Kultur-Almen-Tour 2011

Ein ganztägiger Wanderausflug führt Städter und interessierte EisenerzerInnen auf die Alm, wo an mehreren Stationen ungewöhnliches Programm geboten wird: Kunstformen, die ohne Elektrizität auskommen, eine veränderte Klangkulisse "auf der Höh", Begegnungen unterschiedlichster KünstlerInnen und MusikinterpretInnen.

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Kaiserwetter und beste Stimmung bei der Kultur-Almen-Tour Nummer Zwei

Nach dem Vorbild der ersten, beinahe schon legendären Bergwanderung stand   auch 2011 wieder eine Kultur-Almen-Tour auf dem Programm – auf derselben bewährten Route, aber mit neuen Protagonisten. Und bei besserem Wetter. Dass es nicht nur halbwegs gutes, sondern regelrechtes Prachtwetter mit für September ungewöhnlich hohen Temperaturen sein sollte, war ein unerwartetes Geschenk.

Beim Treffpunkt stimmten die beiden AasGeigerinnen Magdalena Rust und Irene Froschauer auf die Tour ein und gaben überraschend einen Kultur-Almen-Tour-Song zum Besten, während gleichzeitig Berg- und Kulturführer Matthias Ohner in seinem schmucken Alpinoutfit und dem Begrüßungsschnaps regen Zulauf von der rund 70-köpfigen Wandergruppe erhielt.

Die Wanderung entlang der Forststraße verlief kurzweilig und angenehm, auch weil sie glücklicherweise großteils im Schatten stattfand und Kreislaufschwächen ausblieben. Nach knapp einer Stunde wurde die Schafferalm erreicht – es gab Drinks und Abkühlung am Wassertrog, Musik vom ukrainischen Akkordeonvirtuosen Vitaliy Patsyurkovskyy, der einen Urlaubstag in ungewohnter Umgebung einlegte, und Ausführungen von Matthias Ohner über Ötzi und Tätowierungen.

Nach ausgiebiger Pause ging es weiter, wobei der Ausblick auf den Erzberg und die Eisenerzer Bergwelt mit zunehmender Höhe immer prächtiger wurde. Unterwegs gab es eine Musikeinlage von Max Steiner und Elisabeth Haas (von der Formation der berg), eine Station mit Speckschießen und zuletzt eine als Gasthausidyll im Wald inszenierte Jodelperformance der Roankeuschler, die vom „Leithammel“ und Schauspieler Matthias spontan und kongenial ins Steirische übersetzt wurde.

Um etwa 13.30 Uhr erreichten die ersten Wanderer die Hochalm, auf der delikate Almschmankerln geboten wurden: Steirerkaasnockn von den Roankeuschlern, Kürbiscremesuppe, Wildgulasch, Schlunzkrapfen und Erzberghupf von Einfach gut. Goodies aus Frohnleiten.

Den musikalischen Reigen eröffnete hier die sechsköpfige Formation der berg mit jazzig angehauchten Alpinklängen. Danach, als Sigi Lemmerer impulsiv und leidenschaftlich zum Hackbrett griff, gesellten sich sehr schnell Simon Wascher an der Drehleier, die beiden AasGeigerinnen, Paul (Gitarre), Gernot (Trompete) und Bernhard (Schlagzeug) von der berg dazu – eine spontane Jam Session vom Feinsten schlug die Wanderer komplett in den Bann.

Alle Mitwirkenden schienen sichtlich die Umgebung und das Programm zu genießen, wobei es beinahe ein „Griss“ darum gab, wer als nächster performt…. Irgendwann gab Peter Gruber, der sennende Literat, der erst wenige Tage zuvor Almabtrieb hatte, eine authentische Schilderung seines Almalltags zum Besten. Ein Stück oberhalb der Hütte übten sich einige Teilnehmer in der Kunst des Bogenschießens, eingewiesen von Reini Burits und seinem Freund Walter. Anderswo griffen zwei couragierte Teilnehmerinnen zur Zugsäge, um ihr Geschick und ihre Kräfte beim Durchschneiden eines Holzstamms zu messen. Als Vitaliy Patsyurkovskyy erneut zum Akkordeon griff, schien er sich selbst übertreffen zu wollen, so leidenschaftlich interpretierte er Mozart, Vivaldi, Piazzola und andere Komponisten.

„Almjazz und Bogenschießen – in dieser Form nicht zu übertreffen, und dazu reizendes Publikum und die Stimmung relaxt und unkompliziert“, so das Urteil der beiden teilnehmenden Teenager. Vogelkundler Max Dumpelnik machte beim Aufstieg insgesamt 11 Vogelarten aus (Weidenmeise, Hausrotschwanz, Tannenhäher, Zilpzalp, Tannenmeise, Haubenmeise, Gimpel, Sommergoldhähnchen, Grünling, Bergstelze und Kolkrabe) und empfahl, die Tour auf die Vorbrutzeit im Frühjahr zu verlegen,  wo der Akustikanteil des Vogelchores ungleich prächtiger wäre.

