen DJ Klängen.

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Es folgten Gespräche mit den Beteiligten des bevorstehenden eisenerZ*ART Programms: Helmut Köpping vom Theater im Bahnhof erläuterte das bevorstehende Filmprojekt „8790… und Hoffnung auf immerdar“, dann wurde das Geheimnis um die Hauptdarstellerin gelüftet: Nicole Zaiser, Exil-Eisenerzerin und hier stark verortet, die nebenbei die unverwechselbare CI von eisenerZ*ART kreiert hat, wird eine Tochter der Stadt verkörpern, die in einem Herzblatt-ähnlichen Format mit einem Mann von anderswo verkuppelt werden soll. Alle an Statistenrollen interessierten EisenerzerInnen waren ins TIB-Castingzelt geladen, es meldeten sich 23 Personen, was für den Regisseur eine zusätzliche erfreuliche Herausforderung darstellt (Präsentation: 27.08.2011).

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Auch Autor und Filmemacher Willi Hengstler zeigte sich in Eisenerz, erzählte von den Dreharbeiten zu „Tief oben“, jenem Spielfilm, der 1994 in der Bergstadt realisiert wurde – auch davon, wie er nackt die Statisten zu einer unbekleideten Szene motivieren wollte, aber scheiterte. Gezeigt wurde der damalige ORF-Vorbericht, der Film selbst wird am 12.08.2011 präsentiert. Im Anschluss lief ein Musikvideo von Hans Platzgumer – Platzgumer hatte seinerzeit als junger Musiker eine der Hauptrollen im Film verkörpert. Im Anschluss an die Filmpräsentation im August wird es ein Live-Konzert geben.

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Napalm Records, eines der größten Independent Labels Österreichs, ist in Eisenerz beheimatet, wobei deren Tätigkeit – Produktion und Vertrieb von Musikvideos vorwiegend aus dem Metal-Bereich – im Ort hinlänglich unbekannt ist. Grund genug für eisenerZ*ART, deren Tätigkeit anhand eines Musikvideos, einer Cover-Version des Mike Oldfield Songs „Leaves´ Eyes – To France“ zu präsentieren.

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Danach folgte der zweite Aufsehen erregende Sport-Act: Ein dreiköpfiges Free Runner Team, entsandt von Lukas Steiner, Nummer 1 dieser Sportart in Österreich, führte vor, wie man sich athletisch im urbanen Umfeld bewegen kann.

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Krönenden Abschluss bildete das Duo Attwenger, die in ihrem unvergleichlichen Stil des „Attwengerns“ – sprich einprägsame Mundarttexte mit Sounds zwischen Volksmusik und zeitgenössischen Musikstilen – ein mitreißendes Konzert hinlegten.

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Positiv zu bemerken war jedenfalls eine ausnehmend gute Stimmung am Platz wie auch die Tatsache, dass sich unter den Anwesenden zahlreiche Jugendliche befanden, womit unser Konzept – auch dank der Programmierung der Schulband und der Sport-Acts – aufgegangen ist.

(alle Fotos:  @ Johannes Gellner)

 

Unter einem weniger guten Stern – zumindest was den Besuch betrifft – als die vorangegangenen eisenerZ*ART Veranstaltungen stand der Abend PANORAMA: FILM+ MUSIK am Freitag, 05.11.2010 im Castellano in Eisenerz: Nur etwa 30 EisenerzerInnen und eine Handvoll Besucher von auswärts waren diesmal unserer Einladung gefolgt.

Nichtsdestotrotz erlebten die Anwesenden ein spannungsreiches Programm auf sehr hohem künstlerischem Niveau.

Eva Eckerts Dokumentarfilm „Eisenwurzen (Das Musical)“, der geografisch um den Erzberg kreist und die lokale Singtradition und deren Adaptierung für den Alltag untersucht, löste wie erwartet gemischte Gefühle aus. Das außer Protokoll gleich danach präsentierte

Binder-Krieglstein Musikvideo „Drink All Day“ (aus dem Album „Alles verloren“, realisiert von ShotShotShot) war als skurrile Horrorgeschichte im Alpenmilieu für manche erheiternd, für manche befremdlich.

Beim anschließenden Gespräch, das Thomas Wolkinger auf einfühlsame Weise  mit Eva Eckert und Rainer Binder-Krieglstein führte, ging es u.a. um die Faktoren Purismus, Authentizität und Inszenierung im Werk der beiden, wie auch um die Beweggründe ihrer Auseinandersetzung mit Volksmusik.

Absolutes Highlight des Abends war dann das mitreißende Live-Konzert von  Binder & Krieglstein, bei dem die anwesenden Fans voll auf ihre Rechnung kamen; der intime Rahmen tat der Verve keinen Abbruch, sondern verlieh dem Abend vielmehr den Reiz eines „Privatkonzerts“.

