Öffentliche Unterhaltung

Eine moderne Geschichte von einer Gasthaustochter. Eine Leinwand in einem Gasthaus, zwei Frauen, die an Tischen sitzen, schreiben und tanzen. 70 Minuten persönliche Gedanken, die an die Öffentlichkeit dringen: Arbeitsalltag im Gastgewerbe und im Theater.

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Volles Haus im Erzbergbräu bei „Öffentliche Unterhaltung“

Am Samstag, 2. März nutzte eisenerZ*ART erstmals das im Vorjahr eröffnete Erzbergbräu als Bühne. Die beiden Protagonistinnen von „Öffentliche Unterhaltung“ führen dieses Stück, das 2012 in Oberzeiring uraufgeführt wurde, dem Thema entsprechend ausschließlich in Gasthäusern auf. Viele EisenerzerInnen waren der Einladung gefolgt, die Zuschauerreihen bis zum letzten Platz gefüllt.

Auf der Bühne zu sehen war links ein Gasthaustisch und Stühle, auf einem saß Christina Lederhaas, die wortlos und mit ausgeprägt starker Mimik und in immer schneller werdendem Rhythmus ihre Stellung veränderte. Zu hören war anfangs nur die Stimme des ersten Interviewpartners, der ausführlich erklärte, weshalb er mit moderner Kunst, mit Avantgarde, so rein gar nichts anfangen kann.

Rechts auf der Bühne, an einem Schreibtisch mit Drucker und Laptop, Johanna Hierzegger, die zunächst kurze Sätze und dann eine zusammenhängende Geschichte in den Computer tippte, wobei ihr Schreibvorgang auf die Leinwand übertragen wurde. Lederhaas bewegte sich indes immer schneller, zwischendurch maß Hierzegger den sich beschleunigenden Puls ihrer Kollegin. Irgendwann las Lederhaas laut vor, was Hierzegger aufgeschrieben hatte, um dann überraschend darüber hinwegzulesen, sprich den weiteren Verlauf der Geschichte zu antizipieren.

Es folgten Toneinspielungen weiterer Interviewpartner, begleitet von Lederhaas’ pantomimischen und gestischen Kommentaren und von Hierzeggers Schreib- und Korrekturarbeit. Ein abstrakter Tanz mit dem Holzmobiliar. Eine Performance mit einem Strahl Wasser. Puls messen. Gegen Ende des Stücks stülpte Lederhaas Tisch und Sessel völlig um und formte eine Sesselpyramide, auf deren Spitze sie schließlich thronte, einen weiteren Stuhl in die Höhe stemmend.

Die Simultanität von auditiv vorgetragenen Interviews, einer von Hierzegger gewollt fehlerhaft auf die Leinwand getippten Geschichte und der ungewöhnlichen Performance von Lederhaas forderten volle Konzentration – man fühlte sich als Zuseher oft hin und her gerissen, ob man nun den Aussagen der Interviewpartner lauschen, der märchenhaften Geschichte, die sich auf der Leinwand entrollte, folgen oder sich auf Lederhaas’ heftige Mimik und Gestik konzentrieren sollte.

Die beiden Protagonistinnen schätzten jedenfalls die ehrlichen Reaktionen des Publikums nach der Aufführung, die von „zu wenig progressiv“ bis „man weiß nie, ob es zu einfach ist oder zu kompliziert“ reichten.

(Fotos: Reini Schenkermaier)