Die Zeit verging wie im Flug, und ehe man sich´s versah, stand schon wieder der Abstieg vor der Tür. Über einen kürzeren, steileren Weg, den zum Glück alle gut bewältigten, ging es zur Gemeindealm. An der letzten Station, dem Alpengasthaus Ramsau, gab der Eisenerzer Volksmusikant Erwin Knefz ein paar Volkslieder zum Besten – Grund genug für Simon Wascher, dazu gekonnt mit seiner Begleiterin einen Volkstanz hinzulegen. Aber auch einige andere MusikerInnen ließen sich nicht zweimal bitten und traten erneut auf.

Um ca. 19.30 Uhr traten die Grazer BesucherInnen im Shuttle die Heimreise an, etwas müde von einem langen Tag, aber mit einer geballten Ladung optischer, akustischer und körperlicher Eindrücke im Gepäck.

Fazit: Eisenerz hatte sich von seiner schönsten Seite gezeigt. Und die MusikerInnen haben bewiesen, dass auf der Alm nicht nur traditionelle Volksmusik herrlich zur Geltung kommt.

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Im Herzen der Berge ein Juchaza

eisenerZ* ART Kultur-Almen-Tour 2011

Wir biegen in gleichmäßigem Schritt den Forstweg hinauf und neben dem leisen Blätterrauschen werden einzelne Töne langsam zu hörbarem Stimmenklang.

Ein Juchaza erschallt über unseren Köpfen in den Bäumen. Und dann ein zweiter. Das singende Paar sitzt zünftig vor einem Holztisch auf wackeligen Sesseln, die auf Baumwurzeln Balance zu halten suchen. Es wird gejodelt, dass einem das Herz aufgeht. Die überraschten Wanderer bedanken sich am Ende mit kräftigem Applaus und „Zugabe“ Rufen.

Es ist Kultur-Almen-Tour über den Dächern von Eisenerz. Künstlerinnen und Künstler aus der Steiermark, Salzburg, der Ukraine und anderswo treffen sich, um gemeinsam mit dem interessierten Publikum die Verbundenheit der Kunst mit der Natur zu erleben. Es wird musiziert, gelesen und Stimmung gemacht für die ca. 100 kulturaffinen Wanderer, die der Einladung von eisenerZ* ART zur zweiten Wanderung über die Almen rund um Eisenerz gefolgt sind.

Auf der Schaffer Alm wird die erste Rast gemacht, die „Wirtsleut´“ verkaufen Getränke, dazu gibt´s eine Jause, lauter feine Sachen, die alle lokal erzeugt wurden Die Sonne scheint schon heiß auf die Alm an diesem Vormittag. MusikerInnen wie Gäste suchen schattige Plätze unter Schirmen und Bäumen ringsum. Nachdem wir virtuose Akkordeonklänge genossen haben, geht es weiter den Berg hinauf.

Nur wenige Weggabelungen weiter, werden die noch wenig beanspruchten Wadeln schon wieder durch eine neue musikalische Darbietung entlastet. Diesmal ist es eine sphärische Landschaftsmalerei-Musik, bei der nächsten Station wird kraftvoll bodenständig aufgespielt. Jedes Mal bietet sich den Gästen die Möglichkeit, kurz innezuhalten. Der Wechsel zwischen dem Lauschen auf die Musikdarbietungen und dem gemächlichen Sich-Fortbewegen fordert ein Sich-Einlassen auf immer wieder völlig neue Klänge und eine sich verändernde Atmosphäre.

Alle halten mit und lassen sich dabei von einem Vogelkenner etwas über die mehr oder weniger bekannten Singvögel erzählen, die jetzt im Spätsommer noch zahlreich, aber nicht mehr ganz so sangesfreudig sind.

Auf der Hochalm schließlich gibt´s kräftige Kässpatzen, frische Spagatkrapfen und anderes Gutes, das sich alle Beteiligten schmecken lassen.

Die Sportlichen unter uns üben sich hernach im Bogenschießen. Die MusikerInnen finden sich zu einer einmaligen Combo zusammen und es wird gejammt was das Zeug hält!

Die Hitze des Tages klingt schließlich unten auf der Gemeindealm langsam aus. Die Wanderer trudeln nach und nach ein, die MusikerInnen haben Kräfte gesammelt und spielen nochmals für uns auf.

Der Erzberg leuchtet, wie eh und je, von der Abendsonne angestrahlt, in seinem satten Goldbraun. Es ist dies die Essenz des Tages, wenn wir nach dem bunten musischen Reigen im gleißenden Sonnenlicht nun im Schatten still und nachdenklich in die Stadt zurück gehen, während hinter uns die Musik langsam leiser wird.

Eine Empfehlung an alle, die die einzigartige Kulisse der Stadt Eisenerz neu erleben oder erst kennen lernen wollen. Für LiebhaberInnen der Musik und ihrer reichen Darstellungsformen, die sich nicht scheuen dafür ein paar Schritte zu gehen und so Bewegung und Klang gleichermaßen in sich wirken lassen.

Eisenerz ist überall!

(Bettina Surtmann, 14.09.2011)

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