Rückblickend wird uns die Frage, weshalb das Eisenerzer Kulturpublikum und die speziell eingeladenen Jugendlichen aus der Region der Veranstaltung fern blieben, gewiss noch einige Zeit beschäftigen: War dieser Abend zu „kantig“ programmiert? Hören die Jugendlichen zu wenig FM4, um Binder & Krieglstein zu kennen? War die Kooperation mit den Schulen nicht intensiv genug? Oder kann tatsächlich eine unpopulär gewordene Location Grund für das Fernbleiben vieler Leute sein?

Antworten darauf werden wohl nur zukünftige eisenerZ*ART Veranstaltungen geben. Und unser Kessel ist schon am Köcheln…..

 

Nahezu 150 EisenerzerInnen waren der Einladung zu VERWURZELT: Munichthal & Eibel Erzberg am Sonntag, 19.09. in die Galerie Fedl gefolgt. Schon beim Entrée stach eine bunt gestaltete Wandprojektion brandneuer, bisher unveröffentlichter Eibel Erzberg Gedichte ins Auge, der Blick wurde dann aber rasch gefangen genommen von den dicht gehängten, detailreichen und äußerst farbenfrohen Bildern von Munichthal.

Nach der Begrüßung in den prall gefüllten großzügigen Galerieräumen sprach der Eisenerz-Insider und Soziologe Rainer Rosegger über Identität, die aus der Prägung durch die Sozialisierung in einem bestimmten Umfeld entsteht, und erörterte in einem Gespräch mit den beiden Protagonisten ihre Beziehung zur Heimat, ihre heutige Sicht, die Geschichte ihrer Namengebung…

Munichthal, der sich optimistisch zeigte, verwies auf eines seiner drei speziell für Eisenerz gefertigten Bilder, den ‚Wassermann reloaded‘, der das Wiederaufleben des Erzbergs und damit die Einlösung des Versprechens des Wassermanns symbolisiert.

Stephan Eibel Erzberg sprach ziemlich offen über manche seiner hier erfahrenen Prägungen, und berichtete von vier signifikanten Eisenerz-Träumen, darunter einem, geträumt, als er hier zur Volksschule ging, in dem das Szenario von nur 100 Beschäftigten am Erzberg (damals waren es noch an die 4.000, heute sind es 200) gezeichnet wurde. Den letzten Traum hatte er erst vor ein paar Tagen – hier sah er eine Künstlerkolonie im Münichtal angesiedelt, in jener historischen, großteils leer stehenden Siedlung, in der nun Ferienwohnungen entstehen sollen. Und postulierte damit seine Forderung der Öffnung dieser Wohnungen für KünstlerInnen.

Die anschließende Lesung des lebhaften Autors war amüsant und kurzweilig, zumal sie musikalisch umrahmt wurde durch zwei Stars der Wiener Szene: Die Diva Lucy McEvil, begleitet am Piano vom sympathischen Martin Kratochwil, schlug das Publikum mit ihrer sonoren Stimme und ihrer unvergleichlich mondänen und zugleich selbstironischen Art alsbald in ihren Bann. Es war ein Erlebnis für alle Sinne, Eibel Erzbergs Gedichte verpackt in kurze Chansons – ein Hauch der großen weiten Welt strömte mit ihr durch die Galerie und wurde vom Publikum begeistert aufgesogen. Nach einer Pause folgte ein weiterer Konzertteil, zudem ließ sich Eibel Erzberg zum Vortrag weiterer Gedichte animieren. Auch Munichthals Werke fanden regen Anklang und Absatz. Nach etwa drei Stunden lichtete sich das Publikum, in kleinerem Kreis dauerte der Abend bis nach Mitternacht an

 

„Mein Freiraum Eisenerz“ war ein von Joachim Hainzl und Carola Peschl im Rahmen von eisenerZ*ART entwickeltes Projekt, das sich zum Ziel gesetzt hatte, unter Mitwirkung der Eisenerzer Bevölkerung leer stehende Flächen in der Innenstadt zu bespielen. Das Ganze sollte in mehreren Schritten erfolgen und war von vornherein als ergebnisoffenes Experiment angelegt.

Als erster Schritt wurden im Dezember 2010 ungenutzte Schaufensterflächen mit Spiegelfolie beklebt – den Vorbeigehenden sollte unverstellt die eigentliche Schönheit der Innenstadt präsentiert, der Blick auf sie selbst zurückgelenkt werden. Das ursprüngliche Ziel, damit die aktiv genutzten Auslagen bestehender Geschäfte in ihrer Lebendigkeit stärker hervortreten zu lassen, wurde leider nicht erreicht – zu wenige Hauseigentümer hatten sich der Aktion angeschlossen.

Die Anregung des Projektteams, sich die Flächen hinter den verspiegelten Auslagen zunutze zu machen, wurde im Ansatz aufgegriffen: Ein Eisenerzer Sammler und eine Eisenerzer Künstlerin wollen die Gestaltung zweier Flächen in Angriff nehmen, die erst nach ihrer Fertigstellung entspiegelt werden.

