Du gingst fort

In "Du gingst fort" beschäftigen sich Rosi Degen, Barbara Carli, Gudrun Maier und Bea Dermond mit der Frage: Warum gehen immer die Besten fort? Und: Kann man der Heimat entkommen?

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Von Landeiern im urbanen Exil – „Du gingst fort“ als Provinzpremiere in Eisenerz

Das Stück „Du gingst fort“ feierte seine Premiere am Land: Nach ersten Aufführungen in Wien und Graz gaben die Rabtaldirndln am Freitag, 19.06.2015, damit ein erstes Gastspiel in der Provinz. Eisenerz, von wo so viele weggegangen sind, schien dafür den stimmigen Schauplatz zu bieten.

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Die Rabtaldirndln sind ein steirisches Theaterkollektiv aus Graz, oder nach eigener Aussage Bewohnerinnen des Rabtal (mit einem a). Ihre „Heimat“ ist eine fiktive Region, die das rein weiblich besetzte Ensemble zu künstlerischen Auseinandersetzungen anregt, die häufig um das Spannungsfeld zwischen Stadt und Land kreisen.

Auf dem Titelbild halten vier Frauen einen Karton in der Hand, auf dem mit großen Lettern „FORT“ zu lesen ist. Die Daumen in die Höhe gestreckt hoffen sie auf eine Mitfahr-gelegenheit. Auf jemanden, der ihnen die Flucht vom Land erleichtert.

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Angelehnt an das Fernsehformat Aktenzeichen XY…ungelöst stand der Abend im Innerberger Gewerkschaftshaus ganz im Zeichen der Landflucht. Barbara Carli, Rosi Degen, Bea Dermond und Gudrun Maier fahndeten dabei gewohnt pointiert nach geliebten Personen, die ausgewandert sind: Wie machen sich Auswanderwillige verdächtig? Was hält der Josef von der Stadt? Warum wohnt die Franziska schon 14 Jahre ausgerechnet in Australien? Und weshalb wollen zu Weihnachten dann plötzlich alle wieder heim?

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„Landflucht ist kein Verbrechen, aus dem Rabtal weggehen schon.“ Beständig Pfeife paffend und mit Kartondirndlkleidern geschmückt untersuchten die Dirndln mit viel Witz die Möglichkeiten und Motive, vom Land zu flüchten. Ihre Darstellungen wurden visuell gestützt von zwei Overheadprojektoren, mit denen sie auf genial einfache Weise Personen und Situationen stilisierten. Aber auch die „eigene Familie“, ihr Kollektiv, nahmen sie schonungslos aufs Korn – da flossen Tränen, da wurde auf Schenkel geklopft, geneckt, getanzt und gesungen. Bis die Landeier am Ende der Vorstellung in einer effektvoll inszenierten Panade landeten.

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Rund 50 Personen waren der Einladung von eisenerZ*ART ins Innerberger Gewerk-schaftshaus gefolgt, das die Rabtaldirndln gekonnt auf den Kopf gestellt hatten: So wurde der Zuschauerraum zur Bühne und die eigentliche Bühne zur Tribüne fürs Publikum, das sich nach rund 80 unterhaltsamen Minuten mit begeistertem Abschiedsapplaus bedankte.

Im Anschluss an die Vorstellung bot sich im Eisenerzer Hof noch die Gelegenheit, die Rabtaldirndln persönlich kennenzulernen. Wer mit ihnen ins Gespräch kam wird vielleicht bestätigen, was die Dirndln in ihrer Selbstbeschreibung ankündigen: Es lohnt sich ein Freund von ihnen zu sein.

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(Dank an Siegfried Gallhofer für die Fotos)