Nachtschicht – Ehemalige „Voestler“ erzählen im Wirtshaus

Arbeitsprozesse im Bergbau jenseits des digitalisierten Zeitalters
September - November 2023
Gasthäuser in Eisenerz

 

Der Arbeitsprozess im Bergbau unterliegt durch den technischen Fortschritt fundamentalen Veränderungen. Waren entlang der Wertschöpfungskette der Erzerzeugung zu Beginn des
20. Jahrhunderts noch Tausende Menschen am Erzberg beschäftigt, so sind es heute nur noch etwa 260 Mitarbeiter*innen.

Mechanisierung, Automatisierung und Digitalisierung haben den Arbeitsprozess in den letzten Jahrzehnten vollkommen reformiert, und damit einhergehend die Arbeiter*innen-Struktur.

Bei der postindustriellen jungen Generation fehlt selbst in der Bergbaustadt Eisenerz jegliches Wissen über die Arbeitswelt ihrer Vorfahren. Waren Berufsbezeichnungen wie Grubenelektriker, Markscheider, Unterer Reviersteiger vor gut 50 Jahren noch gang und gäbe, sind sie heute durch die fortschreitende Technologisierung verschwunden.

Das Wissen um so manche Berufsgruppen der jüngeren Industriegeschichte ist nur noch an einigen wenigen Personen festzumachen, die großteils über 80 Jahre alt sind.  

Mit dem Format NACHTSCHICHT möchte eisenZ*ART diesen letzten Zeitzeugen mit dem Erfahrungsschatz eines versinkenden Zeitalters eine Bühne bieten und ihr Wissen für nachkommende Generationen festhalten. Im Laufe des Programmjahres 2023 sollen Einzelpersonen aus spezifischen Berufsgruppen identifiziert und mit ihnen ein informeller Erfahrungsaustausch in Gang gesetzt werden.

In der ungezwungenen Atmosphäre alteingesessener Eisenerzer Lokale wird die „Generation Voest Alpine“ animiert von ihrem einstigen Arbeitsalltag zu erzählen.

Das Ziel ist, mittels feinfühliger Moderation und Oral History-Systematik Narrationen zu sammeln, die audiovisuell dokumentiert das industrielle Erbe einer aussterbenden Eisenerzer Generation für die Nachwelt erhalten und authentisch erlebbar machen werden.

 

NACHTSCHICHT knüpft in seiner Herangehensweise an die Ausstellung WIR KLAUBERINNEN von 2021 an, deren Stellenwert durch den enormen Publikumserfolg und die breite Unterstützung der
VA Erzberg GmbH zum Ausdruck kam.

Es gibt in Eisenerz kein Bergbaumuseum, das die Veränderungen der Erzgewinnung darlegen würde. Aus diesem Grund scheint es für eisenZ*ART ein lohnendes Unterfangen, sich weiterhin der Geschichtsschreibung zu widmen und die letzten sieben Jahrzehnte im Bergbau Erzberg transparent zu dokumentieren.

 Der Succus des Programms NACHTSCHICHT soll im darauffolgenden eisenZ*ART-Programmjahr in Form einer Ausstellung, einer Publikation und eines neuen Eisenerz-Souvenirs der Allgemeinheit präsentiert werden.

 

Expertin: Kunsthistorikerin Karin Hojak-Talaber     Multimedia: Filmkünstler Martin Schitter