Weiters gab es das Angebot an die Geschäftstreibenden, ihre Auslagen gemeinsam mit KünstlerInnen neu zu gestalten. Darauf ließen sich immerhin fünf Unternehmer ein, wobei aber der den Künstlerinnen resanita und Maryam Mohammadi eingeräumte Platz letztlich sehr beschränkt blieb, sodass ihre   Eingriffe nur bedingt, also nur bei sehr genauer Betrachtung, ins Auge fallen konnten. Einzig der Künstler Josef Wurm hatte Gelegenheit, sich mit seiner Arbeit platzmäßig voll zu entfalten – ihm wurde ein Teil der leerstehenden Glasflächen eines ehemaligen Großkaufhauses zugeteilt, die er mit vor Ort gefertigten Schablonen in Form von Körperumrissen von Passanten gestaltete.

Ein weiteres Ziel des Projekts war es, die EisenerzerInnen zu motivieren, selbst initiativ zu werden, vorhandenes Wissen und Geschichten auszutauschen, eigenes Knowhow weiterzugeben und offene Räume und Möglichkeiten zu nutzen. So kam es zu drei Workshops in Eisenerz: Zunächst wurde ein Lebkuchen-Backworkshop unter der Leitung einer Eisenerzerin durchgeführt, die das auf höchst kunstvolle Art seit Jahren auch kommerziell betreibt – rund 10 junge Teilnehmerinnen aus der Hauptschule machten begeistert mit. Dann folgte ein Do-It-Yourself-Workshop im Eisenerzer Kammerhof, bei dem die Designerin Alexandra Pötz mit den Teilnehmerinnen Schnitte erarbeitete, nähte und alten Kleidungsstücken neues Leben einhauchte – der Kleinen Zeitung war das einen ganzseitigen Artikel wert, im Ort wurde positiv darüber gesprochen. Zuletzt wurde in der Bergschmiede am Erzberg ein Schmiede-Workshop durchgeführt, bei dem Grundfertigkeiten dieses alten Handwerks vermittelt wurden.

Am 10. Juni 2011 fand zum Abschluss des Projektes ein/e „Finissage – Vernissage – Kehraus!“ am Bergmannplatz statt, bei der die Ergebnisse aus den drei Workshops präsentiert, ein Rückblick auf die Erfahrungen des Projektes gegeben und die Schaufenster symbolisch an die Stadt zurückgegeben wurden.

 

 

Trotz unsicherer herbstlicher Wetterlage war uns der Wettergott wohlgesonnen: Strahlend sonniges Wetter empfing die rund 100-köpfige Wanderschar in der Galleiten. In sportlichem, dem Gelände angemessenen Tempo war schnell die Schafferalm erreicht, wo bei einer idyllischen gelegenen Labestation Bach am Cello erklang.

Dann gings weiter auf die Hochalm, wobei schon unterwegs so mancher Jodler ertönte und am Waldrand ein androgynes Wassermannwesen erschien.

Oben angekommen wurde die Gruppe von einem entspannt vorgetragenen, aber dichten und reichhaltigen künstlerischen Programm verwöhnt: Bodo Hell, der in der Früh noch in der Dachsteiner Ramsau sein Vieh gemolken hatte, gab solo und in Verbindung mit seinen Musikerfreunden, mal frei, mal vom Blatt seine frappierenden, amüsanten und hochmusikalischen Textmixes zur zeitgenössischen Berg-und Stadtwelt zum Besten. Das Duo Hammerling & Michaela Dietl zauberten mit Alphorn, verschiedensten Blas- und Schlaginstrumenten, Akkordeon und Stimme meditative Stimmung, die FriesacherFrauenZimmerMusi war in ihren feschen Dirndln und mit ihrem frechen Gesang ein visuelles und akustisches Vergnügen,  Toni Burger geigte solo und mit anderen, dass einem das Sehen verging. Götz Bury fand mit seiner Schmiede regen Zulauf, viele Gäste stellten energievoll mit Hammer und Amboss ihr eigenes Buttermesser her, und so mancher kostete sogar das köstlich aussehende Sägespänebrot.

Einen optischen Kontrapunkt setzten die an der Hütte angebrachten zeitgenössischen Almbilder von Arnold Reinisch und Agnes Harrer. Das Wild und die Kaasnocken schmeckten herrlich, waren nur viel zu schnell aus. Aufgrund der kühlen Temperaturen erfolgte der Abstieg dann früher als geplant, was allerdings dem Programm keinen Abbruch tat. Die musikalisch-literarische Performance wurde im geschützten Innenraum des Alpengasthofs Ramsau fortgesetzt, wo schließlich die Junge Almmusi und später auch andere Eisenerzer VolksmusikantInnen das Ruder übernahmen und bis in den späten Abend spielten und sangen.

 

 

Trotz des regnerischen kühlen Wetters ging die outdoor geplante Veranstaltung am Freitag, 30.07.2010 halb draussen, halb drinnen nahezu perfekt über die Bühne. Für die multimediale Darstellung war einiger technischer Aufwand nötig.

Gelungen ist der Abend aber vor allem dank hervorragender künstlerischer Performances und des Einsatzes eines großartigen Teams.